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NEUNTES KAPITEL.
„Zeit und Umstände veranlaßten uns 1782, die Arbeiten
unserer Loge Amalia einzustellen und bis jetzt ruhen zu lassen;
Zeit und Umstände veranlassen uns anjetzt, unsere Loge Amalia
wieder zu eröffnen und unsere Arbeiten in derselben wieder zu
erneuern. Wir sind indessen als Maurer nicht untätig gewesen,
wir haben in der Stille Welt und Menschen, den Geist der
Zeit und die Resultate seines Wirkens, den Fortgang der Maurerei
zu ihrer Vervollkommnung beobachtet und auch ohne Logenverband
unsere Maurerpflichten getreu zu erfüllen gesucht, so gut
es uns möglich war. Mehrere Erfahrungen, die wir indessen
sammelten, und schätzbare Aufklärungen, die wir über Zweck
und Wesen unseres Ordens erhalten, haben bei uns den Entschluß
bewirkt, bei unseren Arbeiten das ehedem bei der Loge
Amalia angenommene, anjetzt aber nicht mehr brauchbare System
der strikten Observanz zu verlassen und anjetzt das weit mehr
gereinigte zweckmäßigere und dem Geist unserer Zeit und Kenntnisse
mehr entsprechende System der großen Provinzial-Loge
von Niedersachsen zu Hamburg, nach welchem auch Sie arbeiten,
anzunehmen und uns mit gedachter Provinzial-Loge zu vereinigen
/ An der Wiederbelebung der Loge Amalia hatte also
Goethe den größten Anteil. Mit dem 24. Oktober 1808 eröffnete
die Loge Amalia unter der Hammerführung Fr. J. Bertuchs ihre
Arbeiten. Die erste gedruckte Logenliste weist 17 Gründernamen
auf, wozu dann noch zwölf Brüder beitraten. Welch
eine Fülle geistiger Kapazitäten findet sich in diesem Verzeichnis.
Wer in Weimar Anspruch auf Geist erhob, schloß sich der Loge
an, selbst der 79jährige Wieland wollte nicht zurückbleiben.
Leider war Fr. Schiller, ein begeisterter Anhänger des Nathanevangeliums
, schon dahingeschieden, sonst hätte er gewiß nicht
gefehlt. Schon in Mannheim hatte er wackere Freimaurer
kennen gelernt, dann verband ihn treue herzinnige Freundschaft
mit Chr. G. Körner, der bis zu seinem Tode, 13. Mai 1831, ein
eifriger Freimaurer war. Allein Schillers Armut hinderte ihn
einer Loge beizutreten, und als er dann in Jena und Weimar
seinen bleibenden Wohnsitz aufschlug, fehlte ihm hier die
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