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auf dem Plätzli), der im Hause seines Schwiegervaters
Wohnung nahm und nach dessen Tod
das Heimwesen erbte. Er liess die schönen
Ökonomiegebäude mit den malerischen Säulengängen
herstellen. Als Landammann stand er
1842—1846 dem Kanton Uri vor. Nach seinem
1871 erfolgten Tod gelangte die Besitzung bald
an seine Tochter Franziska, verehelicht mit
Baron Moritz v. Knoblauch, und nach deren Tod
(f 1908) an ihren Neffen Dr. Vinzenz Müller,
Sohn des Majors Vinzenz Müller, der das Haus
einer gründlichen Renovation unterwarf. M.
Die Ankenwage.
(Abbildungen S. 70 und 71.)
Seinen Namen empfing dieser Bau als Ort,
an dem die Bauern ihre Milchbutter feil
hielten und beim Verkaufe durch eine Amtsperson
wägen Hessen. Der Anken wäger wohnte
im Hause und besass Nutzungsrechte auf der
benachbarten Landleutenmatte. Diese Amtsstelle
lässt sich bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts
zurückverfolgen und sie dürfte noch
älter sein. Auch der Name Ankenwage ist
gleichen Alters. Hier fanden gelegentliche
Rats- oder Kommissionssitzungen statt. Auch
die Kanzlei hatte daselbst ihren Sitz. Der
rückwärts eingebaute geräumige Turm beherbergte
die Staätsgefängnisse. »Auf die
Kanzlei kommen«, bedeutete daher so viel
als in Untersuchungs- oder Strafhaft geraten.
Dieser Turm besteht aus drei gewölbten Stockwerken
, wovon das erste ohne Fensteröffnung.
Das mittlere, heute dem Archiv dienende Ge-
schoss hat zwei alte Portale mit Spitzbogen und
einige Reste von gotischem Türbeschläg. Am
Gewölbe des grössern Innenraumes erblickt
man vier eiserne Ringe zum Befestigen der
Gefangenen. Das oberste und unterste Stockwerk
ist noch jetzt je zur Hälfte als Gefängnisraum
reserviert. Beim Brande von 1799 konnte
das Feuer diesem Turme nichts anhaben.
Der Schaden am übrigen Gebäude wurde auf
6000 Gl. angeschlagen. Der Staat liess 1803
den Turm und die zugehörige Brandruine mit
Läden provisorisch eindecken. Schon 1808
wurde der gänzliche Wiederaufbau angeregt,
aber erst den 28. Juni 1816 dem alt-Landammann
Karl Martin Müller und Landseckelmeister
Jos. Zgraggen der definitive Befehl erteilt,
die Vorbereitungen hierfür nun an die Hand
zu nehmen. Den 9. Februar 1824 versammelte
sich die Kommission zur endgültigen Entscheidung
. Landesstatthalter Zgraggen und
Landesseckelmeister Schmid legten zwei Pläne
und Risse vor. Der erste Plan fusste auf den
alten Fundamenten und war seine Ausführung
auf 2881 Gl. 37 Sch. veranschlagt; der zweite
Riss nahm noch 18 Schuh vom ehemaligen
Lämmlinplatz dazu und verzeigte einen Kostenvoranschlag
von 4210 Gl. 30 Sch. Das letztere
Projekt erhielt den Vorzug, »um die Anken,
wag und Salzhaus geräumig und fürs Volk
bequem anbringen zu können«. Am Plane
fand »man nur zu ändern, dass im Salzhaus
und in der Ankenwag gegen der Strass auch
eine Porte statt des Fensters gemacht und
aber die Türen gegem Gang doch beybehalten
werden sollen«. In obiger Summe war nur
der Rohbau begriffen, für den Innenbau stellte
man die Losung auf »gut aber einfach«. Der
definitive Voranschlag lautete am 16. März
1824: Rohbau 4344 Gl. 12 Sch., der Innenbau
5341 Gl. 26 Sch. Der Dachraum, welcher
mehrere Gefängniszellen barg, wurde 1908 in
eine Polizistenwohnung umgewandelt und bei
diesem Anlass nördlich eine Lukarne angebracht
. Im offenen Raum des Parterre findet
alle Donnerstage ein Ankenmarkt statt. Hier
ist eine starke Holzsäule zu beachten. Den
ersten Stock nahm 1907 das reorganisierte
Staatsarchiv in Beschlag. W.
Haus auf dem Plätzli.
(Abbildung S. 72.)
Landammann Karl Franz Müller (f 1797)
und Maria Josepha Brand (f 1828) bewohnten
das Haus von Dr. Alban Müller.
Ihr ältester Sohn, Karl Martin Müller, schlug
auf dem »Plätzli« seinen Wohnsitz auf. Er
wurde den 14. Sept. 1767 in Neapel geboren,
trat, obwohl noch minderjährig, den 5. Juli
1783 als Kadett in das dortige schweizerische
Garderegiment und ging Ende 1798 mit dem
Grade eines Hauptmanns nach Hause, wo er
schon den 13. Okt. 1790 ebenfalls zum Hauptmann
der 12. Kriegsrotte befördert wurde.
Nach Einführung der Mediationsakte übertrug
ihm der Heimatkanton den 4. April 1804
die wichtige Stelle eines Landsmajor. Müller
verschmähte trotz der militärischen Laufbahn
die Friedensarbeit nicht. Er stieg 1809 zur
höchsten Würde des Landes empor und wurde
auch 1810 nochmal als Landammann bestätigt.
1811 betätigte er sich als Mitglied der bezüglichen
Kommission für den Bau der Susten-
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