Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/1
Das Bürgerhaus in der Schweiz (1. Band): Das Bürgerhaus in Uri
Basel, 1910
Seite: XX
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_01_1910/0022
Haus des
Landammann Dominik Epp,

jetzt kantonale Erziehungsanstalt.
(Abbildungen S. 21—28.)

Das Gut, in welchem sich dieser ehemals
prunkhafte Wohnsitz erhebt, heisst Stoffel.
Im Jahre 1714 verkauft Magdalena Stricker,
die hinterlassene Witwe des Zeugherrn Franz
Heinrich Bessler von Wattingen, die zugehörige
Matte, behält sich aber das Haus
und Hofstettli vor. Daraus wird man schliessen
dürfen, dieses Haus sei ein Erbstück der
Familie Stricker gewesen und möglicherweise
vom ersten bedeutenden Vertreter
dieses Geschlechtes, von Landammann Ge-
deon, erbaut worden, der 1607 bis 1609
regierte. Stricker nahm 1578 unter den eidgenössischen
Boten mit seinem Bruder am
Bundesschwur in Turin teil, korrespondierte
gelegentlich auch mit Karl Borromeo und
liess sich 1602 als Statthalter durch Martin
Martini in einem Stich verewigen. Landammann
Zumbrunnen bittet 1579 und 1581
die 13 Orte um Fenster und Wappen in das
neuerbaute Haus des Gedeon Stricker. Die
Pfarrkirche Altdorf besitzt sechs silberne
Kerzenstöcke von 1663 mit dem Wappen
Stricker, davon zwei smaltiert. Landschreiber
Michael Stricker (f 1599) legte das noch
jetzt gebrauchte Landleutenbuch von Uri an.
Johann vertrat dieses Geschlecht 1645 bis
1647 und Johann Kaspar 1669 und 1670 an
der Spitze der Landesobrigkeit. Der Vater
unserer vorgenannten Magdalena hiess Hauptmann
Johann Jakob Stricker. Jhr Onkel P. Basil
(f 1684) nahm als Dekan im Stifte Einsiedeln
eine höchst geachtete Stelle ein (Urner Neu-
jahrsbl. 1907 und 1908). Unter den Kindern
der Magdalena Stricker und des Zeugherrn
Bessler nennen wir an erster Stelle eine
Maria Elisabetha Bessler, vermählt mit einem
Bruder des Landammann Joh. Sebastian Jauch,
nämlich mit Karl Franz Jauch, geb. in Wassen
1677, später Oberstbrigadier in Sizilien und
Ritter des hl. Jakob, gest. 1743. Die zwei andern
Töchter der Magdalena Stricker hiessen Maria
Magdalena und Marianna, erstere vermählte sich
mit Franz Heinrich Püntener, der den »Stoffel«
kaufte und kinderlos dahinschied, letztere
heiratete den Ritter Odoard Tanner. Die Ehe
der Magdalena Stricker und des Zeugherrn
Bessler war aber auch mit einem Sohne Karl

Emanuel Bessler gesegnet, dessen Nachkomme
Franz Heinrich als Hauptmann die Garde in
Bologna kommandierte und mit Maria Rosa
Jauch sich trauen liess.

Mit Ende des 18. Jahrhunderts verlieren
sich leider die Spuren der einstigen Besitzer
dieses bedeutenden Hauses. Dass aber Glieder
der Familie Jauch hier sesshaft gewesen, beweist
noch heute das alte Jauch'sche Wappen
an der Wand über einem neuern Giltsteinofen
von 1856 im Knechtenzimmer. Es ist der Rest
eines Kamins, das einige Zeit unter dem Dache
lag und von Landammann Epp an einen Antiquar
verkauft wurde. Im Laufe des 18. Jahrhunderts
empfingen die einzelnen Zimmer eine
zum Teil sehr reiche Bemalung im Geschmacke
Louis XV und XVI. Eine mit Bandverzierungen
versehene Doppeltüre im Prunksaal des ersten
Stockes, rechts vom Aufgang, trägt die Jahrzahl
1756. Die zwei schweren Löwenköpfe aus
Bronze an der Haustüre sind offenbar italienischer
Provenienz. Die Wände eines Zimmers
im zweiten Stock waren mit gelbem Damast
überzogen; den man nachträglich zum Überzug
von Möbeln verwertete und samt den letztern
einige Zeit nachher veräusserte. Gegenüber
dem westlichenTürausgang steht in der Gartenmauer
ein Nischenhäuschen. Sinnvoll wurde
das Bild von der Vertreibung aus dem Paradiese
in die Wölbung gemalt. Aber die neueste
Renovation verrät leider eine allzu schülerhafte
Hand.

Nach dem Brande von Altdorf liess die
Munizipalität den 13. April 1799 alle Brandbeschädigten
auffordern, ihren Schaden innerhalb
der nächsten 8 Tage den hiezu Verordneten
»in des Obrist Jauchen Haus beym
obern heyligen Kreütz anzugeben.« Schon
zur nämlichen Zeit oder wenigstens bald
nachher wohnte in diesem Hause Dominik
Epp, der 1805 bis 1807 zu Altdorf für das
Regiment Betschard in Spanien als Werbeoffizier
sich betätigte. Er machte hier mit
Josepha Magdalena, einer schönen Tochter
des Landammann Joseph Maria Schmid (1796
bis 1798), einer Verwandten des Landammann
Thaddä Schmid, Bekanntschaft. Epp, der
Sohn des Landschreibers Karl Anton Maria
Epp, vormals Hauptmann in spanischen
Diensten, fand aber beim Vater seiner Geliebten
keine Gnade, weshalb das Paar »unter
dem Boden« d. h. in der Krypta der Pfarrkirche
zu Bürglen sich trauen liess und zu Pferd

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