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ZEHNTES KAPITEL.
liehen Schilderung seiner Jugendzeit seiner Vaterstadt nicht ganz
gerecht. Er hatte ja später wohl Ursache zur Verstimmung,
allein das Bild, das er von dem geistigen Niveau Frankfurts
entwirft, ist doch allzu grau in grau gehalten. Frankfurt zeichnete
sich vor vielen andern Reichsstädten durch ein frisches Leben
aus und zählte sowohl unter dem Patriziat als namentlich unter
der Französischen reformierten Gemeinde eine Anzahl bedeutender
Männer. Viele Geschäftsträger auswärtiger Fürsten schlugen
hier ihren Wohnsitz auf und die berühmte Frankfurter Messe
brachte einen beständigen Zufluß Fremder, von denen sich viele
in die Loge aufnehmen ließen, die dann wiederum die königliche
Kunst in allen Landen verbreiteten. So nimmt Frankfurt
in der Geschichte der Freimaurerei eine bedeutsame Stellung
ein. Hier wurde das Englische Konstitutionenbuch in Französischer
und Deutscher Übersetzung wiederholt gedruckt, ebenso
andere freimaurerische Schriften, die hauptsächlich zur Verbreitung
freimaurerischer Ideen beitrugen.
Am 27. Juni 1742 wurde die Loge zur Einigkeit durch
drei Brüder der Großloge in London feierlich installiert. Den
Geist, der in dieser Loge herrschte, erkennt man am besten
aus der schönen Instruktionsrede des ersten Meisters vom Stuhl,
Ph. Fr. SteinheiL In dieser wird die Freimaurerei als eine Verbindung
einsichtsvoller Männer charakterisiert, die vereinigt
durch das Band der Bruderliebe, geleitet durch die Grundsätze
der Moral, sich bestreben, eine vernünftige Gesellschaft zu bilden,
zu welcher jedes Mitglied alle Eigenschaften mitbringen soll,
welche die Gesellschaft nützlich und angenehm machen.1 Hier
erhielt auch der Freiherr von Hund2 das erste Licht. Zwar
gründeten einige Brüder 1753 eine Schottische Loge zur Aufrichtigkeit
, allein sie hatte keinen Einfluß auf die Johannisloge
und erlosch bald wieder. Die Loge zur Einigkeit zeichnete
sich durch echte Brüderlichkeit und große Ordnungsliebe aus.
1 S. Keller, Geschichte des eklekt. Freimaurerbundes p. 71 ff.
2 S. o. p. 232 ff.
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