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B. Einzelbeschreibung.
Das Handwerkerhaus.
Das kleine Haus zum goldenen Lämmlein,
Webergasse Nr. 4, die Häuser beim
ehemaligen Ampelentörli am Gerberbach, das
Haus zum Tannenbaum im Sporengässli
Nr. 7 weisen übereinstimmend die Hauptmerkmale
des einfachen Handwerker] umses
auf: Den schmalen Hausgang mit Werkstatt
oder Ladenlokal im Erdgeschoss; im ersten
Stock die Stube in der ganzen Breite der
Fassade mit Gruppenfenstern; die Küche
im Mittel des Hauses und die Schlaf räume
im zweiten Stock. Das Häuschen an der
Webergasse (Tafel 3) übermittelt uns den
Typus der bescheidenen, aber heimeligen
Weberbehausung des XVI. und XVII. Jahrhunderts
.
Das vornehmste Beispiel dieser Gruppe
ist zweifellos das Haus zum Tannenbaum
im Sporengässli (Tafel 3). Die Fassade ist
einheitlich und von einer gewissen Gross-
zügigkeit. Der schmale Hausgang liegt hier
in der Mitte des Hauses. Eine kräftige, nicht
allzu grosse Rundbogentüre ist links von
einem grossen Bogenfenster flankiert. In
der Zeichnung ist auf Grund vorhandener
alter Teile am Fenster rechts die alte Bogen-
türe rekonstruiert. Küche und Vorraum
des ersten Stockes liegen vor der stattlichen
Stube mit Holzdecke. Bis auf einen kleinen
Gang, der für die Küche eine schmale Lichtzufuhr
zu vermitteln hat, nimmt sie die volle
Breite der zwei schönen, dreiteiligen Fenstergruppen
ein, die durch einen steinernen
Mittelpfosten getrennt sind. Diese Gruppen-
fenster setzen sich in den übrigen Stockwerken
fort, überhöht durch eine stattliche
Aufzuglukarne in der Mitte des Daches.
Ebenfalls typische Handwerkerhäuser
zeigt uns die Gruppe am Ampelentörli
(Tafel 4): Die Fassaden schmal, aber mit
guten Fenstergruppen, in mehreren Stockwerken
durchgeführt. Interessant sind die
schräg in die Fassadenmauern geschnittenen
Guckfensterchen, die ohne jede Ausbuchtung
den Überblick über die ganze Strasse gestatten
. In diesen Häusern betätigten sich
hauptsächlich die Gerber. Das vordere Haus
rechts heisst heute noch zur „Gerbe". Bis
in die Achtzigerjahre war es im Besitz eines
Vertreters dieses Handwerks. Die offenen
Lauben im obersten Geschoss und die drei
mächtigen Dachböden unter dem steilen
Satteldach dienten zum Aufhängen und
Trocknen der Häute und Rindenvorräte.
Das Bürger- und Kaufmannshaus im
XVI. und XVII. Jahrhundert.
„Weisse Rose", Steinmaske unter dem Erker.
Die Dreihäusergruppe zum Türmlein"
Nr. 64, zum „Grünen Gatter" Nr. 66,
zum „Hirschen" Nr. 68 in der Vorstadt.
(Tafel 5.) Im „Türmlein" dehnt sich der vordem
gepflasterte Hausflur nicht nur über die
ganze Breite, sondern auch über die beträchtliche
Tiefe des Schmalhauses aus. Ebenso
im „Hirschen". Hier ist das eingebaute Lokal
in der vorderen Ecke später hinzugekommen.
Diese Ausgestaltung des Hausganges zum
Pack- und Verladeraum verwandelt das
Handwerkerhaus in das Kaufmannshaus.
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