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ZEHNTES KAPITEL.
Die Reform der Freimaurerei.
„Nicht Stillstand, sondern Fortschritt."
Kaiser Friedrich.
Die großen Denker und Dichter haben in goldenen Schalen
ihre kostbaren Früchte der Menschheit dargereicht. Es war
nun Pflicht der Freimaurer, diesen Schatz für ihren Bund fruchtbar
zu machen. Die Freimaurerei hatte ihre Sturm- und Drangperiode
gehabt, eine Erscheinung, die aus einem zu großen
Kraftüberschuß herzuleiten ist. Eine ernstere Stimmung griff
nun um sich, im Einklang mit den Zeitereignissen, die seit den
achtziger Jahren sich stürmischer anließen. Da mußten die
falschen Ideale verfliegen, und was nicht lebenskräftig war, wurde
eine Beute des über die Erde dahinbrausenden Sturmwindes.
Eine große Anzahl von Logen deckte oder schlief an Teilnahm-
losigkeit ein; verhältnismäßig nur wenige überdauerten die
Revolutionszeit. Um so stärker pulsierte in den wenigen das
Leben. Man gelangte zur Selbstbesinnung und Selbsterkenntnis;
nun studierte man eifrig die Geschichte der Freimaurerei, wodurch
dann wiederum die Bahn geebnet wurde für die richtige
Durchführung der so nötigen Reformen des Logenlebens. Freilich
fehlte es nicht an Schwankungen und Irrungen, aber zuletzt
drang man doch siegreich zur Wahrheit durch. Es gab ja überaus
wackere Männer, die, wie z. B. der vortreffliche Hamburger
Sieveking, die Freimaurerei aus ihrer Versumpfung nur dadurch
glaubten retten zu können, daß man den Freimaurerbund in
eine gemeinnützige Gesellschaft umwandle. Andere, wie der
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