Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/5
Das Bürgerhaus in der Schweiz (5. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Bern, 1. Teil
Zürich, 1917
Seite: LV
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_05_1917/0057
1877 dem Major Alexander Steiner-Hartmann
um Fr. 58,622 verkauften. Dessen Kinder
traten es 1908 dem Wirt Fritz Zurbrügg
ab, der in einem Teil des Erdgeschosses
eine Wirtschaft einrichtete. Heute gehört
es den Geschwistern Zurbrügg; älteren Leuten
in Biel ist immer noch die Bezeichnung
„Maselhaus" gebräuchlich.

Bifang

Tafel 60.

Ein Idyll aus verschwundenen Tagen ist
das alte Herrenhaus „im Bifang" an
der Rosiusgasse dicht vor den Toren der
Altstadt. Das Dach ist ganz bernisch; der
braune Fassadenverputz mit den leuchtendgelben
Fenster- und Türgewänden und ebensolcher
Armierung der Ecken aus Hauterive-
stein verrät dagegen die Nähe von Neuenburg
. Der Ausbau des Hauses zu seiner
heutigen Gestalt hat sich nach und nach
vollzogen: vom kleinen Sommerhaus vor
dem Stadttor hat es sich Hand in Hand
mit dem Heranwachsen Biels zum Wohnhaus
für das ganze Jahr entwickelt. Ein
Sommerhaus mit Garten im Bifang besass
schon seit 1667 die von Montbeliard nach
Biel eingewanderte und rasch zu Ansehen
gelangte Familie Chemilleret. Ein Teil der
Besitzung scheint der Ratsherr Franz Rudolf
Ch. um 1780 dem Weinhändler Sigmund
Moser, einem Bruder des bekannten Burgermeisters
Alexander M., verkauft zu haben,
welcher den Grundstein zum jetzigen Gebäude
legte. Als Wohnhaus baute er allem
nach nur den gegen den Garten gelegenen
Teil mit der hübschen Louis XVI Eingangstüre
; rechts davon schlössen sich, von einer
dicken Innenmauer getrennt, im Erdgeschoss
die Kontor- und Bureauräume für seine
Weinhandlung an, von welcher die grossen
Keller mit dem Kellerhals aus Solothurn-
stein auf dem mit Steinfliessen belegten
Vorplatz noch heute ein beredtes Zeugnis
geben. Auf der Rückseite befanden sich
Lagerräume und wahrscheinlich auch Pferdeställe
; den grössten Teil des Obergeschosses
nahm bis in neuester Zeit eine Heubühne

ein, mit Brückeneinfahrt von dem hinter dem
Hause durchführenden höher gelegenen Lindenweg
her. Den Garten, und wahrscheinlich
auch die heutige Gärtner- oder Rebmanns-
wohnung mit dem hübschen Mansardendach
, scheint Ratsherr Chemilleret vorderhand
noch behalten zu haben; damit stimmt
auch, dass vom Moserschen Bau ursprünglich
gar keine Türe auf die Gartenseite führte,
sondern alle Zugänge auf der Terrasse gegen
die Strasse liegen. Erst nach dem 1790 erfolgten
Tode dieses letzten Chemilleret gelangte
Sigmund Moser in den Besitz des
ganzen Gutes.

Der freistehende Abortanbau auf der
Rückseite, mit dem ersten Stockwerk durch
eine geschlossene Laube verbunden, ist durch
später hinzugekommene Dependenzen (Holzhaus
, Keller für Gartengeräte etc.), die sämtlich
an das Strassenbord des Lindenweges
angebaut sind, heute mit dem schon erwähnten
Gärtnerhaus — vielleicht das ursprüngliche
Sommerhaus der Chemilleret
■— verbunden. Dieses enthält einen grossen
Kelterraum; auf einer Ansicht von Biel von
zirka 1820 liegt der Bifang noch mitten in
Weinbergen. Ihm gegenüber, eine kleine
Hofanlage zwischen dem Herrenhaus und
dem im französischen Geschmack angelegten
Garten bildend, liegt ein kleines dem Stil
des Hauptgebäudes angepasstes Waschhaus.
Der Remisenanbau auf der Strassenseite
ist neu.

Der Hauptreiz des Bifangs liegt nicht
so sehr in der Innenanlage des Wohnhauses,
das in seinen mit einfachen weissvertäfelten
Wänden und Decken versehenen Zimmern
ausser einem hübschen weissen Empireofen
und einigen Louis XVI Kaminen wenig
Bemerkenswertes enthält, als in seiner Gesamtanlage
, die sich trefflich der Terrainbeschaffenheit
anpasst: In den von zwei
Strassen gebildeten Winkel das langgestreckte
Wohnhaus mit vorgelagerter Terrasse
, dahinter der von Dependenzen umgebene
Vorplatz als Übergang zum Garten,
ist es der Typus des alten Vorstadtherrenhauses
, wie er z. B. in Bern sozusagen gar
nicht mehr erhalten ist.

LV


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_05_1917/0057