Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/5
Das Bürgerhaus in der Schweiz (5. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Bern, 1. Teil
Zürich, 1917
Seite: XVII
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_05_1917/0019
Thun

Tafel 12—23.

Thun (570 m) mit ca. 7000 Einwohnern auf
dem rechten Ufer der Aare an deren
Ausfluss aus dem Thunersee gilt von alters
her als Eingangspforte zum bernischen Oberland
. Vermutlich keltischen Ursprungs,
war es zur Zähringerzeit Sitz eines gleichnamigen
Dynastenhauses, das aber schon
im XII. Jahrhundert den grössten Teil seines
Besitzes Herzog Berchtold V. von Zähringen
verkaufte und in den Ministerialenstand
sank. Als Stützpunkt gegen die dem zäh-
ringischen Rektorat feindlichen oberländischen
Herren soll dieser 1182 auf hohem
Felsen das die Stadt beherrschende Schloss
erbaut haben. Nach seinem Tode gelangte
Thun um 1218 als zähringisches Eigengut
an seine Erben, die Grafen von Kyburg.
Als Stadt mit einem Schultheissen erscheint
Thun erstmals 1239; 1256 erhielt die Bürgerschaft
von Hartmann v. Kyburg bedeutende
Freiheiten, die 1264 von seiner Witwe Elisabeth
v. Chalons durch eine Handfeste bestätigt
und hernach öfters erneuert wurden,
Als Bollwerk gegen die im XIII. Jahrhundert
im Oberland überhandnehmende
Macht Savoyens einerseits, als Gegengewicht
gegen das mächtig aufstrebende Bern anderseits
, war Thun für die Kyburger von
grösster Bedeutung. Öfters dort Aufenthalt
nehmend, taten sie alles zur Förderung der
Stadt, die rasch zu hoher Blüte gelangte.
Um 1300 sollen gegen 70 adelige Geschlechter
, meist kyburgische Dienstmannen und
Herrschaftsherren der Umgebung daselbst
ansässig gewesen sein. Uneinigkeiten im
Hause Kyburg führten 1322 zum bekannten
kyburgischen Brudermord. In seinem
Schloss Thun von der Stadtburgerschaft belagert
, musste sich der Mörder Eberhard v.
Kyburg an Bern wenden, welches die Stadt
einnahm und ihn befreite. Allein infolge
zunehmender Schulden musste sein Sohn
Hartmann 1375 Schloss und Stadt Thun an
Bern verpfänden und schliesslich 1384 zugleich
mit Burgdorf der Aarestadt ganz abtreten
.

Zur bernischen Landvogtei geworden,
behielt Thun seine alten Freiheiten und seine
städtische Verfassung, an deren Spitze nun
statt des kyburgischen Beamten ein bernischer
Vogt mit dem Titel Schultheiss kam.
Als Stapelplatz für den grösstenteils auf dem
Wasserwege vermittelten oberländischen
Warenverkehr behielt der Ort auch für
seinen neuen Herrn stets seine Bedeutung;
ebenfalls als fester Punkt gegen das auch
nach seiner Unterwerfung unter Bern öfters
unruhige Oberland. Von 1798—1802 war
Thun Hauptstadt des ephemeren Kantons
Oberland.

Wie Burgdorf hat sich Thun unter Bern
zu einem ausschliesslich städtischen Gemeinwesen
weiter entwickelt. Noch im XVI.
Jahrhundert hatten mehrere Adelsfamilien
daselbst ihren Sitz Eine rege und behäbige
Burgerschaft, welche teilweise im Lauf der
Zeit über den eigentlichen Kleinbürgerstand
emporstieg, brachte im XVIII. Jahrhundert
eine Reihe tü chtiger Ärzte, Theologen, Natur-
foscher und Juristen hervor. Handel und
Manufaktur wurden in Thun weniger betrieben
, als z. B. in Burgdorf und im Oberaargau
.

Im Jahr 1818 zählte die Stadt mit 446
Haushaltungen 1936 Einwohner.

Auf dem vom Schlossgebäude nicht eingenommenen
Teil des Schlossfelsens hatten
schon im XIII. Jahrhundert kyburgische
Ministerialen Häuser und Hofstätten als
Burglehen inne, mit denen gewisse Rechte
oder Pflichten, wie Bewachung der Burgtore
, Schwellenunterhalt und Mühlenrechte
verbunden waren. Mehrere dieser adeligen
Sässhäuser gelangten durch Verkauf oder
Vergabungen im XV. Jahrhundert an das
Kloster Interlaken. Mit dessen Säkularisation
kamen diese Gebäude, die schon damals
meist Geistlichen zur Wohnung dien-

xvn


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