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ACHTES KAPITEL.

Leipzig erlebte er Triumphe, während freilich die aufgeklärten
Berliner Brüder seiner Behauptung, Alexander der Große, der
noch in Ägypten lebte, hätte durch seine magischen Krieger
Friedrich dem Großen zu seinen Siegen verholfen, keinen Glauben
schenkten. So kam er 1779 nach Mitau in Kurland. Hier
ließ er alle seine Künste spielen und er gewann viele Anhänger,
aber auch Feinde, darunter die Gräfin Elisabeth Constanze von
der Recke, die bei Gelegenheit des Halsbandprozesses seine in
Mitau verübten Betrügereien öffentlich aufdeckte.1 Auch in
Petersburg erging es ihm übel, denn sowohl der Spanische Gesandte
, als der Preußische reklamierten gegen ihn und nur durch
freiwillige Abreise entging er einem Ausweisungsbefehl. Erst in
Warschau gewann er sein Selbstgefühl zurück, machte allerlei
wertvolle Eroberungen, erlitt aber mehrfache Fiascos. In Straßburg
lächelte ihm wieder die Sonne des Glücks. Eine ungeheure
Menschenmenge erwartete am 19. September 1780 auf der Brücke
von Kehl die Ankunft des berühmten Mannes, der in einem von
sechs Pferden gezogenen Wagen saß, seltsam marktschreierisch
angekleidet, mit Diamanten und kostbaren Steinen übersät, neben
ihm seine schöne Frau mit stets lächelndem kindlichen Gesicht,
So zog er unter dem Jubel des Volkes in Straßburg ein. An den
Freimaurern hatte er auch hier einen Rückhalt und er beeilte sich
wie in Mitau und Warschau auch hier eine Loge des Ägyptischen
Eitus zu errichten und durch seine wunderbare Karaffe die
gläubigen Gemüter zu faszinieren. Dabei verstand er es schlau
durch Wohltaten und unentgeltliche Hilfeleistungen in Krankheitsfällen
sich Popularität zu erwerben. Seine Reichtümer
schienen unerschöpflich zu sein, so verschwenderisch ging er mit
dem Gelde um, aber für sich selbst brauchte er sehr wenig, er
war als Romane in Speise und Trank sehr mäßig und schlief
nur einige Stunden am Tage in einem Fautenil. Dabei machte
er seine Person sehr kostbar, indem er nur wenige Salons besuchte
, wo er als Prophet mit mystischen Phrasen um sich warf.

1 Nachricht von des berüchtigten Cagliostros Aufenthalt in Mitau im
Jahre 1779. Berlin und Stettin 1787.


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