Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/3
Das Bürgerhaus in der Schweiz (3. Band): Das Bürgerhaus im Canton St. Gallen, Erster Teil: Das Bürgerhaus im Canton Appenzell
Berlin, 1913
Seite: XXVIII
(PDF, 18 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_03_1913/0030
Das Kornhaus in Rorschach

(Blatt 42, 43, 44)

Wenn auch weder als bürgerliches Wohnhaus
, nach als Schöpfung durch bürgerliche
Initiative, gehört das mächtige Kornhaus
in Rorschach seines der Allgemeinheit dienenden
Zweckes willen doch in den Rahmen unseres
Werkes. Zur Anuferung des uralten
Kornmarktes daselbst, der für die ganze Ost-
schweiz von größter Bedeutung war, wirkte
Abt Coelestin II. wesentlich mit durch Erstellung
des neuen Kornhauses direkt am See
und an der Schifflände. Er berief dazu den
italienischen Architekten und Baumeister Giovanni
Caspare Bagnato, gebürtig aus Como.
Der Bau wurde am 4. Februar 1746 begonnen,
ganz aus Quadersteinen ausgeführt, mit großer
gewölbter Kornhalle und geräumigen Schütten
versehen und 1749 am 22. Februar vollendet.
Das Gebäude kostete ohne die aus den Steinbrüchen
des Stifts gelieferten Steine 37 050 fl.
Bagnato machte etwa gleichzeitig die ersten
Pläne zum Neubau der Stiftskirche in St.
Gallen im Auftrage des gleichen Abtes. Er
starb 1757 auf der Insel Mainau bei Konstanz.
Das Kornhaus ging im Jahre 1803 mit allen
übrigen fürstäbtischen Bauten an den neuen
Kanton St. Gallen über, der dasselbe zugleich
mit dem längst verschwundenen Gredhaus
und Zollhaus weiter betrieb, bis zu der in den
letzten Jahren vollzogenen Aufhebung des
offiziellen Kornmarktes. Jetzt gehört das
mächtige Gebäude der Gemeinde Rorschach.
Leider wurde der Eindruck der Ostseite durch
ungeschickten Ausbruch von Fenstern beeinträchtigt
.

Engelapotheke des Herrn C. Rothenhäusler
(Blatt 45)

Bis 1761 wohnte in dem vornehmen Hause
an der Hauptstraße der Geheime Rat und
Lehensvogt Pillier. Landeshauptmann Jörg
Ludwig von Bayer trat im genannten Jahre
als einziger Erbe seiner verwitweten Mutter
Reding von Biberegg in dessen Besitz. Von
da an hieß es das Landeshauptmännische Haus.

Auch dieses Haus enthält einen reich gemalten
Saal mit stuckierter Decke, der aber
jetzt durch eingebaute Wände in mehrere
Räume geteilt ist, und in einem Hinterzimmer
einen schönen blauglasierten Ofen.

Haus im Hof

(Blatt 46)

Gegenwärtiger Besitzer ist Herr A. Wädens-
weiler. In ältester Zeit war das Haus
Eigentum der Gemeinde Rorschach und diente
als Rathaus bis 1533. In diesem Jahre ging
dasselbe durch Kauf an Wendeli Bayer über
und wurde dadurch zum Stammhaus der
später im Rorschacher Handelsleben und fürstlich
St. Gallischen Staatsdienste hervorragend
tätigen Familien von Bayer, in deren Besitz
es bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts
blieb. 1621 begann die ,,Bayersche Gesellschaft
" ihre gewerbliche Tätigkeit. Im Jahre
1730 übernimmt Jos. Antoni Bayer von seinem
Vater, Oberkommissari Matheus Wendel Bayer,
das ehemalige Rathaus als „das Handelshaus
allda sammt dem Neubau, Garten und Bestallung
, stoßt an den Hengart, an ihre Herrn
Bruder und an den Trukh."

Das Äußere des Hauses ist durch Schaufensterausbrüche
stark verdorben; bemerkenswert
am Hause ist das Innere. Große Vorplätze
haben hellgelb gemalte und mit Blumen
geschmückte Wandschränke und schöne Nuß-
baumtüren mit geschnitzten Einfassungen. Ein
großer, nach hinten ausgebauter Saal im zweiten
Stock, auf zwei Lang- und einer Schmalseite
mit Fenstern versehen, ist eines der in
Rorschach noch ziemlich häufigen Beispiele
fröhlich farbiger Innenräume. Die Decke mit
großer Hohlkehle ist stuckiert und leicht
gelblich getönt, der Boden in alter Art in großen
Tafeln parkettiert. Die Wände sind direkt
auf den Putz gemalt mit stark perspektivisch
gezeichneter Architektur, die überall Medaillons
mit genrehaften Darstellungen, Köpfen usw.
einschließt; Vasen stehen darauf mit frisch
gemalten naturalistischen Blumen, von Schmetterlingen
umgaukelt. Die Hintergründe sind
in stumpfem Meergrün, die Dekorationen in
bräunlichem Grau mit Weiß und etwas Gold,
die Bordüren schwarzbraun mit Gold, die
wulstigen Fensterverkleidungen sind in gelbbrauner
Marmorierung gehalten. In einer
Ecke steht ein Ofen mit sehr schönem Aufbau
, weiß mit leicht getönten landschaftlichen
Genrebildchen. Alle Farben sind vollkommen
frisch, das Ganze wohlerhalten mit prächtig
festlicher Stimmung, aber gegenwärtig nur
als Rumpelkammer benutzt. Ein Zimmer,
nach vorn gelegen, ist ebenfalls ganz farbig

XXVIII


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_03_1913/0030