Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/5
Das Bürgerhaus in der Schweiz (5. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Bern, 1. Teil
Zürich, 1917
Seite: X
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I. DAS OBERLAND UND THUN

Unterseen

Tafel 1-4.

Unterseen, das im Jahr 1827 bloss 937 Einwohner
zählte, liegt am rechten Aareufer
am Fusse des Härders im jetzigen Amtsbezirk
Interlaken; es ist das einzige der im
Mittelalter noch ziemlich zahlreichen oberländischen
Städtchen, das sich als solches
bis heute erhalten hat. Weissenburg, Wim-
mis und Mülinen, hörten schon im XIV.
Jahrhundert auf, Städte zu sein. Nachdem
die strategische Bedeutung der sie beherrschenden
Burgen durch die Besitznahme
der betreffenden Alpentäler durch die Berner
gegenstandslos geworden war, fiel auch für
sie selber ihr Zweck als Festungen und Re-
fugien dahin, ihr Mauergürtel wurde dem
Verfall überlassen und gegenüber dem in
diesen Alpentälern schon seit ältester Zeit
vorhandenen, freien Bauernstande konnten
sich diese grundherrlichen Miniaturstädtchen
nach dem Wegfall dieser Faktoren
nicht halten: entweder verschwanden sie
vollständig oder sie sanken, wie Wimmis,
zu Dörfern herab. Am längsten hielt sich
noch Spiez, das erst im XVI. Jahrhundert
als Stadt einging.

Was Unterseen vor diesem Schicksal bewahrt
hat, ist einerseits die Nähe des Klosters
Interlaken und anderseits seine geographische
Lage, die ihm sowohl als vorgeschobener
Punkt gegen die katholische
Innerschweiz wie auch als Stapelplatz zwischen
dem Brienzer- und Thunersee bis in
späterer Zeit eine grössere Bedeutung sicherten
.

Das Städtchen, eigentlich zwischen den
Seen (und wie Interlaken ehemals Hinderlappen
genannt) wurde um 1280 vom Freiherren
Walther v. Eschenbach und seinem
Sohne Konrad auf Interlakenschem Klostergrund
erbaut. Mit den Herrschaften Un-
spunnen, Oberhofen und Balm kam es um
1306 an das Haus Oesterreichs, von welchem

es verschiedentlich verpfändet wurde, zuletzt
den Freiherren von Brandis aus dem Emmental
. Anlässlich ihres 1386 zur Zeit des
Sempacherkrieges unternommenen Zuges
ins Oberland eroberten die Berner auch
Unterseen, machten seine Einwohner zu Untertanen
unter den gleichen Rechten und
Pflichten wie unter ihrer vormaligen Herrschaft
, und 1397 kauften sie die Brandis-
schen Erben um ihre Pfandansprüche aus,
wodurch sie in den definitiven und ausschliesslichen
Besitz des Städtchens kamen,
welches nun bernische Landvogtei wurde.
Seinen Bürgern bestätigten die Berner in
der Folge mehrmals ihre alten Rechte und
Freiheiten, die sie später zum Dank für die
der Stadt Bern anlässlich der bei der Reformation
im Oberland ausgebrochenen Unruhen
bewiesene Treue erheblich vermehrten.
Bis 1798 genossen die Bürger von Unterseen
u. a. eigenes Zollrecht und freien Handel
. 1803 hörte Unterseen auf, ein eigenes
Amt zu sein und wurde dem Amt Interlaken
einverleibt.

Das 1470 ganz abgebrannte und gleich
darauf neuaufgebaute Städtchen besteht in
der Hauptsache aus einem von Häuserreihen
umgebenen viereckigen Platz, in dessen Mitte
das ehemalige Kaufhaus und Rathaus (jetzt
Hotel) steht. Zur Stadt gehören auch die
Häuser auf der Spielmatte, einer Insel in
der Aare gegenüber der ehemaligen Aarmühle
, seit dem Jahre 1891 Interlaken benannten
Ort. Heutzutage verschwindet die
eigentliche Stadt vollständig in dem sich
namentlich nach Westen ausbreitenden Dorf
gleichen Namens. Einige Mühlwerke und
Holzmanufakturen waren früher sozusagen
die einzigen Gewerbe, die im Städtchen
betrieben wurden; weitaus der grösste Teil
seiner Einwohner fand sein Auskommen
in der Landwirtschaft und bewohnte ausser-

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