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Die nämliche Hausganggestaltung (alter Bestand
) zeigt die zeichnerische Aufnahme des
Hauses zum „grünen Gatter". Am flachen
Erkerchen des „Türmleins" sind an den
Konsolen die farbigen Wäppchen des Erbauerpaares
Peyer und Wüscher angebracht.
Leider ist am mittleren Hause das Parterrelokal
modernisiert, sonst wäre die Übereinstimmung
dieser drei typischen Bürgerhäuser
, die sich aus dem bescheidenen, hergebrachten
Handwerkerhause zum Kaufmannshause
herausbildeten, eine ungetrübte.
Am Schlussstein eines hintern Törleins
vom „Türmlein" steht die Jahrzahl 1594,
während das Flacherkerchen die Jahrzahl
1660 trägt.
Es folgt nun eine ganze Gruppe mehr
oder weniger stattlicher Bürgerhäuser des
XVI. und XVII. Jahrhunderts. Massgebend
für die Zuteilung zu dieser Gruppe, ist vorwiegend
die Fassade, da die Innenausstattung
meist Zutaten aus allen folgenden Jahrhunderten
, bunt durch- und nebeneinander,
aufweist. Als hauptsächlichstes Fassadenmotiv
tritt der Erker auf. Keines der hier
folgenden Häuser entbehrt dieses Schmuckes.
Eine mustergültige Fassade besitzt das
Haus zum „Kleinen Falken", Vorstadt Nr. 9
(Tafel 18), mit drei Bogen achsen im Erd-
geschoss, einfachem, aber gut in der Fassade
sitzendem Erker mit dem Hausnamen und
der Jahrzahl 1688, flankiert von den Allianzwappen
der Peyer und v. Waldkirch. Der
ehedem gepflasterte Hausflur führt direkt
zu dem vor dem Bahnbau im XIX. Jahrhundert
sich bis zur alten Stadtmauer erstreckenden
Falkengarten. In den Zimmern
gegen die Strasse hinaus im dritten Stocke
ist von der früheren stattlichen Ausstattung
noch eine schöne Holzdecke mit Zapfen an
den Vierungen erhalten.
Das Haus „zum goldenen Löwen", Vordergasse
Nr. 62 (Tafel 64) ist sehr alt, aber
heute im Erdgeschoss und im ersten Stockwerk
total umgebaut. Sowohl der Erker
mit der Jahrzahl 1750, als auch der Hauseingang
sind versetzt.
Von den früher jedenfalls reich ausgestatteten
und im Grundriss sehr interessanten
Hause „zum obern Jordan" Nr. 8, Herrenacker
, weisen die Abbildungen leider nur
ein Portal (Tafel 13) auf. Als 1905 durch
die Trennungsmauer im ersten Stockwerk
ein Durchgang sollte erstellt werden, wollte
es eine glückliche Fügung, dass die Werkleute
auf ein trefflich erhaltenes, skulpiertes
und bemaltes Portal stiessen, dessen Erstellung
zweifellos dem damaligen vornehmen
und kunsterfahrenen Kleriker, dem kaiserlichen
Rat und Chorherrn Dr. Constans
Keller von Schieitheim, der um 1513 und
nachher hier wohnte, zu verdanken ist. Ein
zweites Portal im Renaissancestil ist wenige
Jahre vor dem ersteren bei einem Umbau
im mittleren Teile des Hauses aufgedeckt
worden. Es erinnert in der polychromen
Behandlung der Reliefpartien an das Portal
des Zeughauses.
Das Haus zur „weissen Rose"
Rosengasse Nr. 16 (Tafeln 6, 7, 8 und 9).
Uber dieses Haus sind wir zuverlässig
unterrichtet. Christoph Käser der
„Züchtiger" (d. h. Scharfrichter), baute das
Haus 1575, nachdem der Rat die Bewilligung
an die Bedingung geknüpft hatte, dass der
Baulustige die Pläne vorerst zu unterbreiten
habe. Der Erbauer nannte den Neubau
zum „Phönix", als Anspielung auf die ihm
1582 nach mehrfachen Reisen zum Reichstag
in Augsburg durch Kaiser Rudolph II.
gewordene Befreiung vom verfehmten Amte.
Von da an kam das Haus in den Besitz
des Peyergeschlechtes, in welchem es bis
zum XIX. Jahrhundert ziemlich ununterbrochen
verblieb. Heute ist es Pfleghaus
für Waisenkinder.
Die Fassade ist von ausdrucksvoller Gedrungenheit
und Einheitlichkeit. Der kräftige
Kalksteinpfeiler unter dem schmalen,
mit vergoldetem Wasserspeier geschmückten
Erkerchen trägt die Jahreszahl der Erbauung
1575 neben einer bärtigen Männerfratze
. In der Füllung des Erkers steht dagegen
die Jahreszahl 1699, wohl das Datum
der inneren Umgestaltung, die ganz den
Stempel des ausgehenden XVII. Jahrhunderts
trägt. Zwischen kräftigen Strebepfeilern
öffnen sich neben der Haustüre
drei Rundbogenfenster, von denen das unterste
gegen die Rheinstrasse mit reichem,
sehr schönem Renaissancegitter bewehrt ist.
Die Aufnahme des Kellergrundrisses hat
ergeben, dass sich hier vor dem Einbau des
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