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neuere, mit den alten Ortsedeln dieses
Namens in keinerlei verwandtschaftlichem
Zusammenhang stehende Familie des Namens
v. Ligerz ab, welche schon zu Beginn des
XVI. Jahrhunderts eine adelige Stellung einnahm
und längs des Bielersees bedeutenden
Grundbesitz hatte. Sie setzte sich in der
Folge in Bern, Freiburg und Pruntrut fest
und starb erst anfangs des XIX. Jahrhunderts
aus, nachdem sie am Hof der
Basler Fürstbischöfe hohe Ehrenstellen bekleidet
hatte. Nebst einem andern noch erhaltenen
Hause im Dorf selber besass sie
schon im XVI. Jahrhundert den „Hof" zu
Ligerz, französisch „LaPorte" genannt, wohl
infolge des steinernen Portals, der zum Hause
führt. Von den letzten Sprossen des Geschlechts
(vergl. pag. LXXIV), dem Johan-
niterkomthur Joh. Baptist Ignaz und Rupert
Maria Januarius v. Ligerz wurde auch dieser
alte Familiensitz 1814 verkauft. Die Käufer
waren Vincenz Santschi und A. Burkhard,
die das ganze Gebäude im Innern in zwei
Hälften teilten, von denen die vordere nun
Herrn Sauser gehört, die hintere aber sich
bis heute in der Deszendenz des V. Santschi
vererbte. Ausser dem Obergeschoss, zu welchem
drei steinerne Aussentreppen führen —
die dritte befindet sich auf der Rückseite
mit Eingang in die Küche — diente von
jeher auch der vordere, nordöstliche Teil des
Erdgeschosses zu Wohnzwecken, an welchem
sich im hintern Teil die geräumigen Keller
und Kellerräume anschliessen. Ein grosser
Teil der Grundmauern, sowie der Erker, sind
aus gelben Hauterivequadern gebaut. Vom
weissen Kalkverputz der Fassade heben sich
die aus gleichem Material gehauenen meist
dreiteiligen Reihenfenster wirkungsvoll ab.
Ihr Sturz weist in zierlicher Steinhauer arbeit
vielfach das namentlich in Ligerz häufige
Muschelornament mit spinnwebeartigen Motiven
zwischen demselben auf, die Fenstergewände
sind einfacher gehalten und nur
durch Kehlen verziert. Von der früheren
reichen Innenausstattung ist sozusagen nichts
mehr erhalten; in den durch Holzwände
und Holzdecken unterschlagenen Räumen
sind noch teilweise steinerne Balkenträger
mit Skulpturen sichtbar. In einem Wandschrank
an einer Fensterwand im ersten
Stockwerk ist eine zierlich behauene Renaissancefenstersäule
eingeschlossen; ander
Wand darüber ist ein Kragstein mit einem
Allianz wappen der Familie v. Ligerz mit bis
jetzt unbekanntem Frauenwappen zu sehen.
Von den Getäfern sind die schönsten schon
vor langen Jahren durch Verkauf in Neuen-
burger Privatbesitz übergegangen. Der mit
farbigen Ziegeln bedeckte, in seinem Innern
winzige Erker, wird vom dahinterliegenden
Zimmer durch eine schwere Eisentüre abgeschlossen
.
Durch eine von einem der neueren Besitzer
angebaute Werkstatt mit Holzschopf
wird die Wirkung des Gebäudes leider sehr
beeinträchtigt.
Erlach — Cerlier
Tafeln 66—78.
Tschugg
Tafel 79.
Erlach, am Abhang und am Fuss des Joli-
mont zu oberst am Bielersee gelegen,
besteht aus der vom hochgelegenen Schloss
ausgehenden „Altstadt" oder Oberstadt und
aus der östlich davon am See gelegenen
Unterstadt. Letztere steht an Stelle des längst
abgegangenen Dorfes Sunkort, einer viel
älteren Ansiedelung als die „Altstadt". Diese
wurde mit der Burg in der zweiten Hälfte
des XI. Jahrhunderts vom Grafen Burkhard
von Fenis (Vinelz), Bischof von Basel 1077
bis 1107, gegründet und ist also viel älter
als die übrigen Städtchen der Umgebung
(Neuenstadt, Aarberg, Nidau, Landeron),
welche erst im XIV. Jahrhundert entstanden.
Die Nachfolger der Grafen von Fenis waren
LIX
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