Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/5
Das Bürgerhaus in der Schweiz (5. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Bern, 1. Teil
Zürich, 1917
Seite: XXII
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_05_1917/0024
erfolgten Tode des letzten Sprossen dieser
Linie, der mit Hans Rudolf Hofmeister von
Bern vermählten Barbara v. Raron, gelangte
das Haus mit den übrigen raronischen Gütern
an ihren mütterlichen Grossvater, den bernischen
Schultheissen Heinzmann v. Scharnachtal
, der es kurz darauf 1455 seinem
Sohn Conrad v. Sch. abtrat. Dieser, Mitherr
zu Oberhofen und Schwanden, Ritter,
in seiner Jugend am savoyischen Hofe und
durch seine Reisen in ganz Europa und
Palästina bekannt, nahm in spätem Jahren
in diesem Hause seinen ständigen Aufenthalt
und Hess es mit grossem Aufwand einrichten
. Mehrere gotische Getäfer, die von
ihm herrühren, sind erst im XIX. Jahrhundert
daraus entfernt worden; das schönste,
ein Eichengetäfer in maurischem Stil, wurde
um 1840 ins Schloss Oberhofen verkauft.
Von den Erben des 1472 ledig verstorbenen
Ritters Conrad v. Sch. wurde das Haus verkauft
und 1489 erscheint als Besitzer desselben
ein Andreas Zeender. Nach der Reformation
gehörte es Georg May von Bern,
einem ehemaligen Geistlichen zu Trub, der
sich nachher zu Thun festsetzte und dort
in den Rat kam. Nachdem er 1568 kinderlos
gestorben war, erbte es sein Bruder
Bartlome, der 1537 nach Augsburg gezogen
war, dort zu hoher Stellung gelangte
und 1576 als Burgermeister verstarb. 1580
wurde es von seinen Erben seiner Nichte
Salome May, der Witwe des bernischen
Ratsherrn Georg Thormann, und ihren Kindern
verkauft. Von da an wechselte der
Scharnachtalhof mehrfach Besitzer und kam
an Bürger von Thun. Zu Anfang des XVII.
Jahrhunderts gehörte er der sehr reichen
Familie Rennen, welche die damalige Herrschaft
Thieracheren besass. Um die Mitte
des Jahrhunderts kaufte ihn der Säckelmeister
und Venner Jakob Rubin 1619 bis
1718, von welchem er an seinen Sohn, den
med. Dr. Johann Rubin, 1648—1720 überging
. Zu Ende des XVUT. Jahrhunderts
war die Familie Deci Besitzerin des Hauses,
welche zeitweise eine Bandfabrik darin betrieb
und dem Gebäude seine jetzige Fassade
gegen die Strasse, wahrscheinlich nach
den Plänen des Thuner Stadtwerkmeisters
Friedr. Emanuel Anneler, gab. 1911 erwarb
es Handelsmann Robert Otto Ernst, der seit
1882 Besitzer des daneben liegenden Hauses

Nr. 53 war und beide Gebäude zum Teil
inwendig verband.

Im Innern, das im XVII. und XVIII.
Jahrhundert mehrfach verändert wurde,
verdient namentlich die ursprüngliche breite
steinerne Wendeltreppe Beachtung, die in
einem gegen den später z. Teil überbauten
Hof gelegenen Treppenturm in jedem Stockwerk
auf einen grossen Vorplatz führt. Wie
aus den mächtigen Kaminen ersichtlich,
diente derselbe früher als Küche. Einige
Zimmer enthalten noch Kassettendecken
und Überreste von Getäfer aus der ersten
Hälfte des XVII. Jahrhunderts, so besonders
ein Saal im ersten Stockwerk gegen
die Gasse, mit Ofen aus grünen Reliefkacheln
mit Jahreszahl 1600. Besondere
Beachtung verdient eine Stuckdecke eines
auf der Rückseite gelegenen Zimmers,
mit zwei leider unkenntlichen Wappen in
der Mitte. Eine ganz ähnliche Gipsdecke
enthält ein Zimmer des alten Propstei-
gebäudes im benachbarten Amsoldingen;
derartige Stukkaturdecken, die eine gewisse
Ähnlichkeit mit englischen Plafonds aus
der Tudorzeit aufweisen, sind in Bernerlanden
sonst weit und breit keine zu finden.

Der riesige Dachstock wurde im Innern
nie ausgebaut. Der zinnengekrönte Turm
der Stadtmauer auf der Rückseite gehört
schon seit alter Zeit zum Hause. An der
neuen Strassenfassade sind die ovalen Lichtöffnungen
in den breiten Laubenpfeilern
bemerkenswert.

Das Mayhaus an der Freienhofgasse

Tafel 18-19.

Das Erkerhaus „im Rosengarten" (früher
„Rossgarten") soll von Junker Hans Jakob
May von Bern, 1547—77, Mitherr zu Strätt-
ligen, zwischen 1568 und 1576 seine heutige
Gestalt erhalten haben. Vermutlich gehörte
es schon seinem Grossvater, dem bekannten
bernischen Ratsherrn Bartlome May, f 1531,
der ebenfalls zu Thun Grundbesitz hatte
und 1489 Udel auf seinem Haus an der
Tränke im Rossgarten gegenüber der Amt-
schreiberei verzeigte. Eine Steinskulptur
des XVI. Jahrhunderts mit heute unleserlichem
Schriftband auf der nordöstlichen

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