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DER EINFLUSS DER FREIMAUREREI AUF DIE GEISTIGE KULTUR. 335

Manchem, Manchem der Bruderkuß und die Bruder-Umarmung
schwer ward. Ein Liebhaber kann nicht so beschämt sein, als
ich's den ganzen Abend war; und doch war es keine fröhlich
hoffende Beschämung. Ich mußte Menschen Brüder nennen,
deren Einige ich sonst in meinem Herzen völlig verachtet hatte ;
andere, die gute Leute für andere sein mögen, mit denen ich
aber keinen Blutstropfen, geschweige das Innere meines Herzens
und den Weg des Lebens gemein habe. Noch andere waren
unbedeutende, äußerst mittelmäßige Menschen und die Wahrheit
zu sagen, nur Zwei in der Versammlung haben mich beruhiget
und getröstet."

In seinen letzten Lebensjahren vertiefte sich Herder, angeregt
durch den intimen Verkehr mit dem eifrigen Freimaurer
Fr. L. Schröder, aufs neue in das Studium der Freimaurerei.
Er benutzte dafür die Dresdener und Göttinger Bibliothek und
veröffentlichte das Resultat wiederum in Form von Gesprächen
und zwar in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift Adrastea.
Das erste Gespräch ist mit bedeutungsvoller Anspielung an die
dem J. V. Andreae zugeschriebene Schrift Fama Fraternitatis
betitelt, mit dem Zusatz: Über den Zweck der Freimaurerei,
wie sie von außen erscheint.1 Dieses Gespräch, wie auch die
folgenden können sich an künstlerischem Eeize nicht mit den
Lessing'schen Freimaurergesprächen messen. Gleich der Anfang
ist an den Haaren herbeigezogen, indem Faust das Gespräch
mit den Worten eröffnet: „Wenn man von nichts anderm zu
reden weiß, spricht man von der Freimaurerei oder von Geistern."
Auch hier wieder dient Lessing zur Unterlage des Gespräches,
indem oft ganze Sätze wiederholt oder an solche angetönt werden
. Faust, der Führer des Gesprächs, eifert gegen die Lüge,
deren sich die Freimaurer in ihrer Geschichtschreibung schuldig
machen. Sondert denn Niemand Wahrheit und Lüge, Schein
und Sein? „Die Gesellschaft läßt einen Schimpf auf sich, der
sie in den Augen der Welt entweder als Blödsinnige oder als
Täuschende darstellt!" Wie viele schlechte Schriften haben sie

1 S. die schöne Arbeit von Ritter in der Asträa 1886 p. 58 ff.


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