Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/5
Das Bürgerhaus in der Schweiz (5. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Bern, 1. Teil
Zürich, 1917
Seite: XXVII
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II. UNTEREMMENTAL UND OBERAARGAU

Burgdorf

Tafeln 24-32.

Burgdorf (536 m), gewerbreiche Stadt mit
8500 Einwohnern, liegt auf einem Fels-
rücken am linken Ufer der Emme bei ihrem
Ausfluss aus dem eigentlichen Emmental.
Der nach Norden jäh abfallende Felsen, der
mit einem alten Zähringerschloss gekrönt
ist, beherrscht den Ausgang des Emmentals
ins Mittelland und in den Oberaargau.

Eine strategische Gründung der Zähringer
, wird Burgdorf 1175 erstmals urkundlich
als Stadt erwähnt. Als Eigengut dieses
Herzogshauses gelangte es nach seinem Aussterben
an die Grafen v. Kyburg-Dillingen
und nachwärts an deren Erben, die Grafen
v. Kyburg-Habsburg. Eberhard I. von Habsburg
und seine Gemahlin Anna v. Kyburg,
die Erbin eines Teils der alten Zähringergüter
, gaben 1273 den Burgdorfern ihre
erste Handfeste, eine Nachbildung des Frei-
burgerstadtrechts, welche von ihren Nachfolgern
des öftern bestätigt und vermehrt
wurde. Wie Thun, gelangte Burgdorf unter
der kyburgischen Herrschaft zu hoher Blüte;
eine ganze Anzahl adeliger Familien siedelte
sich daselbst an, und 1328 wurde die Stadt
kraft kaiserlicher Bewilligung zur kyburgischen
Münzstätte erhoben. Allerdings erfreute
sich die daselbst geprägte Münze
keines guten Kurses und gab zu Reibereien
mit Bern Anlass. Zunehmende Schulden
zwangen die Kyburger, ihre bisherigen
Allodien, die Städte und Herrschaften Burgdorf
, Thun und Oltingen 1363 um 12000 Goldgulden
an Österreich zu verkaufen und
von diesem als Lehen zurückzuempfangen.
1383 wurde Burgdorf anlässlich des zwischen
Kyburg und Bern ausgebrochenen Krieges
von der Aarestadt, wiewohl vergeblich,
sechs Wochen lang belagert; ihrem Ruin entgegenstehend
, mussten aber die Grafen
v. Kyburg, nachdem sie schon 1375 Thun
den Bernern verpfändet hatten, diesen 1384

auch Burgdorf mit einigen ihnen noch zu-
stehendan Rechten an Thun um die hohe
Summe von 37,800 Goldgulden abtreten.
Mit einem aus der bernischen Burgerschaft
gewählten Schultheissen an Stelle
des früheren kyburgischen Amtmanns an
der Spitze seiner städtischen Behörden, blieb
Burgdorf nun über 400 Jahre lang bernische
Untertanenstadt — ein Verhältnis, dem erst
das Jahr 1798 ein Ende machte.

Unter der sicheren und ruhigen Oberherrschaft
Berns, welche zwar zunächst den
Wegzug der meisten Adelsfamilien mit sich
brachte, nahm der materielle Wohlstand der
Bürgerschaft dermassen zu, dass diese schon
im XV. Jahrhundert nach dem Vorbild ihrer
gnädigen Herren und Oberen die Herrschaften
Grasswil, Thörigen, Rütschelen,
Lotzwil u. a. m. an sich brachte und sich
daraus ein eigenes kleines Untertanengebiet
schuf. Durch Manufakturen und sonstigen
Handel reich geworden, sonderten sich im
XVn. Jahrhundert eine Anzahl Familien zu
einem Stadtpatriziat aus, wie denn auch
die ganze städtische Verwaltung sich zu
einem Miniaturabbild der bernerischen ausgestaltete
. Den ruralen Charakter, der fast
allen anderen Städtchen des Kantons eigen
ist, hat Burgdorf schon seit langer Zeit
vollständig abgelegt; seit dem XVI. Jahrhundert
hat sich der Burgdorfer durchaus
als „Städter" im Gegensatz zum Bewohner
und Bebauer des offenen Landes gefühlt —
ein Faktor, der naturgemäss in der Bauweise
der Häuser seinen Ausdruck findet.

Die ältesten Stadtteile bilden die am
Fuss des eigentlichen Burghügels gelegenen,
von Süden nach Norden orientierten Hohe-
gasse und Rütschelengasse, an welcher sich
die Hofstadt, der untere Teil des Kirchbühls
und auf der anderen Seite der „Alte Markt"
angliederten. Am Ende des XHL Jahrhun-

XXVn


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