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DER EINFLUSS DER FREIMAUREREI AUF DIE GEISTIGE KULTUR. 333

sich der Reformator als ein nationaler Prophet, als „Ekklesiastes,
als Prediger und Lehrer der Deutschen Nation" darstellte* Hier
faßte er sein geschichts-philosophisches Glaubensbekenntnis in
knappen Sentenzen zusammen, überzeugt, daß, wie physisch, so
auch moralisch und politisch die Menschheit in ewigem Fortgang
und Streben, daß die Perfektibilität keine Täuschung, sondern
Mittel und Endzweck zur Ausbildung alles dessen sei, was der
Charakter unseres Geschlechts, Humanität, verlanget und
gewähret." In seiner Abhandlung: „Über Publikum und Vaterland
" offenbart Herder seine ganze Gesinnungstüchtigkeit und
seinen freien Mannesmut. Er will nichts von Vaterlandsstolz
wissen, wohl aber preist er begeistert die Vaterlandsliebe, welche
die Pflicht für jeden einschließt, sich dem Gemeinwohl zu weihen
und bei öffentlichen Gefahren rettend mit Hand anzulegen- Aber
über das engere Vaterland hinweg lenkt er den Blick auf die
Eine Menschenfamilie und verlangt: „Verbannung des
Eroberungsgeistes, Wettstreit nicht der körperlichen,
sondern der Geistes- und Kunstkräfte der Völker
Europas untereinander." Ach, wie fern stehen wir noch
von diesem Ziele!

Das Lutherbüchlein variiert zum Teil die Gedanken Lessmgs
in der Erziehung des Menschengeschlechts. Der Geist seines
Freundes umschwebte ihn, namentlich „Ernst und Falk! hatte
es ihm angetan, ja, in seinem „Gespräch über eine unsichtbare
sichtbare Gesellschaft" druckte er Lessings Freimaurergespräche
größtenteils wieder ab. Doch gab er der Fortsetzung eine andere
Wendung. Nicht eine geheime Gesellschaft will Herder, sondern
eine offene allgemeine Gesellschaft aller denkenden Menschen
in allen Weltteilen, deren Meister Faust oder Gutenberg
sein soll." Denn „seitdem die Buchdruckerei ihre Worte und
Zeichen in alle Welt sendet, sollte es keine geheime Worte und
Zeichen mehr geben." Die Taten dieser sichtbaren Gesellschaft
sind „Poesie, Philosophie und Geschichte, die drei
Lichter, die hierüber Nationen, Sekten und Geschlechter erleuchten
; ein heiliges Dreieck: Poesie erhebt den Menschen durch


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