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NEUNTES KAPITEL.

nämlich zu Ignatius Aurelius Feßler,1 der ihn im August 1799
besuchte, und besonders zu Friedrich Ludwig Schröder, dem
berühmten Schauspieler und Schauspieldirektor in Hamburg.2
Dieser war im Juni 1800 und nochmals im Sommer 1801 Gast
im Herderschen Hause. Mit ihm unterhielt er sich mündlich
und schriftlich über freimaurerische Fragen. Ja, es wird behauptet
, Herder habe für die Hamburger Loge das Eitual des
Meistergrades bearbeitet. Wenn dies auch nicht erwiesen
werden kann, so besitzen wir dagegen einen authentischen Beleg
für das tiefe aktuelle Interesse Herders für die Freimaurerei
und~die Reformbestrebungen Schröders, nämlich eine von ihm
bearbeitete Rede, „Über die Heiligkeit und Bedeutung der
Ehe", die Schröder mit wenigen Änderungen am Sylvesterabend
1801 in der Loge zu Hamburg hielt, worin er den Schwestern
ein schönes Denkmal setzte.3

Herder war kein Logenbruder so wenig wie Lessing und
doch ein eifriger Freimaurer. Er kannte so wenig wie jener
den wahren Ursprung des Bundes und beachtete dessen authentische
Dokumente nicht, und doch gelangte er kraft der Intuition
seines Genies zur richtigen Erkenntnis. Sein maurerisches Ideal
war die Humanität, die zu einem Gemeingut der ganzen Menschheit
gemacht werden sollte. Schon die merkwürdige Abschiedspredigt
,4 die er am 17. Mai 1769 seiner Gemeinde in Riga
hielt, enthüllt seine Gedanken, indem er am liebsten rein menschlich
predigte. „Wenn ich," schließt er seine Rede, „also eine
Philosophie gepredigt habe, so war es immer eine Philosophie
der Menschheit; ich redete ein Wort, um menschliche Seelen
glücklich zu machen." Seine ganze Schriftstellerei war dem Werke
der Humanität gewidmet. In den schönen Briefen über das
Studium der Theologie betont er aufs schärfste den rein menschlichen
Gehalt der Bibel; die Theologie ist ihm nicht Wort-, noch

1 S. das folgende Kapitel.

2 S, das folgende Kapitel.

8 Jetzt abgedruckt in sämtlichen Schriften ed. Suphan. XXXI p. 657 ff.
4 Sämtliche Schriften XXXI p. 122 ff.


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