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Der »Generai« fiel als einer der ersten den
8. Mai 1799 zu Flüelen. Wir vermuten, dass
er auf diesem Heimwesen ansässig gewesen
sei. Auch Franz Azarias, der Vater des
Lieutenant Martin Leonz Schmid, vermählt
mil Agatha Isenmann, wohnte im Vogelg'sang,
doch können wir diesen Sitz nicht näher präzisieren
. W.
Haus des Landammanns
Gustav Muheim.
(Abbildungen S. 60-63).
Das Haus der Familie Muheim stand vor
dem grossen Brande des Fleckens Altdorf
nicht auf dem heutigen Platze, sondern
auf der gegenüberliegenden Seite der Strasse,
unmittelbar unterhalb des Hauses von Bundesrichter
Dr. Schmid. Auf dem Gemälde von
C. AI. Triner und auf dessen Reproduktionen
lässt sich der alte Standort dieses
Familiensitzes unschwer noch heute feststellen.
Nach seinen eigenen Aufzeichnungen beschäftigte
Fürsprech Franz Anton Muheim, der
Grossvater des heutigen Besitzers, beim Neubau
den 21. März 1803 die ersten Taglöhner
und Maurer, und legte den 8. April den ersten
Stein zum Fundament. Am 26. Mai setzte der
Zimmermann den ersten Boden ein, begann
den 1. September mit dem Aufrichten des
Dachstuhls, den man am 14. September mit
Ziegeln eindecken konnte. Den 3. April 1804
sind wiederum die Maurer in Arbeit getreten
und am 6. November 1804 bezog der Erbauer
sein neues Heim. Die innere Ausstattung nahm
indessen noch zwei volle Jahre in Anspruch,
ja sogar 1808 gab es noch einzelne Baurechnungen
zu begleichen. Der Zimmermann
Melchior Schelhammer stammte von Mülhausen
; der Hauptmaurer Pietro Soghetto
war gebürtig von Lugano. Den Plan entwarf
Meister Buocher und wurde ihm derselbe den
14. November 1802 mit 29 Gl. 10 Sch. vergütet
. Meister Zweiffei arbeitete längere Zeit
an der Parade- oder Visitenstube. Meister
Moosbrücker erhielt für Stukadorarbeit in
Schreibstube, Audienzzimmer, Gastzimmer und
Schlafkabinett, sowie für eine Rosette im
Schlafzimmer des Hausherrn den 1. Dez. 1804
52 Gl. Die volle Adresse dieses Meisters aus
einem sehr bekannten Künstlergeschlecht
lautet: Joh. Jos. Moosbrücker im hintern Bregenzerwald
in der Au. Er hatte den 25. Juni
1804 den Akkord übernommen. Meister Kennel
von Schwyz lieferte das Stiegengeländer für
104 Gl. Meister Baptist Biser verpflichtete sich
den 3. Dez. 1805 aus den verabfolgten 10
eichenen Laden um 2 Louisdor und 1 Neutaler
Trinkgeld eine schöne und dauerhafte
Haustüre herzustellen, desgleichen hatte er
für 3 Neutaler die Doppeltüre neben der
Schreibstube gegen den Garten gemacht. Auch
legte er einen Fussboden aus Ahornholz mit
nussbäumenen Friesen per Schuh zu 5 Sch.
und versprach, natürlich gegen Lieferung des
Holzes, 12 nussbäumene Türen zu 6 Gl. 20 Sch.
das Stück zu verfertigen, Fasson auswendig
einfach, inwendig wie des L. Müllers Türen.
Meister Baumgartner hantierte als Steinmetz.
Er hatte für 5 Louisdor im Garten einen Springbrunnen
zu erstellen mit dem nämlichen schönen
Postament, wie Landammann und Zeugherr
Schmid eines besass. Für ein Portal aus dem
Winkel samt Sturz und Bank bezog er 29 Gl.
Es ist vermutlich die Türeinfassung rückwärts
gegen den Garten gemeint, deren Holzteile
von einem ältern Bau zu stammen scheinen.
Das Kellerportal kostete samt Sturz und Bank
nur 13 GL Dagegen forderte der gleiche
Meister für ein anderes Portal nebst einigen
Zutaten 174 Gl. Wir werden hier die Rechnung
für das Hauptportal vor uns haben. Der
ganze Bau kam, abgesehen von einem Posten,
der nicht eingestellt ist, auf 17,051 Gl. zu
stehen, wovon der Zimmermann Schelhammer
allein über 2500 Gl. einheimste. Fachleute
werden sich gewiss noch für einige Materialpreise
interessieren. Für einen Saum Kalk
zahlte Muheim 18 —24 Schilling, für ein Fass
Kalk 2 Gl. 15 Sch., 1000 Dachziegel galten
24 GL, 1 Hohlziegel 3 Sch., 100 Kaminziegel
1 Gl. 35 Sch., 1 Gipslättchen Sch.,
1000 Gipslattennägel 2 Gl. 20 Sch., 1 Stück
Fensterglas 1 Gl., 2 Öfen von Nigg 117 GL,
das Decken des Daches 26 GL, 12 Fensterstöcke
samt Schlosserarbeit 120 GL 20 Sch.
Luzerner Valuta oder 130 GL 22 Sch. Urner
Währung. Der Urner Gulden stand also im
Kurs damals hinter dem Luzerner Kollegen
etwas zurück. Bis zur letzten Strassenerwei-
terung zog sich dem Weg entlang eine
verschnittene Buchsallee hin, welche südlich
durch ein gemauertes Gartenhaus abgeschlossen
wurde.
Franz Anton Muheim starb den 26. Aug.
1830. Er bestimmte sein Haus testamentarisch
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