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DIE ENTARTUNG DER FREIMAUREREI IM 18. JAHRHUNDERT. 289
«denen Glaube gefordert wird. Wahrlich, lieber Freund ich kann
mir nicht vorstellen, daß die Frage, glaubst du, daß es Gespenster
und Geistererscheinungen gibt? eine von denen sein
wird, nach welchen wir gerichtet werden sollen. Vor allen
Dingen rathe ich Ihnen, nicht Ihr Geld so unnütz anzuwenden
und Freimaurer zu werden. Was unter diesem Namen Gutes
geschieht, konnte ebensowohl ohne denselben auch geschehen;
und was Böses geschehen ist und noch geschieht, dazu bedürfte
es ebenfalls keiner eigenen Verbindung."
Forster und sein Freund Sömmering waren voller Furcht
vor der Rache der unbekannten Obern, von deren Macht namentlich
ersterer ganz übertriebene Vorstellungen hatte. Und Nicolai,
mit dem er am 20. Mai 1784 in Leipzig zusammentraf, bestätigte
ihn in der Meinung, daß hinter den Rosenkreuzern die Jesuiten
steckten, derselbe Nicolai, den Goethe im Walpurgisnachtstraum
(Faust I. Teil) mit den Versen verspottete:
Sagt wie heißt der steife Ma,nn ?
Er geht mit stolzen Schritten,
Er schnopperfc, was er schnoppern kann,
„Er spürt nach Jesuiten/
Nur in der Entfernung von Kassel sah Forster seine Rettung
und noch in der Rückerinnerung an das, was er dort erlebt
hatte, packte ihn die Verzweiflung an. „Zuviel ists,a schrieb
er am 14. Mai 1784 an Sömmering, „was wir schon erlitten;
unser Beutel geschnitten, unsere Zeit verderbt, unsere Denkkraft
geschwächt und gelähmt, unser Vaterland verarmt, unser Gedächtnis
mit unnützem Plunder angefüllt, unsere Grundsätze
untergraben und angesteckt." Das Schlimmste aber für Forster
war, daß er mit dem Glauben an die Wunderkraft der Rosenkreuzerei
überhaupt den Glauben verloren hatte und damit
vollends jeden Halt. Diese Tatsache erklärt auch den tragischen
Ausgang dieses Mannes.
Daß Forsters Ansicht von der Gefährlichkeit des Treibens
der Rosenkreuzer nicht so ganz unbegründet war, das beweisen
die merkwürdigen Vorgänge in Berlin, wo zwei Intriganten,
H. Boos, Geschiebte der Freimaurerei. 19
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