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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/boos1906/0318
312 NEUNTES KAPITEL.

die Loge zu den drei Eosen in Hamburg gestiftet hatte, am
14. Oktober 1771 aufnehmen. Nach der Aufnahme fragte der
Meister: „Nun? Sie sehen doch, daß ich die Wahrheit gesagt?
Sie haben doch nichts wider die Religion oder den Staat gefunden
!" Verdrießlich wandte sich Lessing um und sagte: „Ha!
ich wollte, ich hätte dergleichen gefunden; das sollte mir lieber
sein!" Vollends mußte er von der Loge zurückgestoßen werden,
nachdem er den impertinenten Brief des Großmeisters von Zinnendorf
gelesen hatte, der sich geängstigt darüber fühlte, daß
Lessing aufgenommen worden war, der vertraute Freund Bodes,
welcher dem abtrünnigen Kitter a Lapide nigro (so hieß Zinnen-
dorf in der strikten Observanz) den Fehdehandschuh hingeworfen
hatte. Dieser Brief enthält einen Glückwunsch, eine Warnung
und eine Drohung. „Suchen Sie derjenige zu werden, welcher
Sokrates ehedem den Atheniensern war; allein, dem widrigen
Schicksale auf die eine oder andere Art zu entgehen, welches
seine Tage verkürzte, müssen Sie den Zirkel nicht überschreiten,
den Ihnen die Freymaurerei jedesmahls vorzeichnet und jederzeit
eingedenk bleiben, daß wir nur hinter verschlossenen Thüren,
auch allein gegen Brüder, welche mit uns gleiche Erkänntniß
haben, von der Freymaurerei reden und die uns darinnen aufgegebenen
Arbeiten nie anders verrichten dürften." Damit war
Lessing unter Vormundschaft gestellt. Er begnügte sich mit den
drei Johannisgraden und war nach weitern Enthüllungen nicht
mehr lüstern. In Braunschweig zog er sich vollends vom Logenleben
zurück. „Wer wollte einem raschen Knaben, weil er dann
und wann noch fällt, den Gängelwagen wieder einschwätzen?"
sagte er später in Bezug auf seinen Eintritt in die Loge und
fügte bezeichnend hinzu: „Den Weg müssen wir alle betreten."
Gleichwohl beschäftigte ihn die Sache nachhaltig, und das Produkt
seines Nachdenkens sind die berühmten Gespräche „Ernst
und Falk"1 die er selbst als Ontologie der Freimaurerei

1 J. F. L* Th. Merzdorf hat einen Sontlerabdruck des „Ernst und Falk"
veranstaltet. Hannover 1855 mit wertvollen Erläuterungen. Vgl. über diese
Gespräche Findel, Studie über L. 3. Aufl. 1890 (Unbedeutend). E. Möncke"


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