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Med Weber, Schneidermeister, und 1865 an
Abraham Levy, Negotiant. Durch Gelds-
tagssteigerungsauskauf erwarb es 1867 Kommandant
und Rentier Friedrich Schwab,
dessen Erben es 1869 um 6800 Fr. dem
Fuhrmann Alexander Walther abtraten. In
seiner Verlassenschaftsliquidation übernahm
es wieder 1909 die Schwiegertochter des
obigen Herrn Schwab, Frau Marie Schwab
geb. Blösch, die es noch besitzt und an
Taglöhnerfamilien vermietet.
Thellunghaus
Tafeln 58—59.
Seine heutige Einteilung und Innengestaltung
hat dieses ehemalige vornehme
Herrenhaus grösstenteils zu Anfang des
XVIII. Jahrhunderts erhalten. Als das dritte
hinter dem Obertor, mit seiner hellen Giebelseite
und dem hohen Treppenturm ist es
indessen auf Laubschers Ansicht von Biel
von zirka 1642 gut zu erkennen; schon damals
zählte es drei Stockwerke und war es
für Bieler Verhältnisse ein ungewöhnlich
grosser Bau. Seit dem XVI. Jahrhundert
war es das Sässhaus der Familie Theilung,
nach dem Wegzug und Aussterben der
Wyttenbach wohl die reichste und einflussreichste
der Stadt, in welcher seit 1607 bis
1798 das bischöfliche Meyeramt beinahe erblich
war. Hans Heinrich Thellung, 1615 bis
1690, welcher zu Laubschers Zeit das Haus
bewohnte, Hauptmann in Frankreich, dann
des grossen und des kleinen Rates in Biel,
1652 Landvogt im Erguel und 1660 Statthalter
am Meyeramt, wurde 1653 von Kaiser
Ferdinand in den Adelstand erhoben mit
der Befugnis, sich Thellung von Courtelary
wo sein Grossvater bischöfliche Güter als
Lehen erworben hatte — zu nennen. Seiner
zahlreichen, aus zwei Ehen mit Jeanne Louise
de Merveilleux aus Neuenburg und Susanna
Ursula v. Wattenwyl aus Bern erzeugten
Deszendenz hinterliess er ausser dem adeligen
Namen bedeutenden Reichtum. Das
Haus ging in der Folge an einen seiner
Enkel Vinzenz Maximilian Th. über, geboren
1692, 1714 des grossen, 1715 des kleinen
Rats und von 1723 bis zu seinem 1747 erfolgten
Tode bischöflicher Meyer. Dieser hat
ihm im grossen und ganzen seine heutige
Gestalt gegeben.
Durch einen breiten mit Steinfliessen belegten
gewölbten Gang gelangt man von der
Laube zum auf der Hofseite angebauten
Treppenturm mit Jurasteintritten, dessen
gotische Fenster auf eine frühere Bauzeit
hinweisen. Die heute ganz umgebauten Erdgeschossräume
über den grossen gewölbten
Kellern mit Zugang von der Strasse und
vom hinabgeführten Treppenturm enthielten
ursprünglich jedenfalls Knechtenzimmer, Remisen
und Pferdeställe. Auf allen Stockwerken
ist die gleiche Zimmereinteilung:
ein langgestrecktes Vorzimmer, daneben gegen
den Hof im ersten Stockwerk die Küche
mit dahinterliegender Rauchkammer, und
sonstige Dependenzen, vorn gegen die Gasse
links ein sehr grosses zweifenstriges, in der
Mitte ein Kabinett und rechts ein geräumiges
einfenstriges Zimmer. Im ersten und dritten
Geschoss sind noch aus dem XVII. Jahrhundert
stammende Türen und Täferüberreste
sichtbar. Das zur Beletage ausgebaute
zweite Stockwerk trägt dagegen mit seinen
grossen eichenen Doppeltüren mit zierlichen
Messingverzierungen an den Spanioletstan-
gen — das identisch gleiche Muster findet
sich in Bern in verschiedenen Häusern —
ganz den Stempel der ersten Hälfte des folgenden
Jahrhunderts. Im Saal gegen die
Gasse, mit späterem hübschem weissem
Louis XVI Turmofen und entsprechendem
Kamin, ist an der Decke in Stukkatur in
mächtigen Proportionen (zirka 2,5X3 m) ein
Wappenrelief mit geviertetem Schild, enthaltend
die Wappen Joseph Maximilian Th.
und dasjenige seiner Gemahlin Salome v.
Diesbach aus Bern. Das oberste Geschoss
zeichnet sich durch bedeutende Höhe der
Räume aus. Das Mansardendach ist erst
infolge eines Brandes im Jahr 1914, durch
welchen auch andere Teile des Gebäudes
stark gelitten, neu aufgeführt worden. Der
Anbau im Hof stammt vermutlich aus dem
XVIII. Jahrhundert; die aus derselben Zeit
herrührenden Fenstereinrahmungen sind aus
gelbem Hauterivestein.
Das alte Stammhaus verblieb in der
Familie Thellung bis zur Franzosenzeit.
Später besass es der Ratsherr Franz Ludwig
Schaltenbrand, der es 1820 dem Johann
Peter Huber verkaufte. Von ihm erbte es
1851 der Handelsmann Emanuel Masel, bei
dessen Nachkommen es verblieb, bis sie es
LIV
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