Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/1
Das Bürgerhaus in der Schweiz (1. Band): Das Bürgerhaus in Uri
Basel, 1910
Seite: XXVIII
(PDF, 21 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_01_1910/0030
Teil auch unentgeltlich nehmen musste.« Von
den Generalen, die damals in diesem Hause
einkehrten, sind zu nennen Massena, Soult,
Lecourbe, Moncey, Prinz Ferdinand von Osterreich
, Fürst Hohenlohe, Simpschen, Rosenberg
, Bay u.a.m.

Da das Heimwesen seit dem Ankauf durch
Landamman Karl Franz Müller immer in derselben
wohlhabenden Familie blieb und von
derselben pietätvoll instand erhalten wurde,
so finden wir es noch fast ganz in seiner
Originalität. Das südöstliche Eckzimmer hat
noch seine ursprüngliche Ausrüstung in Rokoko
bewahrt, die Decke bildet bemalter Stoff; ein
junger Krieger wird von einer Jungfrau bekränzt
, während Amor seinen Pfeil auf das
Paar zielt. Zwei sehr schöne Pfeilertische mit
Figurenfüssen und Marmorplatten dienten ehemals
zum Spielen. Ein Lehnstuhl ist mit Gobelin
überzogen. Sämtliche Füllungen an Täfer und
Türen zeigen Blumenbouquets mit Rokokoschnörkeln
, Anstrich ist Elfenbein mit Gold.
Im südwestlichen Eckzimmer ist die Wand
mit damasziertem Stoff behangen; ursprünglich
ist der Gardinenhalter über dem neuen
Prunkbett. Die Decke ist wieder bemalter
Stoff, in der Mitte ein Medaillon mit der Aurora;
die hübsch bemalten Ecken zeigen allegorische
Darstellungen der vier Jahreszeiten,
umrahmt von Fratzen und Fruchtgehängen.
Die Tür- und Täferfüllungen weisen römische
Baudenkmäler aller Art als Ziermotive auf.

Das nordöstliche Zimmer im zweiten
Stock besitzt eine reiche Stuckdecke im Stile
Louis XV. und ist mit bemaltem Stoff bespannt
, Jagd- und Tanzszenen, Episoden aus
dem Zigeunerleben darstellend. Das kleine
Vorzimmer hat eine hübsche Stuckdecke
Louis XV. Zwei Supraporten zeigen biblische,
sehr gute Darstellungen. Der Saal im Parterre
ist mit kräftigen Stuckornamenten reichlich
versehen, dazwischen sind Fabeln farbig
dargestellt, in der Mitte Orpheus mit dem
Harfenspiel die Tiere besänftigend. Der Raum
diente vermutlich als Kneip- und Herrenzimmer.

In verschiedenen Zimmern hängen einige
gute Porträts von den Malern Diogg und
Roux. Auch ein Ölporträt des Bildhauers
Imhof ist hier zu finden.

Zum Hausgarten gehörte ursprünglich die
Gartennische beim Hause Dr. Andreas Müller.
Einfach und schön sind auch die beiden Ökonomiegebäude
. M.

Haus von Roll,

jetzt Ersparniskasse Uri.
(Abbildungen S. 46-48.)

Auf allen Darstellungen Altdorfs tritt der
Familiensitz des Geschlechtes Roll uns
als ein imposanter Bau entgegen, würdig
jener ritterlichen Gestalten welche innert
seinen Mauern sich auf eine glänzende Laufbahn
vorbereiteten oder hier, auf ihren Lorbeeren
ausruhend, den Lebensabend zubrachten
. Johann von Roll kam als Gesandter
des Grossherzogs von Toskana in die
Schweiz. Die Genealogen machen ihn zum
Vater des Ritters Peter Roll, der als Hauptmann
spanischen Sold nahm und sich mit
Elisabeth Kretz von Sarnen ehelich verband
. Die Landsgemeinde von Uri erkannte
ihm und seinen zwei Söhnen 1525 das Landrecht
zu. »Petter Rollen sampt sinen zwej
Sünen Walthartt vnd Hansen Roll, gab XV Gl.«
(Landleutenbuch.) Während Johann kaum von
sich reden machte, gewann Walter rasch
Bedeutung. 1546 empfängt der bisherige
Landschreiber von Uri das gleiche Amt in
Luggarus und behält es bis 1556. Schon 1549
pachtet er den dortigen Zoll für 1060 Sonnenkronen
. Zur gleichen Zeit weilte sein intimer
Freund Melchior Lussi als Dolmetsch bei Landvogt
Nikolaus Wirz in der nämlichen Stadt. Es
waren die Jahre, in denen die neue Lehre hier,
an der Grenze Italiens, Fuss zu fassen begann.
Beide Männer liessen sich die katholischen Interessen
angelegen sein. Lussi reiste 1556 als Gesandter
Nidwaldens mit der Obedienzgesandt-
schaft nach Rom und empfing dort den Ritterschlag
. Roll hatte sich auch anschliessen wollen,
musste aber auf Befehl der Obern zu Hause
bleiben. Ungefähr seit 1560 führt aber auch
er den Rittertitel. 1562 gedachte Roll auf
dem heutigen Platz ein neues Haus zu bauen,
weshalb ein heftiger Streit mit dem Nachbar
Jakob Bessler sich entspann, der am 31. März
1562 durch ein Friedensgericht geschlichtet
wurde, das aus Statthalter Kuon, Ammann
Brücker, Ammann Arnold, Hauptmann Aza-
rias Püntener und Johann Gisler sich zusammensetzte
. Roll erhielt bei diesem An-
lass das Recht zugestanden »von sinem Hus
hinden uss über die Gassen ein zimlich Gewelb
oder Gang uf sin Mätteli oder Garten, da-
hinden gelegen,« zu machen, doch muss es
so hoch sein »dass man darunter mit einem

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