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gewisser Montavon die Bauleitung. Die
Schlosserarbeiten übernahm Michel Drechsler
in Courgenay, die Zimmer- und Schreinerarbeiten
die Meister Henselin und Steinle".
Am 20. September 1769 wurde das neuerstellte
, aber wie es sich nachträglich herausstellte
, noch gar nicht trockene Gebäude —
ein Umstand, der einige Jahre darauf zu Reklamationen
und Reparaturen Anlass gab —
dem „cabaretier des Halles" Augustin Pierstil
(Birnstiel) und seiner Frau vom Fürstbischof
zunächst auf 12 Jahre in Pacht gegeben.
Zum Pachtobjekt mit dem „cabarot oü pend
pour enseigne la Crosse de Bäle" gehörte
noch ein Garten mit Hühnerhof ausserhalb
der Stadt „au-dessous du grand Ctang" und
ein Fischkasten am Fluss. Der lange und
ausführliche Pachtvertrag liegt mit andern
das Hotel des Halles betreffenden Dokumente
auf dem bernischen Staatsarchiv.
Nach dem Aufhören der fürstbischöflichen
Herrlichkeit fiel auch die ursprüngliche Bestimmung
des Gebäudes dahin; heutzutage
gehört es der Stadt und dient vornehmlieh
als Post- und Telegraphengebäude.
Spital
Tafel 106.
Das heutige Gebäude verdankt seine Entstehung
der Vergabung einer am 16.
September 1758 verstorbenen Frau Chave'
geb. Willemenot, welche ihr beträchtliches
Vermögen dem bis dahin bei der Stadtmauer
am Canal des Moulins gelegenen alten Spital
vermachte, mit der Bestimmung, innert drei
Jahren einen neuen Bau aufzuführen. Mit
diesem Geld erwarb der Spital 1761 von der
Stadt ein Grundstück, welches sie 1489 von
den Edeln v. Dachsfelden erworben hatte
und wo sie später ihre Waffenmusterungen
abhielt; noch 1547 war diese Hofstatt eine
Freistätte für Übeltäter. Am 5. September
1761 begann der Bau und am 31. Juli 1765
war er beendigt. Die Pläne lieferte auch
wieder der Hofbaumeister P. F. Paris; über
die übrigen am Bau beteiligten Personen
geben die Rechnungen des Spitaleinziehers
Joseph Konrad Keller Auskunft. Als Werkführer
amtete Jean Schenoph, Maurermeister
in „Kivise" (wohl Kiffis im Elsass), der laut
Akkord im Sommer vom 1. April bis zum
31. Oktober täglich mit 1 Pfund 15 Batzen,
im Winter mit 1 Pfund 2 Batzen gelöhnt
wurde. Die übrigen Maurermeister erhielten
15 Batzen Taglohn, die Handlanger und gewöhnlichen
Arbeiter „ä proposition en di-
minuant tel qu'il est de coutume de les
payer en cette ville." Das Steinmaterial
lieferte Michel Fischer von Pruntrut für 2750
Pfund; die Zimmerarbeiten besorgte Pierre
Fleury für 4900 Pfund und die Glaserarbeit
Jean Baptiste Paupe von Bied d'Etau. Die
Schlösser, Fenster- und Türbeschläge, sowie
die Schlosserarbeiten in der Kapelle, verfertigte
der Schlossermeister Thie'baud Bour-
quard in St. Ursanne; die kunstvollen Gitter
des Hofes dagegen, welche noch heute allgemeine
Bewunderung erregen, sind das
Werk des Schlossermeisters Georg Frome-
kenecht (Fromknecht), dem 300 Pfund dafür
bezahlt wurden. Die gesamten Baukosten,
inbegriffen das neu angeschaffte Mobiliar,
beliefen sich auf 41,380 Pfund 16 Batzen.
Nachträglich wurde das Gebäude noch
zu verschiedenen Malen vergrössert. Zuerst
wurde ihm der Ostflügel längs der Rue de
l'Eglise beigefügt. Dann wurde das daran
stossendeHaus der Familie de Rose' erworben
und an seiner Stelle ein Neubau aufgeführt,
der sich bis zur Stadtmauer zum ehemaligen
Turm der Porte St. Germain hinzieht; der
obere Teil dieses Turms wurde abgetragen
und sein Platz zu einer Terrasse umgewandelt.
Der ursprüngliche Mittelteil mit dem Hof
ist aber unverändert geblieben — ein Beispiel
von süddeutschem Jesuitenbarok, wie
es nur im katholischen früheren reichs-
deutschen neuen Teil des Kantons Bern
möglich ist. Die Fensterstürze des Erdgeschosses
neben der Eingangstüre weisen
das gleiche Ornament auf wie diejenigen
über den Seitentüren des Hauptportals des
ehemaligen Hotel de Gle'resse.
Türen in Pruntrut
Tafel 107.
Durch reiche Schnitzarbeit zeichnet sich
die Türe im Schlosshof aus, welche zum
Vestibül führt, die zur „Salle dite dos Princes"
führt. Das Material ist Eichenholz.
Die andere Türe ist ebenfalls im Hof.
Viel Ähnlichkeit mit Türen in Delsberg
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