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DIE BEFORM DER FREIMAUREREI.

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Hauptaufgabe aber ist: „ein ganzer, selber, voll wesentlicher
Mensch" zu sein. „Der Mensch soll sich nicht in die Tätigkeit
verlieren, er soll nicht blos aus sich herauswirken, sondern er
soll seine Kräfte zurückrufen und sie auf die Einheit des Innenlebens
, als den überlegenen Grund, beziehen." „Der Mensch
soll fester in sich selbst wurzeln und sich aus allem Lärm der
Welt zurückziehen können in das stille Heiligtum des Gemüts,
um hier alles Erlebte zu läutern und zu befestigen." Eine tiefe
Beligiösität erwärmt alle seine Schriften, und durch die Forderung
der Verbindung echter Religiosität mit energischer Kulturarbeit
wird er uns Modernen sympathisch. Er sucht die Welt als
Gottesreich zu verstehen, aber besonders energisch erfaßt er die
Idee der Menschheit. „Von rechtlichem, sittlichem und religiösem
Idealismus getragen, sucht er die notwendigen Entwicklungsformen
zu begreifen, welche alles menschliche wie das
organische Leben im Individuum und in der Gattung als parallele
Prozesse durchzumachen hat, und sieht die Aufgabe des Menschengeschlechts
in der durch äußere Zusammengehörigkeit ebenso
wie durch innere Gemeinschaft sich ausprägenden Vereinigung
der Geister."1 Diesem Zwecke entspricht sein Menschheitsbund
. „Die Menschen sollen heraus aus der Vereinzelung und
der Gleichmütigkeit gegeneinander, ein jeder soll sich für die
andern und den Zustand des Ganzen verantwortlich fühlen, wir
alle sollen solidarisch unser Geschick erfüllen und unsere Arbeit
verrichten." „In jedem Einzelnen eröffnet sich eine ewige
Quelle des Lebens und der Schönheit, ein unerschöpflicher Schatz
von Anlagen und Kräften/ „Jeder Mensch, wie gering auch
Mancher erscheine, ist ein Wesen von unendlicher, unergründlicher
Tiefe." Ein jeder aber ist Mitglied des Geisterreichs
und er dient daher einer Notwendigkeit seines eigenen idealen
Wesens, wenn er größern Zusammenhängen zustrebt und sich
mehr und mehr als Glied eines Ganzen begreift. Die Einigung
soll aber aus freiem Willen, nicht aus Zwang geschehen. Die
naturgemäße Form des menschlichen Gemeinlebens ist daher die

1 Windelbaud 1. c. II, 282.


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