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Hrn. Landtshouptmann gäben worden 430
Guldi, den Murmeistern um ein jedes Klafter
Muren 211/* Batzen, um 100 Ziegel von Flüelen
33 Schillig, um ein Saum Kalch . . Schillig,
um beid Knöpf und Fähndli 23 Gl. 10 Sch.,
welche Mr. Lienhard Schleipfer des Rats zu
Appenzäll ufgesteckt. In diesem Jahr ward
der Gloggenstuol zu Bürglen durch Mr. Lün-
hardt und dz Züghus zu Altdorf gemacht
Anno 1609. Karrerlohn um Kalch von Flüelen
bis gen Bürglen 20 Schillig um ein jede
Karreten. Karrerlohn um Ziegel von Flüelen
18 Schillig. Karrerlohn um Sand von Ättig-
husen 15 Sch. Die Steinmetzen um ein gross
Pfänster vier Guldi und von den kleinen
Pfänstern 2 GL 20 Sch. Mr. Jakob zum Biel,
Schlosser, hat dz Schlosserwärch daran gemacht
, um ein jedes unverzinet gross Schloss
zweifach und einfach durch einanderen ein
guten Guldi. Um Gatter und Schmidwärch ist
jedes Pfund um 5Schillig zalt worden. Fähndrich
Jakob Wannd (?), Spittelmeister, hat dz Glas
oder Fensterwärch gemacht, jede Schiben umb
ein Dopler.«
Die Gesinnung des Krbauers, der in weitem
Umkreis als der einzige keine Pensionen annahm
, spricht deutlich aus seinem eigenhändigen
Nachtrag: »Dis Hus ward gebuwen
Gott dem Allmächtigen, Mariae syner reinen
Muoter und allem himmlischen Heer zuo Lob
und Ehren, dem ehrlichen Geschlächt der
Gyslerig zu Dienst und Besitzung und dem
gemeinen Vaterland zu guotem, mit Begären
und Zuversicht dessen, so es hat buwen
lassen, dass die, so des Geschlächts Besitzer
und Inwohner des Hus syn wärdent, des gemeinen
Vaterlands Lob, Nutz und Ehr betrachten
und handhaben, Müed und Gaben
myden, frömder Fürsten und Herren unverdient
Guot und Gäld als isene Band fliehen
und mit Prattigen, List und Trölerj keineswegs
Ämter zu erlangen unterstahn söllint,
als diser Zit von etlichen mit sinem Beduren
leider beschächen ist, sunders dass sie sich
wie unsere fromme Altvordern mit ihr Buw-
und Handarbeit ernähren und miteinandern in
rechter Trüw und Einigkeit leben sollind.«
Das Büffet aus diesem Hause steht nun im
historischen Museum zu Altdorf, das auch eine
Porträtscheibe Gislers von 1577 bewahrt. Der
Ofen in der Stube mit eingeritzten Sprüchen
ist kaum 50 Jahre alt, dagegen hat sich die
ursprüngliche Vertäferung in einem Nebenzimmer
des ersten Stockes samt der späteren
Bemalung erhalten. Im Dachstock trägt der
Ofen eines grossen Saales die Initialen und
Zahlen 1611 BHM und derjenige im I. Stock
die Zeichen H. B. M. 1612. Besondere Erwähnung
verdient eine Trinkstube rechts vom
Hauseingang, mit Scherz und Ernst ausgemalt,
unter anderm das Bild und die Lebensgeschichte
jenes Ochsen enthaltend, der das
Baumaterial herbeigezogen.
Gislers Initiative und Freigebigkeit verdankte
1582 die Tellskapelle zu Bürglen ihre
Entstehung.
Goldschmied Joseph Tibaldi in Altdorf
lieferte unserem Landammann nebst anderem
einen Becher, und die Frau Ammann und ihr
Töchterlein stehen ebenfalls als Auftraggeberinnen
im Rechnungsbuch dieses Künstlers.
Gisler gehörte auch der 1595 gegründeten
Burgerbruderschaft zu Bürglen an, welche
mehrere Becher besass. 1613 hatte Gisler
mit Ritter Nikolaus Zumbüel als Gesandter
den Kardinal und Erzbischof Friedrich Borromeo
bei seiner Visitation im Livinental zu
begrüssen und empfing nachher ein grosses
Agnus Dei mit einer Reliquie des hl. Karl.
In Franz Müllers seligen Haus auf dem
Plätzli in Bürglen finden sich noch die zerlegten
Kacheln eines turmförmigen Ofens mit
der Jahrzahl 1595 und den Initialen P. G. Es
könnte vielleicht dieses Haus vor dem Neubau
in der Spillmatt der Wohnsitz unseres Ritters
gewesen sein. Gisler, der im Jahre 1583
mit Nikolaus Zumbüel von Altdorf auf der
Jerusalemfahrt zum Ritter des hl. Grabes geschlagen
worden, verehelichte sich ein zweites
Mal mit Anna Maria Pfyffer von Luzern,
regierte als Landammann in den Jahren
1596, 1597, 1615 und 1616. Nach seinem Tode
(f 12. Dez 1616) bewohnten dies Haus vorerst
seine Erben und hernach Kirchenvogt und
Landschreiber Mathias Käss, sodann 1626 bis
etwa 1632 dessen Schwiegersohn Hans Kaspar
Arnold, Landammann in den Jahren 1633 und
1634. Ihm folgte Arnolds Schwiegersohn Sebastian
Planzer und später Landammann Andreas
Planzer (1655 und 1656) und sein Sohn
Landsfähnrich Johann Kaspar Planzer. Seither
vererbte sich dieser stolze Landsitz in gerader
Linie stets auf die männlichen Nachkommen.
Bis vor Jahresfrist wurden Fahne und Kostüme
der Sennenbruderschaft einer alten
Übung gemäss jeweilen in diesem Hause zur
XLIII
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