Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/1
Das Bürgerhaus in der Schweiz (1. Band): Das Bürgerhaus in Uri
Basel, 1910
Seite: LII
(PDF, 21 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_01_1910/0054
Kapelle und widmete sie dem Andenken an
die Auferstehung Christi. Es war etwas Unerhörtes
, dass nicht ein Weihbischof, sondern
der Fürstbischof von Konstanz selber auf diesen
Berg stieg und am 21. Mai 1546 die Schlosskapelle
Beroldingen weihte. Graf Alfred Maximilian
von Beroldingen aus Stuttgart hing 1904
in der Kapelle die grosse photographische Reproduktion
eines alten Porträts von Josue auf,
und nannte in einem Zusatz zur alten Inschrift
das Jahr 1530 als Baudatum des Schlösschens.
Diese Jahrzahl dürfte jedoch nur auf einer
Kombination beruhen. Josue starb den 13. März
1563 als regierender Landammann und wurde
in der Pfarrkirche zu Altdorf vor dem St. Nikolausaltar
begraben. Er hatte vor seinem Tode
noch eine geistliche Familienpfründe gestiftet,
für welche spätestens 1571 in Altdorf ein eigenes
Wohnhaus beschafft werden konnte, über
dessen Türe noch jetzt das Wappen der Stifterfamilie
zu sehen ist. Der Insasse hat unter
anderem die Verpflichtung, alljährlich neunmal
in der Schlosskapelle auf Beroldingen Messe zu
lesen. Ursprünglich bestand die Kapelle vermutlich
nur aus dem heutigen Chor, welcher an geschützter
Stelle, nördlich, noch ein gotisches
Fenster (Katharinarad) aufweist. Die übrigen
Fenster auf der Südseite sind stillose Ersatzstücke
der neuern Zeit. Je eine Rokokokartusche
über dem gotischen Chorbogen, an der Decke
und an der Brüstung der Empore beleben etwas
die weissgetünchten Wände des Schiffes. Zu
oberst im Chorgitter steht auf einer Blechtafel
unter dem bezüglichen Wappen zu lesen: »Herr
Johann Casper von Beroldingen des Raths in
Altorf dermahlen Beroldingischer Pfrundt Vogt
Anno 1716.« Den schönsten Schmuck der Kapelle
bildet das Flügelaltärchen aus der Übergangszeit
von der Gotik zur Renaissance mit
den ältern gotischen Statuen der Kapellenpatrone
St. Laurentius und St. Thomas. Jünger
sind die drei Statuen im Schrein (Maria, Katharina
, Barbara) und die Relieffiguren der
Apostelfürsten auf den innern Flügelseiten. Die
Szene Maria Verkündigung an den äussern
Flügeltüren ist aufgemalt. Eine Inschrift am
Fusse erzählt: »Erneüwertte durch H. Obersten
Johann Cunratt von Berolding. Ritter alter

landtamen diss Landts An. 1618.« Er und seine
Gemahlin Elisabetha Bodmer verehrten 1621
der Kapelle den schönen figurenreichen Kelch
von 36 Lot, dessen Kuppe leider eine spätere
minderwertige Zutat ist. Am Fussrand steht
inwendig die urnerische Beschaumarke und in
einem zweiten Schildchen die verbundenen
Initialen M. A. (Martin Troger?)

Das Glöcklein im Turm wurde auf der
Landleutenmatte zu Altdorf gegossen. Die
Legende am Kranze: »In resurrexione tua
Criste coelum et terra laetentur 1582 Alleluia.«
nimmt Bezug auf die Auferstehung Christi, zu
deren Ehre die Kapelle geweiht worden. Am
untern Rande ist das Siegel des Josue von Beroldingen
aufgegossen, obwohl derselbe zu dieser
Zeit schon tot war.

Die Befensterung des Schlösschens bestund
vor Menschengedenken noch aus Butzenscheiben
und die Ostwand über dem Eingang
war mit Falläden versehen. Die Zimmer sind
sämtlich gut ausgetäfelt. Im Hauptgemach des
zweiten Stockes begegnet man einem grünen
Kachelofen mit weissen figurenbesetzten Einrahmungen
und der Notiz: »Meister Johann
Jost Nigg Hafner In Gersau Anno 1783.« Die
Holztreppe hat ein recht nettes Geländer. Ob die
westlich vorspringende Windmauer später hinzugefügt
worden, bringen vielleicht die bevorstehenden
Erneuerungsarbeiten an den Tag. Der
alte grosse Baumtrog am Schlossbrunnen wich
erst 1908 einem Zementfabrikat. — Ritter Sebastian
von Beroldingen, Josues Sohn, errichtete
aus den Stammgütern der Familie 1598 ein
Fideikommiss. Abkömmlinge dieses Geschlechtes
leben seit einem Jahrhundert noch
im Kanton Tessin und eine adelige Linie pflanzt
sich in Osterreich und Württemberg fort. Dr.
K. F. Lusser bemerkte 1834 in seiner Kantonsbeschreibung
von ihr, sie habe wahrscheinlich
das bescheidene Urvaterland längst vergessen.
Gegen diese Vermutung erheben folgende Bleistiftbemerkungen
auf einer Chor wand der Kapelle
edlen Protest: »Graf Alfred von Beroldingen
15. Sept. 1903; Aug. 1904; l.Sept. 1905.
Graf Franz Hector von Beroldingen, geb.
März 8. 1873, August 31. - Sept. 1. 1905.«

W.

SILENEN.

(Abbildung S. 104.)

Tn älterer Zeit stund in Silenen am Gotthard- in Trümmer liegt. Unmittelbar daneben erhebt
weS> unweit des Wohnturms der Edlen sich ein grosses Haus, dessen beide Seiten-
von Silenen eine Sust, welche nun ganz teile aus Stein erbaut sind, während der mittlere

LH


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