Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/5
Das Bürgerhaus in der Schweiz (5. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Bern, 1. Teil
Zürich, 1917
Seite: XIII
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_05_1917/0015
Interlaken

Tafel 5.

Haus Marktgasse 32. Städtischen Charakter
hat das auf der Fassade über und
über mit Sprüchen und Inschriften bedeckte
Haus, das 1740 der Zimmermeister Michel
Tschiemer für Heinrich Ritschard in Aar-
mülüe erstellt, durch- seine im XIX. Jahrhundert
erfolgte Einbeziehung- in eine
Häuserreihe erhalten. Ein vorspringender
Blockbau auf gemauertem Erdgeschoss,
wurde es als Wohnhaus zu einem bäuerlichen
Betrieb erbaut; der Kramladen des
Erdgeschosses gegen die Aare scheint von
Anfang an bestanden zu haben. Hinter dem
Hause, auf der Südseite, befanden sich die
Scheuer, der Garten und ein grösserer Landkomplex
. Die Gemeinden Aarmühle, Unterseen
und Matten hatten das Recht, im Frühling
vor der Alpfahrt hier ihre Schafe zu
besammeln und im Herbst nach der Abfahrt
vom Berg den Schafscheid vorzunehmen.
Später wurde auf diesem Platz die öffentliche
Wage aufgestellt und der Schweinemarkt
abgehalten, bis derselbe nach Unterseen
verlegt wurde. 1806 kam das Haus
mit dazugehöriger Scheuer, Speicher, Hofstatt
und Garten verkaufsweise von Johannes
Seiler von Bönigen an Samuel Beugger,
nach dessen 1820 erfolgtem Tode es zu verschiedenen
Teilen an seine Söhne Joh. Caspar
B., Handelsmann, und Samuel B., Fuhrmann
, gelangte. Auch des vorletzten Stiefsohn
, der Grossrat und Scharfschützenhauptmann
Johann Stähli besass schon einen Anteil
, als er 1834 und dann noch 1841 die
ganze Liegenschaft durch Kauf an sich
brachte. Um 1830 war im östlichen Teil
des Erdgeschosses eine Pintenwirtschaft
eingerichtet worden; um den gesetzlichen
Vorschriften zu genügen, musste der zu geringen
Höhe der Zimmer wegen der Fussboden
etwa zwei Fuss tiefer gelegt werden,
was noch jetzt im Kramladen und in der
Bäckerei zu sehen ist. Hauptmann Stähli
führte kurz darauf ein für die damalige Zeit
grosse Neuerung ein, indem er ein Billard
kaufte und in die Stube über der Wirtschaft
placierte. Dieses übte eine grosse Anziehungskraft
und zog ausser den Einheimischen
auch die ersten Fremden an, so dass die
Wirtschaft sich bald als zu klein erwies.

Deshalb verlegte sie Stähli in einen südlich
davon gelegenen Neubau. Die Wirtschaft
hatte keinen offiziellen Namen, sondern hiess
einfach „das Billard" und noch heute heisst
die dritte Generation der jetzigen Besitzer
die „Billard-Rubis". 1845 kaufte alt Ge-
richtssäss Hauptmann Peter Rubin die Besitzung
; neben dem Kramladen im Erdgeschoss
Hess er an Stelle der Wirtschaft eine
Bäckerei einrichten, die er aber verpachtete.
Peter Ober, der nachmalige Erbauer des
Hotel Ober (Park-Hotel), der um 1830 als
Kurier nach Interlaken gekommen und sich
dort mit einer Tochter aus der Familie
Beugger, welcher das Haus früher gehörte,
verheiratet hatte, besass ein Pfandrecht daran
und interessierte sich deshalb am Wohl
des neuen Eigentümers. Er tat Schritte, um
reisende Engländer bei diesem unterzubringen
und hatte einen solchen Erfolg,
dass Peter Rubin ein kleines Gebäude hinter
dem Hause, mit diesem durch eine gedeckte
Holzlaube verbunden, zu diesem Zwecke erstellen
liess. Im Erdgeschoss desselben befindet
sich der grosse Ofen der Bäckerei.
Vermutlich wurden damals auch die beiden
Seitenflügel ausgebaut, wodurch das bis
dahin freistehende Haus in eine fortlaufende
Häuserreihe einbezogen wurde; unter dem
nördlichen Anbau führt eine offene Durchfahrt
zu den dahinter liegenden Ökonomiegebäuden
. Anfangs der 50ger Jahre gelangte
Rubi durch Heirat mit der Witwe
des gegenüberwohnenden Hutfabrikanten
Klaus in den Besitz einer kleinen Hutfabrik,
was zur Folge hatte, dass er die Wirtschaft
wieder eingehen liess und im Erdgeschoss
nun selber lange Jahre ein Hutgeschäft betrieb
. In der Folge sind neben der Bäckerei
verschiedene andere Magazine eingerichtet
worden.

Neben allen diesen verschiedenen Betrieben
, die im Hause ausgeübt wurden und
noch werden, blieb aber stets der landwirtschaftliche
Betrieb die Hauptsache. Auch
der jetzige Besitzer, Adolf Rubin, Grosssohn
der Witwe Rubin - Flück, hält neben der
Bäckerei einen ziemlich grossen Viehstand
auf der Besitzung und hat zudienendes Land
und Alpen.

XJII


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_05_1917/0015