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ZEHNTES KAPITEL.

großen Gesellschaft gelöst, sie ist der einzige mögliche Zweck
einer aus allen Ständen und allen gebildeten Völkerschaften,
durch Absonderung von der größern Gesellschaft entstandenen
kleinen Gesellschaft, welche sich nun eben Freimaurerei nennt!
Der Freimaurer ist nicht religiös, er denkt und handelt religiös;
die Religion ist ihm kein Gegenstand, sondern nur der Äther,
in dem ihm alle Gegenstände erscheinen. In seinem Gemüte
ist Vaterlandsliebe und Weltbürgersinn innigst vereinigt: Vaterlandsliebe
ist seine Tat, Weltbürgersinn ist sein Gedanke.

Fichte gehört zu jenen rücksichtslosen Prophetennaturen,
die unbekümmert um die Wirklichkeit, ihr Ideal in Leben
umzusetzen suchen. Die Gedanken in seinen schönen „Reden
an die Deutsche Nation" berühren sich innig mit denen in den
Freimaurerbriefen. Die Nation soll zum Pflichtbewußtsein erzogen
werden; mit dieser Lehre wurde der Philosoph der stärkste
Feind des großen Korsen, denn, indem Kant und Fichte die
Fahne des kategorischen Imperativs entfalteten, haben sie die
Begeisterung der Deutschen Freiheitskämpfer entflammt und
dadurch die Welt vom größten Menschenverächter befreit.

Trotzdem Feßler mit Fichte im Streite lag, erkannte er
neidlos das große Wissen dieses Mannes an, und er sagte traurig,
als man ihm den Absagebrief Fichtes mitteilte: „So haben die
lieben Brüder ihrem hinschwindenden Körper wieder einen tüchtigen
lebendigen Kopf abgeschlagen/ Feßler ahnte, daß es ihm
ebenso gehen würde» wie Fichte- Dessenungeachtet arbeitete
er an der Revision der Rituale rüstig weiter. Die drei Johannisgrade
gestaltete er nach dem Altenglischen Ritual um. Am
liebsten hätte er die höhern Grade ganz abgeschafft, allein die
Brüder hingen einmal an ihnen. Was bezwecken denn eigentlich
die maurerischen Rituale? „Nicht Mittel, die Neugierde der
Brüder zu unterhalten und zu spannen; nicht symbolische Vorbildungen
der letzten Aufschlüsse, die noch in höhern Aufschlüssen
wieder enträtselt, ihrer täuschenden Hülle beraubt und in ihrer
Blosse hingestellt werden müßten; nicht feierliche Versprechungen
einst mitzuteilender Geheimnisse, sondern reine belehrende, auf


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