Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/1
Das Bürgerhaus in der Schweiz (1. Band): Das Bürgerhaus in Uri
Basel, 1910
Seite: XXII
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_01_1910/0024
scheiden. Und doch war es einst, wie die
Namen und die ständige Tradition beweisen,
der Wohnsitz des Landammanns und Generals
Sebastian Peregrin Reichsfreiherrn Zwyer von
Evibach, eines ebenso geriebenen Diplomaten
wie unerschrockenen und tapfern Haudegens.
Reichsfreiherr war er allerdings nicht von
Geburt, sondern durch kaiserliche Gnadenerweisung
seit dem 6. August 1658; dennoch
geht sein bürgerlicher Stammbaum bis ins
13. Jahrhundert zurück.

Sein Grossvater Balthasar, verehelicht mit
Peter Rolls Tochter Magdalena, diente als
Hauptmann dem Papste und war 1557 anlässlich
des Römerzuges am Gefecht bei Palliano
beteiligt. Dessen Kinder sind Elisabetha, Anna
und Andreas. Von ihnen meldet uns ein altes
Urbarium der Pfarrkirche von Altdorf aus
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts:
»Hauptmann Andriss Zwyer und seine Geschwisterigen
, Hauptmann Balthasar Zwyers
sei. verlassne Kinder, sollen ab ihrem steininen
Hus, jetz dem Wirtshaus zur Kronen,
jährlichen der Kirche St. Marti 1 Gl. Zins«,
den Hans Keller und Margreth Laggerin den
20. Jan. 1509 aufgerichtet hatten. Wenig später
entrichtet Fähnrich Sebastian Bessler (f 1599),
Ehemann der obengenannten Anna Zwyer
(f 1629), diesen Zins und heisst Kronenwirt;
auf ihn folgen als Besitzer des Gasthauses zur
Krone Lieutenant Melchior Megnet (f 27. Jan.
1627 als Landammann), Ammann Christen
(1605), Johannes Zumbrunnen, der Lindauer,
Ritter Jakob Schriber, Peter Marter, Hans
Konrad von Beroldingen, Alexander Bessler
u. a. Hauptmann Andreas (f 1627), der die
Tochter Helena des Landammanns Sebastian
von Beroldingen heimführte, wurde, wahrscheinlich
nach Philipp von Mendens Tod um
1583, des Fürstbischofs von Konstanz Obervogt
zu Kaiserstuhl und Klingnau. Auf der
Amtswohnung einer dieser Vogteien gebar ihm
seine Gemahlin mehrere Kinder, Johann Franz,
der 1668 ebenfalls in den Reichsfreiherrenstand
erhoben, 1626 Bürger in Schwyz, Obervogt
zu Klingnau und Zurzach wurde, Fähnrich
Andreas, Maria Helena, die Gattin des
Gardehauptmanns Arnoldus Arnold zu Bologna
, und 1589 den Sebastian Peregrin, der
seinem Vater als Obervogt zu Kaiserstuhl
folgte. Mit vielseitiger und gründlicher Bildung
ausgerüstet, bot derselbe seine Dienste dem
Erzherzoglichen und Kaiserlichen Hause Österreich
an, trat 1619 als Hauptmann in den
Dienst Ferdinands IL, avancierte 1624 zum
Oberstlieutenant, zeichnete sich in mehreren
Schlachten aus, erhielt 1631 das Kommando
über ein deutsches Infanterieregiment, war
Führer und Sieger in der Schlacht bei Nörd-
lingen 6. Sept. 1634, trat 1638, ohne den kaiserlichen
Dienst zu verlassen, als Generalmajor
und Oberst an die Spitze eines Schweizer-
Regiments auf spanisch-mailändischem Gebiet.
Aus Italien zurückgekehrt, wurde er 1642 zum
österreichischen Feldmarschall-Lieutenant befördert
und verliess den ausländischen Militärdienst
, um ihn mit der diplomatischen Laufbahn
als kaiserlich-österreichischer Agent in
der Schweiz zu vertauschen.

Sechsmal erwählten ihn seine urnerischen
Mitbürger zu ihrem Landammann, viele Jahre
zu ihrem Tagsatzungsboten. Bedeutungsvoll
sind seine Verdienste um die endgültige Trennung
der Eidgenossenschaft vom deutschen
Reiche im Frieden von Münster.

Während des Bauernkrieges von 1653 war
Zwyer der Vertrauensmann der katholischen
Regierungen, besonders des Standes Luzern.
Seine Haltung im ersten Villmergerkrieg zog
ihm aber nachträglich so viel Hass und Ver-
läumdung, namentlich seitens der Schwyzer zu,
die sogar sein Bild öffentlich verbrannten, dass
seine Gesundheit in wenig Jahren unheilbare
Schäden empfing. General Zwyer starb den
15. Februar 1661. Seine Gemahlin Maria Ursula
von Roll hatte ihm 4 Söhne und 4Töchter
geschenkt. Die Söhne zogen fort. Ein hervorragendes
Porträt des Generals Zwyer, der
spanischen Schule zugeschrieben, ging durch
die Tochter Maria Anna auf die Familie
Schmid und zu Anfang des 19. Jahrhunderts
auf die Familie Epp über, die es an Landammann
Gustav Muheini abtrat.

Das Zwyerhaus entstammt dem ersten
Viertel des 17. Jahrhunderts und ist, wenn
auch für jene Zeit geschmackvoll und wohnlich
eingerichtet, doch ein ziemlich einfacher Bau
und im Verhältnis zu den eleganteren Bauten
jener Zeit fast bäurisch zu nennen. Ein schönes
Büffet mit eingelegter Arbeit soll vor vielen
Jahren an einen Antiquar verkauft worden
sein; dasjenige, welches jetzt die untere Wohnstube
schmückt, ist ohne Jahrzahl. Ein
Büffet aus einer Wohnung zu Attinghausen,
augenblicklich bei Antiquar Franz Aschwanden
in Altdorf, hat mit ihm den nämlichen

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