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reichenden Widerlagsquader als Kämpfer
für die Fensternischengewölbe trägt. Gegen
das Zimmer zu weist dieser einen ehemals mit
dem Stadtwappen, jetzt mit der Krone versehenen
Wappenschild auf. Diese Säulen
finden sich in gleicher Durchbildung im
Rathaus und im Zeughaus. Der nördliche
ebenfalls mit einem Treppengiebel geschmückte
Anbau, der auf der Ansicht von
Laubscher sichtbar ist, wurde zu gleicher
Zeit wie das Hauptgebäude aufgeführt.
Bürgerhäuser an der Schmiedengasse
Tafel 54.
Die Häuser Nr. 14—18 an der Schmiedengasse
mit ihren gotischen Reihenfenstern
aus Jurakalk der unteren und den
Kreuzfenstern der oberen Geschosse haben
bis auf ihre zu modernen Magazinen umgebauten
Erdgeschosse ganz das Aussehen
1 je wahrt, das sie im XVI. und XVII. Jahrhundert
als Wohnungen wohlhabender Bieler
Burger erhalten haben.
Am Haus Nr. 14 ist namentlich das vierteilige
Fenster des Obergeschosses beachtenswert
, als dessen Erbauer möglicherweise der
Maler und Glasmaler Hans Herolt in Betracht
kommt, dem 1556 das Haus gehörte;
1628 bewohnte es Hans Heinrich Berlincourt.
Das Haus Nr. 16 hatte schon früher einen
Kaufladen im Erdgeschoss; es gehörte 1507
dem Burgermeister Bendicht Jeger, 1556
dem Venner Peter Hans Jeger und vererbte
sich in dessen Deszendenz bis ins XVIII.
Jahrhundert. 1772 besass es der Weissgerber
Peter Köhli; nach verschiedenen Handänderungen
gelangte es 1822 an Emanuel
Seitz, Gürtler und Chorrichter. In dessen
Familie verblieb es bis zum Ableben des
Handelsmanns Jules Seitz, dessen Witwe
Bertha Adele Seitz geb. Dübi 1904 das Haus
übernahm. Durch ihre Wiederverheiratung
gelangte es 1911 an ihren zweiten Ehemann,
Generalagent Friedrich Zingg in Bern. Im
Innern verdient eine massige Renaissancesäule
auf viereckigem Sockel im Reihenfenster
des ersten Stockwerks Beachtung;
ausser einigen Türen mit Beschlägen und
einfachen Schnitzereien aus dem XVII. Jahrhundert
ist sonst von der alten Innenausstattung
nichts mehr vorhanden. Im ersten
Stock befindet sich über der hölzernen
Treppe noch eine alte Rauchkammer.
Auch das anstossende Haus Nr. 18, jetzt
Wirtschaft zu Metzgern, war früher ein
Wohnhaus. Im Jahr 1474 bewohnte es Bendicht
Herli, 1507 Ludwig Herli, 1520 Adam
Erni, 1556 Aimo Lossyer, 1628 Hr. David
Krachbeiz, 1665 Hans Schuler und Peter
Jäger — lauter Vertreter des Bieler Bürgerstandes
. 1772 sass der Metzger Hr. Joh.
Blösch darin, und von da an wurde längere
Zeit eine Metzgerei im Hause betrieben.
1816 erbte es der Metzger Emanuel Weber
von seinem Vater Jakob Weber; von der
Familie Weber wurde es 1866 um 30,200 Fr.
dem Zuckerbäcker Albert Wysard verkauft.
Durch Wiederverheiratung seiner Witwe
Louise geb. Rohr gelangte in den 80ger
Jahren ein Teil des Hauses an den Wirt
Adolf Hopfengärtner, der daselbst eine Wirtschaft
eröffnete und von seinen Stiefkindern
Wysard nach und nach alle ihre Anteile
erwarb, bis er als Alleinbesitzer 1898 die
Besitzung dem Metzgermeister Hans Röthlis-
berger verkaufte.
Eckhaus Kirchgässli Nr. 8
Tafel 57.
Einen etwas ungewöhnlichen Grundriss
hat das vermutlich vom Bieler Ratsherrn
Helias Wagner, dem der Rat 1596 Bauholz
bewilligte, 1597 erbaute Haus infolge seiner
Lage an einer engen Strassenkreuzung erhalten
. Bis auf die grösstenteils neueren
Fenster und die dem XVin. Jahrhundert
angehörende charakteristische Bedachung
hat es im grossen und ganzen sein ursprüngliches
Aussehen bewahrt, dasjenige
des Wohnhauses eines vornehmeren Bielers
vom Ende des XVI. Jahrhunderts. Charakteristisch
ist vor allem der Erker mit dem bekannten
Renaissance-Muschelornament am
Sturz der gotisch profilierten Fenster seines
Obergeschosses; der Spitzhelm, der ihn allem
nach früher krönte, hat beim Neubau des
Daches weichen müssen. Dem durch die
Enge des verfügbaren Grund und Bodens
verursachten Raummangel ist der Erbauer
des Gebäudes durch Aufbau nach oben entgegengetreten
, wodurch das Haus ein turmartiges
Aussehen erhalten hat. Dass es von
Anfang an seine heutige Höhe hatte, beweist
das gotisch profilierte Kreuzfenster gegen
lii
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