Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/3
Das Bürgerhaus in der Schweiz (3. Band): Das Bürgerhaus im Canton St. Gallen, Erster Teil: Das Bürgerhaus im Canton Appenzell
Berlin, 1913
Seite: XXXVI
(PDF, 18 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_03_1913/0038
Das Toggenburg

Dasselbe, was weiter unten über die Entwicklung
des Appenzellerlandes vom reinen
, Viehzucht treibenden Berglande zum
Industriegebiet gesagt wird, ist auch auf das
benachbarte St. Gallische Gebiet, das Toggenburg
, anzuwenden. Weberei in Leinwand
zuerst, dann in Baumwolle und in Seide brachte
Hausarbeit ins Land, Toggenburger unternahmen
die Fabrikation und den Vertrieb
ihrer Produkte auf eigene Rechnung, bedeutende
Kaufhäuser entstanden. Alles das hatte
Einfluß auf die Bauten, die Dörfer wurden zu
Geschäftszentren, an Stelle der reinen Bauernhäuser
traten solche, die sich der veränderten
Lebenshaltung der Fabrikanten und Kaufleute
sowohl als ihren Geschäftsbedürfnissen anpaßten
. Alle nahmen mehr oder weniger
zwar neue Formen auf, verarbeiteten sie aber
ihrem Landescharakter entsprechend und übersetzten
sie in ihr heimisches Baumaterial.
Die große Verwandtschaft des Landes und der
Bevölkerung mit der appenzellischen, der
gleiche Entwicklungsgang brachten es mit sich,
daß auch dieses bauliche Neuwerden sich in
den gleichen Bahnen bewegte, so stark, daß
manches Haus ebensogut in Speicher wie in
Wattwil stehen könnte. Daß sich der Toggenburger
nicht so glücklich und frühe freimachen
konnte von feudalen Herrschaftsformen, wie
der Appenzeller, war nicht seine Schuld; am
Streben danach fehlte es nicht. Vielleicht
liegt aber in der anderen Staatsform die Erklärung
für die zahlreichen Bauten, die sich
durch ihre äußere Erscheinung stärker über
den gewöhnlichen Typus erheben, als das im
Appenzellerland vorkommt. In der Demokratie
lag auch auf diesem Gebiet die Gleichheit
nahe, während die fürstäbtischen Beamten,
durch ihre Stellung über das Volk erhoben,
diese gerne auch durch das „Türmlihaus"
zum äußeren Ausdruck brachten. Der Landammann
erhob sich nicht über sein souveränes
Volk, der Landvogt aber suchte es gerne ein
wenig seinem fürstlichen Herrn nachzumachen.

Flawil

Häuser am Dorfplatz im Unterdorf

(Blatt 65)

Das größere der beiden auf dem Bilde
Blatt 65 sichtbaren Häuser mit dem geschweiften
Giebel stand ursprünglich in Oberglatt
, wurde aber dort seinem Besitzer, dem
Ammann Joh. Egli aus Burgau, zu klein. Er
verkaufte dasselbe anfangs der siebziger Jahre
des 18. Jahrhunderts. Es wurde abgebrochen
und an seiner heutigen Stelle wieder aufgestellt
. Nach seinen früheren Besitzern heißt
das Haus heute noch Kommandant Steigers
Haus. Die Täferung einer Stube aus der Zeit
um 1780 liegt in den Magazinen des Stadt
St. Gallischen Historischen Museums, bestimmt
für dessen zukünftigen Neubau. Sie ist in
den Formen des Rokoko bemalt mit biblischen
Szenen, Landschaften und Architekturen in
bunter Folge.

Das kleinere Kühnis'sche Haus in der
Mitte ist ein typisches Beispiel der Anwendung
der rein ländlichen Bauformen auch auf das
bürgerliche Haus im Dorfe. Durch den heutigen
nüchternen glatten Anstrich schimmern
die Spuren einer früheren, fröhlich barocken
ornamentalen Bemalung; die Jahreszahl in
der Kartusche am Giebel ist nicht mehr ganz
leserlich, sie weist auf die ersten Jahre des
18. Jahrhunderts hin.

Haus im Feld

(Blatt 65)

Vy/ieder eines der stattlichen Häuser, die
W durch glückliche Vereinigung der heimischen
Bauweise mit neuen Stilformen so
charakteristisch für die Fabrikantendörfer der
Ostschweiz sind. Besonders schön ist die Verbindung
des Hauses mit dem dahinter liegenden
Ökonomiegebäude durch gedeckte Lauben. Es
ist wahrscheinlich um 1820 herum gebaut
worden.

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