Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/1
Das Bürgerhaus in der Schweiz (1. Band): Das Bürgerhaus in Uri
Basel, 1910
Seite: XXIV
(PDF, 21 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_01_1910/0026
Haus des Franz Blättler und
Alois Arnold auf dem Lehn.

(Abbildungen S. 32.)

Dieser Bau mit dem spätgotischen Portal
trägt auf der Giebelwand die Jahrzahl
1612. Der Wendeltreppen-Aufgang zeigt ein
schönes Geländer und im Gang lenkt eine
hübsche Leistendecke sofort das Auge des
Kenners auf sich. Das stilvolle Fachwerk am
Äussern wurde vor nicht gar langer Zeit anlässlich
einer sogenannten Renovation mit
Pflaster zugedeckt. Nach dem Gemälde von
C Alois Triner war dieses Gebäude vor dem
Dorfbrande gegen das heutige Zeughaus mit
gezinnten Gartenmauern umgeben, was ihm
ein sehr stattliches Aussehen verlieh, und noch
vor einem Menschenalter spannte sich über
die auf dieser Seite befindliche steinerne Freitreppe
ein Dach, das auf einer Steinsäule
ruhte. Auf Seite der Schächengasse bemerkt
man schöne spätgotische Fenster.

Dieses Haus auf dem Lehn, bisher Eigentum
der Schmid von Bellikon, ging in der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts an die Linie
der Schmid von Uri über. Denn Franz Joseph
Schmid von Uri führte Katharina Elisabetha
Schmid, die Erbtochter des Johann Hermene-
gild Schmid, Gerichtsherr zu Bellikon und
Hausen, als Gattin heim. Schmid machte zuerst
als Freiwilliger in französischen Diensten
die Belagerung von Landau mit, diente hierauf
als Hauptmann im Regiment Riedmann dem
König von Sardinien, wurde zu Hause 1746
Statthalter und 1748 Landammann. Als solcher
starb er im Amte den 26. Juni 1749. Sein
Sohn Jost Anton, Gerichtsherr zu Bellikon
und Hausen, geb. 1732, ehelichte eine Tochter
des Landammann Fridolin Brand, Franziska
genannt, wurde 1778 ebenfalls Landesstatthalter
und rückte 1782 zum Landammann vor.
Der Tod riss ihn aus dieser Stellung den
26. Januar 1784. Anton Maria, der Sohn des
eben genannten, geb. 1770, Gerichtsherr zu
Bellikon, vermählt mit Anna Maria Müller,
seit 1817 Statthalter, regierte 1819 und 1820
als Landammann und starb den 12. Oktober
1830. Der letzte dieses Stammes hiess Jost;
er wurde als Sohn des Gerichtsherrn Anton
Maria 1799 geboren. Obwohl vom Schicksal
mit mehr Reichtum als Schönheit ausgestattet,
enttäuschte Jost Schmid noch 1857 die lachenden
Erben durch die Heirat mit einer lebensfrohen
jungen Frau von Sursee. Er musste
allmählich seine Liegenschaften in Uri verkaufen
, begab sich nach Zug und starb daselbst
kinderlos 1874. W.

Haus Emil Baumann

auf der Schiesshütte.
(Abbildungen S. 33-36.)

Uber dem Portal dieses Hauses steht die
Jahrzahl 1614. Kein anderes Gebäude
im ganzen Kanton trägt einen so ausgesprochen
italienischen Charakter wie dieses.
Es ist das einzige Bürgerhaus mit einem
Innenhofe. Der verunstaltende Einbau ist
auf den jetzigen Besitzer zurückzuführen.
Nach mündlichen Mitteilungen ist dieser Sitz
für den Fall der Gründung eines Waldstätter-
bistums als bischöfliche Residenz in Aussicht
genommen worden. Es müsste dies wohl zu
Anfang des 19. Jahrhunderts nach Auflösung
der Konstanzer Diözese geschehen sein. Wir
können die Meldung nicht aktenmässig belegen,
sind dagegen in der Lage, dieses Haus als
zeitweiligen Sitz der Nuntiatur nachzuweisen.
Nach den Angaben von Franz Vinzenz Schmid
haben folgende Nuntien längere oder kürzere
Zeit in Altdorf gewohnt: Ladislaus, Graf von
Aquino, Nuntius von 1608—13; Ludwig, Graf
von Sarego, 1613—21; Jakob Caraccioli, 1710
bis 1716; Dominik Passionei, 1721—30, in
Altdorf seit 1725. Vielleicht residierte hier
auch Joseph Firrao, Nuntius von 1716 bis
1720. Es ist damit nicht gesagt, dass alle diese
Genannten einst im Baumann'schen Hause
ihre Wohnung genommen, für das Jahr 1731
finden wir jedoch in einer Beschreibung der
Pannerübergabe vom 25. Januar folgende Belegstelle
. Vom Lehn bewegte sich der Zug
»durch die Schmidtgass und Platz hinunder
ohn einiges Schiessen bis auf die Schiesshütten
(alwo die Grenadierer vor der Nuntiatur
widerumb die Grenaden geworfen) und
zogen umb das Heilig Creütz und Schützenhaus
bis zu dem Haus des Hrn. Landts-
fändrich Seckelmeister Jost Antoni Schmidts.«
Der Platz hat seinen Namen von der kleinen
Hütte empfangen, in welcher man östlich gegen
den Berg hinauf nach den dort aufgestellten
Scheiben schoss. Auf dem Triner'schen Gemälde
ist die Schiessanlage deutlich markiert.
Das Haus Baumann hatte damals schon die

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