Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/1
Das Bürgerhaus in der Schweiz (1. Band): Das Bürgerhaus in Uri
Basel, 1910
Seite: XXI
(PDF, 21 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_01_1910/0023
über den Klausen ins Ausland reiste — man
sagt, nach Wien, wo ein Onkel des Bräutigams
Domherr zu St. Stephan war. Dieser soll
nun den Vermittler gemacht haben, sodass
die Neuvermählten ungefähr nach Jahresfrist
heimkehren durften. Da Epp erst den 8. September
1802 getraut worden und der Domherr
zu Wien schon im Mai 1791 gestorben, muss
der letzte Teil der Erzählung auf Verwechslungen
beruhen. Epp wurde, angeblich infolge
seiner Heirat, Eigentümer des vormals Jauch-
schen Hauses, brachte es in spanischen Diensten
zum Grenadierhauptmann und im Vaterland
zum Landshauptmann und Landammann (1815
bis 1817). Er starb 1848. Noch im September
1909 las man in einem kleinen Zimmer des
zweiten Stockes über einem eingebauten Alkoven
die verschlungenen Namensinitialen
dieses Paares. Die Frau gehörte zu den Erben
des Landammann Thaddä Schmid, wodurch
eine Reihe fürstlicher Porträts in den Besitz
der Familie Epp gelangte, welche später
Pfarrer A. Denier in Attinghausen erwarb,
während die schmidischen Bildnisse mit einer
einzigen Ausnahme noch heute Familieneigentum
sind. Epp besass, offenbar als Erbe
der Frau, noch das Steinhaus im »Spiss« zu
Bürglen mit einem tapezierten alten Saal. Die
luxuriöse Gattin liess eigens eine Strasse anlegen
, um desto bequemer täglich zu Pferd
dorthin reiten zu können und den Nachmittag
daselbst zuzubringen. Sie starb jung und
hinterliess zwei geistliche Söhne Joseph Anton
Maria Raphael und Karl. Der erstere wurde
Pfarrer zu Attinghausen (f 1862); der letztere,
zuerst Offizier, starb ohne Pfründe als Sonderling
zu Morschach auf dem heutigen Gute
Abyberg. Ein anderer Sohn Dominik, geb.
1810, Landammann 1870—74, pflanzte die Linie
fort, verkaufte aber in seinen finanziellen Bedrängnissen
manch wertvolles Stück Inventar,
und das ganze Heimwesen ging Ende 1885
um die Summe von 40 000 Fr. an die gemeinnützige
Gesellschaft des Kantons Uri über,
die am 1. Juni 1887 hier eine Anstalt für
verwahrloste Kinder eröffnete. Zurzeit, als
der historische Verein von Uri für seine
Altertumssammlung ein neues Heim suchte,
drehte sich die Diskussion auch um das Epp'sche
Haus. Seit Ablehnung dieses Gedankens eilt
nun der ehemalige Innenbau begreiflicherweise
unaufhaltsam dem Untergang entgegen. Gerade
jetzt werden einige Zimmer wieder neu

angestrichen. Der gleichnamige Sohn des
Landammann Dominik Epp stund 1856—70
während einer kriegerisch sehr bewegten Zeit
in päpstlichen Diensten, wurde 1860 bei
Castelfidardo verwundet, setzte auch in der
Heimat die militärische Laufbahn fort und
starb 1907 als Oberst und eidgenössischer In-
struktor I. Klasse. W.

Das Zwyerhaus.

(Abbildungen S. 18 und 29).

Wer auf der von königlichen Nussbäumen
beschatteten Strasse von Altdorf gegen
Attinghausen wandert, den grüsst etwa 2 km
südwestlich von Altdorf eine ländlich-schlichte
Kapelle in grüner Matte an der Vereinigung
zweier Strassen. Es ist das »Zwyerchappeli«.
Die Umgegend ist das alte Maggingen, und
noch heute heissen wenigstens in Gülten
und Kaufbriefen einige Güter in der Nähe
Maggigen. Im Jahre 1322 verkauft Ritter
Otto vom Turne, ein Minnesänger, sein Gut
zu Maggingen an die Klosterfrauen zu Seedorf
, welche hiefür alljährlich seiner Schwester
, Frau Berchta von Winterberg, auf
Lebenszeit einen Ziger als Abgabe zu leisten
haben. Dietrich und Heinrich von Maggingen
, sowie des letzteren Sohn Dietschi
fielen in der Freiheitsschlacht zu Sempach.
Westlich der Kapelle, an der Landstrasse,
steht neben einem kleinen Ökonomiegebäude
ein altes Bauernhaus mit einer kunstlos gemalten
Pietä in einer kleinen Nische. Hier, so
meldet eine Sage, stund vor alten Zeiten ein
Dorf, und man sagt, es sei bei Errichtung des
erwähnten Nebengebäudes ein Friedhof aufgedeckt
worden. Der noch ungebändigte Schachen
riss öfters die Niederlassung mit sich fort, die
Leute wurden gezwungen, sich anderswo anzusiedeln
. Da zogen sie an den Fuss des
Gruonberges in »das alte Dorf« zurück, denn
dort sei vorher schon das Dorf gestanden und
durch Bergstürze verschüttet worden.

Östlich der Kapelle im schwellenden Grün
der»Zwyermatte« erhebtsichdas »Zwyerhaus«,
seinen Rücken einer alten charakteristischen
Gasse zukehrend. Ein ziemlich schlichter Bau!
Wäre nicht der Hinterbau aus Stein aufgeführt
und von grösserer Dimension, das Haus würde
keineswegs unsere Aufmerksamkeit erregen
und sich vom bessern Bauernhaus kaum unter-

XXI


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