Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/5
Das Bürgerhaus in der Schweiz (5. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Bern, 1. Teil
Zürich, 1917
Seite: LXXXVII
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_05_1917/0089
stand schon im XIV. Jahrhundert an seinem
heutigen Platz. Der hintere, in die Stadtmauer
eingebaute Teil dürfte im grossen und ganzen
noch aus dieser Zeit herrühren, obwohl durch
Ausbrechen von Fenstern und dergl. manches
daran geändert wurde. Eine im ersten Stockwerk
dieses Teils angebrachte Jahrzahl 1581
lässt auf damals vorgenommene Reparaturen
schliessen. Eine Ansicht von Pruntrut von
1737 zeigt auf der Hinterseite des Gebäudes
am zweiten Stock einen erkerartigen Ausbau
; das steil ansteigende Dach zierte schon
damals ein Glockentürmchen, das zugleich
als Wachtposten diente. Laut den Stadtrechnungen
wurde schon 1413 eine bei Henri
Helvot in Neuenburg für 12 Goldgulden erworbene
Uhr in demselben angebracht, die
1574 durch den Uhrmacher Nikiaus Brun
von Basel repariert wurde.

Im Jahr 1475 vorgenommene Umbauten,
zu denen die gesamte Bürgerschaft mit ihren
Pferden das nötige Holz herbeischaffen musste,
scheinen sich mehr auf den westlichen gegen
die Strasse gelegenen Teil bezogen zu haben.
Bis zum Neubau von 1762 erfolgte der Zugang
auf dieser Seite durch eine gedeckte
Aussentreppe, die wie bei den Rathäusern
von Bern und Freiburg ins erste Stockwerk
führte.

Hotel des Halles

Tafel 106.

Der imposante Bau wurde 1766 —1769
anstelle der alten städtischen Markthalle
und des anstossenden Wirtshauses zum Salinen
, die vollständig abgerissen wurden,
unter dem Fürstbischof Simeon Nikiaus v.
Frohberg durch seinen Hofingenieur und
Baumeister Pierre Francois Paris (seit 1763
Directeur des ponts et chausse'es und 1767
fürstbischöflicher Hofrat) aufgeführt. Der
noch vorhandene Devis von Paris vom
10. Mai 1764 überschlägt die Kosten des
Baues auf 22,426 Livres 15 sols und 6
dabei war aber nur für die Armierung der
Fassade, für die Fenster- und Türumrahmungen
und dergl. Haustein vorgesehen,
das übrige sollte in Mauerwerk, alle Gewölbe
und Kamine aus Backsteinen ausgeführt
werden. Für die Erstellung der
ganzen, auf eine Breite von 88 Va französ.

Fuss bemessenen Fassade aus Quadern, berechnete
Paris einen Extrazuschlag von
1500 Livres — in Wirklichkeit sollen sich
aber nach Quiquerez die Gesamtkosten auf
mehr als 80,000 Baslerpfund belaufen haben!
Das detaillierte Bauprojekt sieht das Gebäude
sonst ganz so vor, wie es ausgeführt
wurde. Es besteht aus einem vorderen und
einem hinteren Teil, mit einer Gesamttiefe
von durchschnittlich 115 Fuss; die Mitte
des vorderen Hauptgebäudes nimmt ein Hof
mit einer Seitenlänge von 52 und 53 Fuss
ein. Das Erdgeschoss diente nach wie vor
als Markthalle zum Warenverkauf „hors les
temps de foire" und enthielt ausserdem nebst
der öffentlichen Wage geräumige Stallungen
, Remisen, Keller, Getreidespeicher und
Holzhäuser. Die beiden oberen Geschosse,
zu den zwei breite Treppen vom Hof hinaufführen
, wurden in erster Linie zu einem
für die damalige Zeit mit allem erdenklichen
Komfort (Billardzimmer und dergl.) ausgestatteten
Gasthof eingerichtet, der ausser
Zimmer für Reisende und Kaufleute spezielle
Appartements für Standespersonen und Gäste
des Fürstbischofs enthielt, die mit ihrem
Gefolge und Pferden auf landesherrliche
Kosten im „Hotel des Halles" einquartiert
wurden. Der Südflügel des Hauses diente
dem fürstbischöflichen Einnehmer („rece-
veur") zur Wohnung, welchem die geräumigen
Speicher im Dachgeschoss zur Verfügung
standen. Das Steinmaterial wurde
den benachbarten Steinbrüchen von Voille-
boeuf, Chevenez und der „carriere du Cras
de l'oiseliere" an der Strasse nach Bressau-
court entnommen. Unter dem Tiroler Johannes
Schnopp als Maurermeister und Polierer
arbeiteten 24 Maurer; mit dem Werkmeister
(„appareilleur") Barthelemi Batail-
lard aus dem Burgundischen belief sich die
Zahl der Steinhauer auf 26. Handlanger
zählt der Etat der zum Bau verwendeten
Arbeiter 69 auf. Die für die Gitter und dergl.
erforderlichen 7000 Pfund Schmiedeisen und
3000 Pfund Gusseisen für die Schlösser
wurden, nachdem das Eisenwerk von Under-
velier sich ausser stand erklärt hatte, diese
Qualitäten zu liefern, auf Anraten des Architekten
ausser Landes, weil dort billiger,
nämlich in Beifort und in Audincourt angekauft
. Dieses Geschäft besorgte Paris selber,
während seiner Abwesenheit übernahm ein

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