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dieser wettergeschützten Wand steht noch al
Fresco ein renoviertes Madonnabild. Die Figuren
der Landsknechte mit ihren Hellebarden
sind dagegen schon stark verblichen. Sie bilden
wohl die letzten Reste einer ehemals reichern
Fassadenmalerei. Die nämliche Wand zeigt
noch die ursprünglichen gebuggelten Fensterposten
. W.
Das alte Gasthaus zum Ochsen.
Um 1570 zinst Hans Rutsch, genannt
Bumerli, einen Krayenplaphart an die
Pfarrkirche zu Silenen ab der Wirtschaft
zum Ochsen in Flüelen. Er und sein gleichnamiger
Vater, von Livinen stammend, waren
1536 von der Landsgemeinde zu Landleuten
in Uri angenommen worden und dürfen
als Erbauer des Hauses angesehen werden.
Zwei gotische Fenster, die noch an der Rückseite
des Hauses erhalten sind, ähnlich den
Fenstern im Hause Zumbrunnen bei Allen winden
in Altdorf, deuten auf jene Zeit. Das Gasthaus
soll lange Zeit an der Gotthardstrasse die
schönste Herberge zwischen Luzern und Bellenz
gewesen sein. Die Sage meldet auch, es
sei durch einen unterirdischen Gang mit dem
Schlösschen Rudenz und der Burg Attinghausen
in Verbindung gestanden Diese Volksüberlieferung
bezieht sich aber in jedem Falle auf einen
älteren Bau an dieser Stelle, Sicher hat sich
zwischen demselben und dem Felsen der alte
Gotthardsaum weg hindurchgewunden; ein Torbau
oder irgend eine Befestigung der Strasse
mag zu ihrer Absperrung und zum Einzug des
Reichszolles gedient haben, den die Freiherren
von Attinghausen, hernach die Edlen von Rudenz
zu Lehen hatten und später die Urner
an sich zogen. Ein gedeckter Gang zieht sich
heute vom Hause her über die Strasse hinüber zu
einem Lagerhaus, welches auf einem soliden
alten Gemäuer am Felsen angebautist; das Ganze
bildet also einen offenen Torweg. — Das Büffet
enthält in seinen mittleren Füllungen gemalte
Landschaften, darunter eine ältere Darstellung
des Schlösschens Rudenz. In der Stube treffen
wir noch eine gotische Leistendecke und im
Gang eine Türfassung mit Triglyphenfries.
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
finden wir das Wirtshaus im Besitze der Gebrüder
Hans und Heini Megnet, letzterer ist
1644—1646 Landvogt zu Bollenz (f 1650).
Später gelangt es an die Epp; von ihnen kauft
es etwas vor 1760 Zoller Franz Anton Zwyssig,
des Rats, vorher Wirt zum weissen Kreuz,
1737 — 1739 Landvogt zu Sargans, 1760 zum
Statthalter erwählt (f 1760). Aus seiner zweiten
Ehe ging die Tochter Margarete (f 1842),
hervor, die sich mit Joseph Maria Zgraggen,
von Silenen, vermählte und ihm das väterliche
Haus in die Ehe brachte. Zgraggen, geboren
1772, betrieb 1822—1827 in diesem Hause
eine Buchdruckerei, wurde 1814 Seckelmeister,
1821 — 1825 Landesstatthalter und 1825 — 1829
Landammann, gestorben in Flüelen den 28.
Januar 1844. Sein Sohn Franz Xaver, geb.
1802 zu Flüelen, zog nach Altdorf. Das ehemalige
Gasthaus zum Ochsen ging über an
die Tochter des Landammann Jos. Maria
Zgraggen, Anna mit Namen, die sich mit Karl
Franz Arnold zum weissen Kreuz verehelichte
. Die Töchter dieser Ehe bezogen nach
Verkauf des Hotels zum weissen Kreuz das
Haus ihrer Mutter. M.
Wirtschaft zum weissen Kreuz.
Fähnrich Jakob Imhof zu Flüelen errichtet
den 7. April 1564 auf seinem Haus und
Hofstatt, genannt die Wirtschaft zum weissen
Kreuz, eine Gült. Ihm folgen als Besitzer:
ca. 1590—1618 sein Sohn Fähnrich Andreas
Imhof, und später ein ganzes Jahrhundert
lang die Familie Zwyssig. Johann Zwyssig's
älterer Sohn, Balthasar, geb. 1651, wurde Jesuit
und starb zu Köln; der jüngere Sohn, Karl
Hieronymus, Zoller und Ratsherr, erhielt aus
zweiter Ehe den Sohn Franz Anton (geb. 1704
f 1760), Landvogt zu Sargans. Dieser letztgenannte
verkauft die Wirtschaft kurz vor
seinem Tod an Joseph Arnold, Wirt zum
schwarzen Löwen in Altdorf, seit 1770 Zoller
zu Flüelen, gebürtig von Bürglen. Sein älterer
Sohn, Franz Maria Joseph Arnold, Landes-
fähndrich, 1792—1795 Landesstatthalter, Tagsatzungsgesandter
, übernahm den schwarzen
Löwen, der sich bis heute in seiner Nachkommenschaft
vererbt; der jüngere Sohn, Karl
Franz Arnold betrieb das Gasthaus zum
weissen Kreuz, welches bis in das letzte Dezennium
des verflossenen Jahrhunderts bei
seinen Söhnen und Enkeln blieb. M.
Haus Martin Lussmann.
Die Witwe des Kirchenvogt Lussmann besitzt
an der Dorfstrasse ein stilvolles Haus
XLVI
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