http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_03_1913/0047
Jos. finden wir im I. Band Uri im Hause
von Landammann Muheim im Jahre 1804
tätig.) Nach dem Tode von Jakob Zellweger
1808 ging das Haus an seinen Sohn Oberst
Jonannes Z. über, dann erwarb es Oberst
Johann Conrad Honnerlag, der dort seine
Gemäldesammlung und Bibliothek unterbrachte
. Er starb 1838 und vermachte das
Haus der Gemeinde, die es von da (an als
Pfarr- und Gemeindehaus benützt. Auch die
schöne Kantonsbibliothek ist in den weiten
Räumen untergebracht.
Das jetzige Rathaus
(Blatt 83, 84)
Wie das Pfarrhaus ist auch dieses als Privat-
haus gebaut. Baumeister Conrad Langen-
egger*) von Gais errichtete dieses 1802 für
Jakob Zellweger-Zuberbühler, den jüngeren
Bruder von Johann Caspar Z., helvetischen
Senator und im Jahre 1802 bei der Wiederherstellung
der alten appenzellischen Verfassung
zum Landammann gewählt. Nach
seinem Tode 1821 wurde das Gebäude bewohnt
von Landammann Jakob Zellweger-
Hühnerwadel und Salomon Zellweger-Walser.
Am 20. Februar 1841 bot Landammann Jakob
Z. dem Großen Rat das Haus zu sehr billigem
Preis als Rathaus an, in Konkurrenz mit
Teufen, das das jetzige Gemeindehaus zur
Verfügung stellte. Die Landsgemeinde beschloß
den Kauf. Es beherbergt hauptsächlich das
Kantonsgericht. Auch dieses Haus ist zwar
groß und vornehm, aber doch schlicht in seiner
äußeren Erscheinung, dafür im Innern reich
durchgeführt. Conrad Escher von der Linth,
der Zellweger im Oktober 1814 in seinem
„Palast" besuchte, schrieb an seine Tochter:
,,So etwas Zierliches sah ich noch nie in der
Schweiz." Die Stukkaturen der Gewölbe in
Gängen und Treppen sind fein und zierlich
in strengen Empireformen gehalten. Ein
Wohnzimmer im I.Stock hat eine hellgestrichene
Täferung mit großen ovalen Füllungen. Das
Eßzimmer mit schönem altem Parkettboden
ist mit Nußbaumtäferung mit reichen lambre-
quinartigen Einlagen verkleidet. Die Wände
des Schlafzimmers bestehen aus fein poliertem
Stuckmarmor in Feldereinteilung, bläulich mit
*) Siehe Allgemeines über den Kanton Appenzell
, Seite XLI.
gelben Einrahmungen. Besonders vornehm
wirkt aber der große, durch zwei Stockwerke
gehende, mit einer Galerie umgebene Bibliotheksaal
im Oberstock. Die Säulen sind ebenfalls
Stuckmarmor. Die Büchergestelle dazwischen
waren ursprünglich mit Stoffrouleaux
geschlossen, die mit allegorischen Darstellungen
in Sepiatönen bemalt waren. Heute sind gestemmte
Türen an ihre Stelle getreten. Auch
die alten schönen Kerzenleuchter sind durch
elektrische Leuchter aus dem Katalog von
ihrer Stelle verdrängt worden. Der Saal dient
heute den Sitzungen des Gerichtes u. dergl.
Das Türmlihaus in Trogen
(Blatt 85)
Es wurde ebenfalls von einem Zweige der
Familie Zellweger in schöner freier Lage
etwas unter dem Dorfe erbaut.
Das Haus ist ein interessantes Beispiel
der Anwendung der von außen gebrachten
architektonischen Formen auf die einheimische
Bauweise. Auf dem gemauerten Unterbau ist
dasselbe vollständig in Holz ausgeführt, die
Wände in '„Zapfenstrick", mit Vertäferung an
der Süd- und Verschindelung an den Wetterseiten
, mit Zugladen unter den dicht gereihten
Fenstern.
Gasthaus zur Krone in Trogen
(Blatt 86, 95)
Das Haus wurde ursprünglich als Privathaus
gebaut, ist aber seit vielen Jahrzehnten
das so recht mit Landsgemeinde und Volksregierung
verknüpfte Gasthaus. Es ist das
einzige Holzhaus auf Appenzeller Gebiet mit
Erkertürmchen, wie auch die Kehlvordächer
im „Vorderland" nicht vorkommen. So mahnt
es stark an toggenburgische Türmlihäuser. In
der früheren Malerei (siehe Einleitung zu
Appenzell) sind die beiden Jahreszahlen 1727
und 1767 noch erkennbar; erstere wird das
Baudatum, letztere dasjenige der Bemalung sein.
Das Haus der Frau Oberrichter Sturzen-
egger, früher Honnerlagsches Haus
(Blatt 87, 88)
Im Laufe des 18. Jahrhunderts kam ein
Honnerlag als einfacher kaufmännischer Angestellter
aus Norddeutschland zu den Herren
XLV
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_03_1913/0047