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Aufbewahrung niedergelegt. Von den vielen
Glasgemälden, welche ehemals dies Haus
zierten, sind nur noch zwei zertrümmerte
Stücke vorhanden. Die erwähnten Giebel-
bekrönungen aus Blech liegen jetzt unter dem
Dache. W.
Das Haus in der Balmermatte.
Auffallend reich sind die dekorativen Malereien
dieses Hauses, in dem jedermann
gemäss seiner Lage inmitten einer Matte
ein gewöhnliches Bauernhaus vermuten würde.
Überraschend ist schon das schmiedeeiserne
Geländer der Steintreppe vor dem Eingang,
der, obwohl aus Holz, mit gemalten Ornamenten
umgeben ist und die Inschrift trägt
»Hast etwas hie guts z'richten uss, so biss
willkomen in diss Huss.« Die Balkenköpfe
unter der Vorlaube zeigen in Bemalung einen
kinderverschlingenden Drachen und ein hundeähnliches
Ungetüm als Gegenstück. Unter
den Fenstern laufen Schachbrettfriese hin und
sind noch die Spuren der verschwundenen
Falläden sichtbar. Am besten erhielten sich
die äusseren Malereien auf der Westseite gegen
Altdorf. Über einem Türsturz des ersten
Stockes steht die Zahl 1636. Die Wände und
Balken der jetzigen Keller sind mit lustigen
Bildern gänzlich bedeckt. Sie dienten offenbar
als kühle Trinkgemächer für besonders weinselige
Herren. Wir erblicken hier staunend an
den Wänden ganze Jagdszenen, Vögel, Hunde,
Hirsche ehmals mit natürlichem Kopfe und
Geweih, Bachus und Venus. Eine Eule wird
von krächzenden Raben verfolgt und durch
einen neckischen Spruch begleitet. Das Wappen
Roll und die Zahl 1632 lassen uns wenigstens
einigermassen auf die frühern Besitzer schliessen.
Steigt man vom Keller in den ersten Stock
hinauf, so fällt der Blick auf ein Bild mit den
Stammeltern, die von der verbotenen Frucht
essen, und auch hier steht die Zahl 1636 daneben
. Ähnlich sind die Gänge und die obern
Stockwerke ausstaffiert. Die Schweizerische
Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler
bereitet eine eigene Publikation
über dieses sehr bemerkenswerte Haus vor.
Der Pfarrhof.
TDürglen war in der Feudalzeit beherrscht
' von vier Türmen. Der eine davon ist
jetzt in den Fundamenten des Gasthauses
zum Wilhelm Teil verborgen und der andere
in den Pfarrhof eingebaut; sein oberes Stockwerk
wird nun als vornehmes Gastzimmer
benutzt. Als Besitzer dieses Hauses werden
den 20. Mai 1672 genannt die Erben des
Landvogtes Wolfgang Tschudi, welche unter
genanntem Datum dasselbe dem Kaplan
Johann Jakob Scolar in Bürglen für 933
Gl. verkauften. Dazu gehörte die Matte und
der weithin sichtbare efeuumrankte Turm
hart an der heutigen Landstrasse. Scolar
wurde mittlerweile Pfarrer von Bürglen und
die Kirchgenossen benutzten nach seinem Tode
die günstige Gelegenheit, das Privathaus ihres
verstorbenen Seelsorgers den 20. März 1708
um 1700 Gl. als Pfarrhof zu erwerben. Den
zweiten Stock hat Maler Triner in recht origineller
Weise ausstaffiert. Er lieferte nicht
bloss Landschaftsbilder für die Supraporten,
sondern bemalte auch die Wände mit Teppichen,
die sich mit den Falten sehr gefällig ausnehmen
. Der jetzige Pfarrer wusste auch sonst
sein Haus in ein kleines Museum zu verwandeln
. 1883 wurden von seinem Amtsvorgänger
die Bankkästen an den Wänden und das alte
Büffet in der Stube entfernt. Der zugehörige
obgenannte Meierturm beherbergte auf einige
Zeit die von den aufständischen Urnern beim
ersten glücklichen Gefecht am 26. April 1799
gefangenen französischen Offiziere, welche zum
Zeichen ihrer Sehnsucht nach Freiheit sämtliche
Fenster zertrümmerten. Bald darauf
dienten die nämlichen Lokale dem bekannten
Zeichner und Aquarellmaler Triner als Atelier,
dessen Wände er mit Ornamenten zierte und in
den 1880er Jahren schlug hier auch E. Stückelberg
seinen Sitz auf, als er die urschweizerischen
Modelle für die Gemälde der Tellskapelle
porträtierte. Von 1893—1906 war hier das
urnerische historische Museum untergebracht
und neuestens ist ein Musiksaal aus diesen
starken Mauern geworden. W.
*
Hartolfingen besitzt als Eingang einen
grossen steinernen Rundbogen und auch sonst
deutet das schwere Mauerwerk dieses Hauses
auf ein hohes Alter. Behäbigen Bürgersinn
verrät das Haus auf der Färb mit einem
Büffet und rings um die Wände laufenden
Sitzen. Bei der Kapelle des hl. Antonius
präsentieren sich links und rechts an der
alten Schächentalergasse zwei charaktervolle
alte Häuser, davon eines von Holz, das
andere von Stein. Desgleichen verdient Be-
XLIV
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