Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/1
Das Bürgerhaus in der Schweiz (1. Band): Das Bürgerhaus in Uri
Basel, 1910
Seite: XVII
(PDF, 21 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_01_1910/0019
gleichnamigen Sohnes Florian (geb. 1851),
seit 1891 Mitglied des Ständerates und seit
1894 Mitglied des urnerischen Regierungsrates.
Landammann 1896 bis 1898, 1902—1904 und
1905 -1907. W.

Der Frenidenspital.

(Abbildungen S. 14, 15.)

Der Fremdenspital erinnert nicht bloss durch
sein Äusseres an längst entschwundene
Zeiten, er ist auch seinem innern Wesen
nach eine echt mittelalterliche Schöpfung.
Das Reisen galt bis in die letzten Jahrhunderte
bei der doppelten Unsicherheit der
Wege nicht als Vergnügen. Neben dem
Kaufmann, Krieger, Pilger und Bettler ver-
liessen nur Wenige um des Reisens willen
den heimischen Herd. Wenn nun zu des
Wanderers Entsetzen der Beutel vor der Zeit
sich leerte oder die Strapazen der Reise unerwartet
die Gesundheit angriffen, so blieb
der Betroffene, fern von seinen Angehörigen,
auf die christliche Nächstenliebe der neuen
Umgebung angewiesen. Pilgerherbergen und
Spitäler suchten überall den grossen Heerstrassen
entlang solchen Unglücklichen zu
Hilfe zu kommen. Seitdem der Gotthardpass
eröffnet worden und als Militär- und Handelsweg
sich in steigendem Masse Geltung verschaffte
, war auch im Hauptorte des Landes
Uri, wo kein gastliches Kloster als Ersatz in
die Lücke trat, eine bescheidene Fremdenherberge
immer weniger entbehrlich. Aber
nicht die gnädigen Herren und Obern und
auch nicht die Vorsteher des Hauptortes legten
zuerst Hand an dieses soziale Werk, sondern
ein schlichter Bürger, Hans Kramer, trat den
4. Oktober 1437 vor Landammann und Richter
und eröffnete, wie er »ein Hus hab ze Altorff
an Rüstaler Gassen oben an Henslis Bergers
Hus« und nun eine Stiftung machen wolle,
darin bestehend, dass derjenige, welcher »dz
Hus nach sinem Tot inne hab, dz der ein
Bet hinden im Hus in eim Kaemerli sol behan,
dz ouch ietz da ist, also dz man arm Lüt da
sol herbrigen über nacht und dz sol ewenklich
also bestan.« Gemeinde und Private äufneten
im Laufe der Zeit diese erste Stiftung und
führten ein eigenes Gebäude auf, wozu auch
das Land Uri »ein mergkliche Stür getan,
damit dz arm Lüt, Frömd und Heimsch, Krank

und Siech, Bilgern und ander alda gespist und
gedrenkt, ouch mit Herberg und mit andren
nottürftigen Dingen versächen werdint.« Die
Landsgemeinde erteilte überdies unterm 23.
April 1493 dem Fremdenspital das Privileg,
alle die darin mit Tod abgehen, beerben zu
können. Den 30. September 1551 bittet der
Gesandte von Uri die übrigen Orte auf der
Tagsatzung zu Baden um ihre Ehrenwappen
in den neuen Spital, welchen seine Herren
mit grossen schweren Kosten gebaut. Gegen
Zusicherung lebenslänglicher freier Wohnung
im Spitalgebäude, vergabte Josue Zum-
brunnen im Jahre 1583 1000 Gulden Luzerner
Währung für eine ewige Muosspende,
je am Freitag nach dem Amt an Arme, die
darum anhalten, auszuteilen. Nebstdem verpflichtete
sich der Stifter, eine Kapelle zu
erbauen, die rückwärts beide Spitalhäuser
miteinander verbinde, dieselbe mit Glöcklein,
Kelch und Paramenten auszustatten und in
die Ehre des heil. Geistes, Maria, Jakob und
Sebastian einweihen zu lassen. Die beiden
Spitalgebäude mit ihren Treppengiebeln sind
mithin älter als die Kapelle und werden an
der Front gegen den Platz durch ein hohes
Portal verbunden, das mit einem auf zwei
Konsolen ruhenden und von zwei Säulen und
einem Kämpfergesimse umrahmten Relief aus
Sandstein geschmückt ist In der Mitte steht,
von einer Nische etwas geschützt, der Pilgerpatron
St. Jakob, rechts und links neben ihm
erhebt sich, als Hochrelief aus der Fläche
tretend, in doppelter Ausführung die Gestalt
des heil. Martin, vom Pferde herab dem
Bettler einen Teil seines Mantels spendend.

Den 5. April 1799 wurde die ganze Anlage
eingeäschert, aber 1803 wieder in der alten
Form neu aufgebaut, wobei man nach unsern
Vermutungen das bisherige Mauerwerk fast
unverändert liess und selbiges wie beim
benachbarten Beroldinger Pfrundhaus und
dem Turm an der Ankenwage nur durch
Schlaudern verstärkte. Die gotischen Fensterposten
des Abortes stammen sicher vom alten
Bau. Die neue Kapelle trägt zur Erinnerung
an ihren ersten Stifter das Wappen der Zum-
brunnen über dem grossen halbrunden Fenster
der Fassade.

Den Platz vor dem Spital ziert der
St Josephsbrunnen mit mehrfachem Landeswappen
und der Jahrzahl 1591 am Wasserbecken
. Diese Bauten, mit der überwölbten

XVII


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