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NEUNTES KAPITEL.

Nicht minder schön und tief sind die „Urworte". Das sind
Dinge, die nicht zerpflückt, sondern empfunden und genossen
sein wollen. Wer wollte vollends dem wundervollen Fragmente
„Geheimnisse" den freimaurerischen Gehalt absprechen! Goethe
hatte von Jugend an eine Neigung für das Geheimnisvolle und
für Symbolik, die im Laufe seiner Jahre zunahm. Man denke
nur an die „Natürliche Tochter". In den Geheimnissen erscheint
Humanus als der Hohepriester der Humanität. Das einfache
und rein Menschliche, die Idee der Humanität, ganz im Sinne
Herders, wird hier als die innere Triebkraft und Wesenheit
aller Religion dargestellt; „die verschiedenen Religionen sind
nur durch Volkstümlichkeit und Klima verschiedenartig bedingte,
bald mehr, bald weniger verschleierte Spiegelungen dieser ursprünglichen
reinen Menschheitsidee." (Hettner.) Später, 1816, gab
er diesem rätselhaften, 1784 verfaßten Gedichte, das eben darum
immer wieder die Phantasie reizt, eine Auslegung. „Wäre dieses
Gedicht vor dreißig Jahren, wo es ersonnen und angefangen
worden, vollendet erschienen, so wäre es der Zeit einigermaßen
vorgeeilt. Auch gegenwärtig, obgleich seit jener Epoche die
Ideen sich erweitert, die Gefühle gereinigt, die Ansichten aufgeklärt
haben, würde man das nun allgemein Anerkannte im
poetischen Kleide vielleicht gerne sehen und sich daran in den
Gesinnungen befestigen, in welchem ganz allein der Mensch auf
seinem eigenen Montserrat Glück und Ruhe finden kann.u Eine
dem Uneingeweihten dunkle Symbolik spielt auch in dem „Märchen
", wo die drei metallnen Könige die drei Lichter: Weisheit,
Schönheit und Stärke darstellen.

Im Wahren, Guten und Schönen resolut zu leben, war auch
der Wahlspruch W. A. Mozarts.1 Diesem kindlich reinen
Menschen hatte es die Freimaurerei angetan, denn er fand im
Tempel wahrhaftige Befriedigung seiner höhern gesellschaftlichen
und geistigen Bedürfnisse. Seine echte Humanität, sein warmes
Mitgefühl für menschliche Leiden und Freuden, sein herzlichstes
Bedürfnis, zu helfen und wohlzutun, alles das machte ihn für

1 0. Jahn, W. A. Mozart. 3. Aufl. Leipzig 1889. 2 Bände.


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