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gröster Not errettet worden) aufwerts bis auf
dz Leen und also in allem 76 Heuser ohne die
Stähl völlig abgebrant und iammerlich in die
Aschen gelegt worden. Wenig ward von dem
Hausrat salviert, und ein grosses Guot ver-
luhren in- und ausländische Kaufleüt, so ihre
Effecten hin und här in den Susten und Läden
hatten. Gleichwohlen ist, welches ein Miracul,
kein Mensch verlohren worden. Das Feüwr
hat in den Fundamenten hernach sich noch
lang aufgehalten und wäre der Uberrest des
Fleckens sehr in Gefahr. Das Feüwr hat auch
disen Turn ergriffen, von deme man noch den
Helmknopf und darin ein Schrift von H.
Alexandra Bessler selig inserieret, unverledzt
darvon gebracht. Da ist dz Elend erst recht
gross geworden, indemme über 1000 Seelen
tach- und gemachlos worden. Unsere Nach-
parn von Brunnen haben den Glanz des
Feüwrs wahrgenommen und hat man sich
ihrer Hilf wohl zuo erfreüwen gehabt. Ge-
wüss ist, dz wan der Pfön gewähet, ganz
Altorf totaliter in die Flammen geraten were.
Die Oberkeit hat gleich den Beschädigten
1000 Louisthaler [ä Gl. 2, Tch. 10] gesteüret,
mit Geding, dz denjenigen, so wider bauwen
wolten, der zweite Teil darvon zum Vorteil
zuokommen sollen. Die ausländischen Steüren
beziechen sich auf 4000 Gl.«
»Inz wüschen hat man angefangen, noch disen
Sommer die abgebrante Heüser hin und wider
widerumb aufzuobauwen und ist eben schier
zuo erst auf Anordnung Herren Haubtmann Jost
Antoni Schmidts, dissmaligen Landsseckel-
meisteren, an disen bis auf die Helfte abgebrannten
Turn Hand angeleget und an nun
heüt, so da ist der 23. Octobris 1693 solcher
zur Perfection gebracht und diser Helmknopf
daraufgestecket worden. Eben disen Herbst
sind und sollen annoch under dz Tach kommen
die Heüser Herren Landschreibern Johann
Jacob Püntiners, Hrn. Franz Wilhelm von Rechbergs
, Sebastian Ringolds, Meister Baschi
Traxels, Meister Baschi und N. der Gnossen
und andere mehr. Darbey aber nit solle vergessen
werden, was gestalten der obbedeüte
Hr. Seckelmeister Schmid sich absonderlich
und ex proprio motu zuo Anordnung in Einrichtung
der neüwen Gebeüwen hat gebrauchen
lassen. Herr Carl Leonty Püntiner, obvermelten
Hrn. Landschreibers Johann Jacobs Sohn, ein
trefflicher Architectus nit nur alle Grund- und
Bauwriss selbsten gemacht und zuo Geradrichtung
der Strassen dz meiste getan, sondern in
all anderem mit unermüödlichem Fleiss und
unbeschreiblicher Gedult, ohngeacht all bös-
und guoter Reden, dem ganzen Wesen so
treffenlich vorgestanden, dz billich dz nachkommende
Altorf disem jungen Man und seiner
Industriae zuo danken nit wenig Ursach hat.«
Ein Klafter Tannenholz kostete damals 1 Gl.
5 Sch.; Buchenholz 1 Gl. 2Vji Sch.; ein Saum
Kalk 12 Sch.; 100 Dachziegel 1 GL; ein
Schuh behauener Sandstein 14 Sch.
Weniger nachhaltige Spuren als dieser
Brand liess das Erdbeben vom 10. Sept. 1747
zurück (siehe Artikel Haus Dr. Alban Müller),
obwohl dasselbe viele Häuser beschädigte und
namentlich in den Kirchen die Gewölbe zer-
riss. Dagegen hat sich unauslöschlich in das
Gedächtnis des Volkes eingegraben der grosse
Dorfbrand, welcher am 5. April 1799 bei
heftigem Föhn nach amtlicher Schätzung 440
Gebäude vernichtete, und einen Schaden von
mehr als drei Millionen Franken verursachte.
Nebst der Pfarrkirche waren auch die übrigen
Kapellen, das Kapuzinerkloster, das Spital,
sämtliche Pfrundhäuser und alle im Flecken
befindlichen Staatsgebäude in Asche gesunken.
Eine ausführliche Beschreibung dieses Unglückes
brachte das Urner Neujahrsblatt
von 1899.
Bis dahin zählte Altdorf noch immer eine
grosse Anzahl von Holzhäusern mit Schindeldächern
. Daher konnte ein Reisender, der im
Sommer 1785 die urnerische Landesresidenz
gesehen, behaupten: »Altorf ist altvaterisch
gebauet; ich glaube, dass man noch Häuser
hier aus Wilhelm Teils Zeiten antrift. Viele
Dächer sind wegen der Wuth der Winde mit
Steinen beschwert.« (Kleine Reisen. Berlin
1786, Bd. III, 78). Nach dem grossen Brande
verbot die Muri izipalität von Altdorf das Wiederaufrichten
von Holzhäusern und verordnete: »In
dem Bezirke vom untern hl. Kreutz, des Bürger
President Franz Martin Schmids Haus (heute
E. Baumann) mitgerechnet, bis zu des Bürger
Lieutenant Isenmanns Haus (heute Bundesrichter
Dr. F. Schmids Haus), selbes mitge-
nohmen, und vom Zopfgarten bis zum Kapuzinerkloster
einschliesslich soll kein sogenanntes
Gwedde-Haus Platz haben.« »Alle
Häuser, Ställe und andere Gebäude in gedachtem
Bezirk sollen mit Zieglen bedeckt
werden.« »Im Flecken sollen nur steinerne
Ställe gestattet sein.« Als Wunsch wurde an-
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