Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/1
Das Bürgerhaus in der Schweiz (1. Band): Das Bürgerhaus in Uri
Basel, 1910
Seite: XIII
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_01_1910/0015
Kirschen herrühren, welche man samt den zerquetschten
Kernen gegessen habe.

Speziell auf den ehemaligen Verkehr über
den St. Gotthard sind die vielen alten Wirtshäuser
zurückzuführen, welche zum Teil noch
jetzt deutliche Spuren ihrer einstigen Bedeutung
, Behaglichkeit und Schönheit an sich
tragen. Ohne den St. Gotthard wäre in dem
vormals kleinen Nest Flüelen der »Ochsen«
und das Jost Rämihaus nicht denkbar gewesen,
wäre das feudale Wirtshaus bei der Sust in
Silenen nicht entstanden und würden Andermatt
und Hospental nicht eine so grosse Zahl
stolzer Bürgerhäuser zählen. Bei dem langsamen
Tempo des Reisens und bei der alten
Art des Warentransportes blieb viel Geld für
Fuhrknechte, Kutscher, Lebensmittel, Saumund
Postpferde, Futter, Stallungen, Wagner,
Schmiede, Sattler und andere Handwerker
im Lande zurück. Gesandte, die über den
Gotthard nach Italien reisten, deutsche Pilger,
welche es hinzog zu den heiligen Stätten von
Loreto und Rom, oder die zum heiligen Grab
über Venedig nach Jerusalem wallten, übernachteten
regelmässig in Altdorf. Waren es
Personen von Stand und Rang, so erwiesen
ihnen die Gnädigen Herren von Uri durch
Weinverehrungen und Gesellschaftleisten in
einem bessern Wirtshaus die gebührende Ehre.
Während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
geschah dies meist im »schwarzen
Löwen«, welcher sich mindestens seit 1756
im Besitze der Familie Arnold aus der Ämmeten
(Bürglen) befindet. Altdorf war auch der
Sammelplatz der grossen eidgenössischen Gesandtschaften
, die 1578 zum Bundesschwur
nach Turin, 1588 nach Mailand und später
gelegentlich ins Wallis ritten. Am andern
Abend logierten dann die Boten und ihr Gefolge
in den Wirtschaften zu Andermatt und
Hospental. Eine Zwischenstation bildete je-
weilen Silenen, später Amsteg. Flüelen und
Wassen hatten eine Zollstätte; diejenige von
Göschenen ging offenbar noch im 17. Jahrhundert
ab.

Wenigstens eine Gruppe von Bürgerhäusern
steht nur in losem Zusammenhang
mit dem Handel und Verkehr über den St.
Gotthard, nämlich die Sitze der Magistraten
und der aus Fremddienst heimgekehrten Offiziere
. Die beiden Begriffe decken sich hier
nahezu vollständig. Junge Männer aus bessern
Familien boten irgend einem Fürsten ihre

Dienste an- Kamen sie nach Jahren mit dem
Grade eines Hauptmanns oder gar eines Obersten
nach Hause, so stunden ihnen die Ehrenämter
des Landes offen. Bis 1830 traf man
viele Urner in französischem Sold, im 18. Jahrhundert
aber ebenso viele in Spanien, in Neapel,
im Piemont und im Kirchenstaate, wo ihnen
schon seit Mitte des 16. Jahrhunderts der Papst
ausschliesslich die Garden von Bologna und
Ravenna reservierte. Es wird aber Sache eines
Spezialisten sein, die verschiedenen Einflüsse
des im Auslande gebildeten Geschmackes an
den urnerischen Bürgerhäusern im Detail
nachzuweisen.

Oelbilder mit dem alten Altdorf besitzen
das hist. Museum, Dr. Kesselbach, Dr. Alban
Müller und Frau Müller-Jauch in Altdorf. Die
genaueste Darstellung Altdorfs vor dem Brande
von 1799 dürfte das Gemälde in Landammann
Lussers Vaterhaus bieten, dessen Reproduktion
1899 dem Urner Neujahrsblatt beigelegt
worden ist und Karl Alois Triner zum Urheber
hat. Die Holzschnitte in den Werken von
Stumpf (1548) und Münster (1550) sind etwas
schematisch gehalten, nicht viel besser ist
der Stich von Merian (1642) der sich in ungezählten
illustrierten Werken mehr oder
weniger getreu wiederholt findet.

Wir können unsere allgemeinen Bemerkungen
nicht schliessen, ohne den lebhaftesten
Dank allen denen auszusprechen, welche den
Verfassern des historischen Textes mit Zuvorkommenheit
ihre Häuser öffneten und ihre
Familienpapiere, sowie ihre Erinnerungen zur
Verfügung stellten. Allfällige Berichtigungen
zu diesem eigenartigen ersten Wurfe nehmen
dieselben zu gelegentlicher Verwertung gern
entgegen. W.

Haus Zumbrunnen,

»zu allen Winden«.

Dieser Sitz in sehr freier Lage, etwa 1 km.
südwestlich von Altdorf, inmitten prächtiger
Matten, wird erwähnt in einer Gült vom
12. Februar 1549 »auf dem Gut Birbeumli
hinter Ammann Berolingers Hofstatt im Alt-
dorfer-Boden, stosst unten an die Strasse nach
Attinghausen, oben an Ammann Zambrun-
nens sl. Matten, seitwärts an ein Gut, genannt
Huohn.« Genannter Ammann Zumbrunnen
führt den Taufnamen Mansuet und ist der Sohn
jenes Landammann Johannes Zumbrunnen,

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