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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_06_1918/0021
schwerer Kasettendecke zu beklagen. Der
nämliche Händler erwarb die Ausstattung
1912 für das Museum in Brünn. Alle
in Bewegung gesetzten Hebel und das
Entgegenkommen des Eigentümers vermochten
nicht, das Prachtstück der Stadt
zu erhalten. Das Getäfel ist in Tafel 26
abgebildet. Die Zeichnungen entstammen
einer Veröffentlichung der Bauschule des
Polytechnikums in Zürich. In einem so
ausgesprochen grossangelegten Patrizierhause
darf der Schmuck einer pompösen
Stuckdecke nicht fehlen. Wir finden sie
im Saale nebenan. Der Raum von ganz
respektabler Tiefe ist heute zwar abgeteilt.
Glücklicherweise zerfällt aber die Decke in
ihrer Komposition ohnehin in zwei selbständige
Teile. Im vorderen zeigt das
Mittelfeld die Darstellung des jungen Tobias
mit dem Engel, im hintern die Figuren der
Ruth und der Naomi, beides Darstellungen
von auffallend starkem Auftrag, aber dennoch
trefflich mit den grossen Proportionen
des Saales ausgeglichen. Der Vorraum ist
von der gleichen Geräumigkeit wie im
ersten Stock. Diese aussergewöhnlichen
Dimensionen vermitteln anschaulich den
Eindruck der Lebensart der ehemaligen
Bewohner des Hauses, die vor allem Ellenbogenraum
bedurften.

Das grosse Haus

Fronwagplatz Nr. 34 (Tafeln 27 und 28).

Das auswendig nur durch einen reichen
Erker geschmückte, aber inwendig um
so reicher ausgestattete Haus stand schon
sehr früh im Besitz von begüterten und angesehenen
Geschlechtern. Unter diesen sei
die Mutter des Bürgermeisters Trüllerey erwähnt
, jenes Trüllerey, der das Schaffhauser
Fähnlein in der Schlacht von Murten führte.
Im XVII Jahrhundert kam es an die Peyer
Im Hof. In der Folge gingen mehrere Ob-
herren und Kriegsräte aus diesem Geschlechte
und aus diesem Hause hervor.
Hans Konrad Peyer Im Hof der jüngere war
es, der das Haus 1685 gründlich umbaute,
und von ihm hat es wohl im Innern seine
aussergewöhnlich spaziöse, grosszügige Anlage
erhalten. Rechtwinklig an das Vorderhaus
, in Verlängerung der grossen Laube,

stösst ein länglicher Seitenflügel gegen den
Stadthausplatz zu; ihm gegenüber zieht sich
ein einstöckiger Laubengang. Beide Gebäude
sind mit Mansardendächern eingedeckt und
schliessen ein schmales Höflein ein. Kourad
Pfister, General in sardinischen Diensten,
soll diese Annexe im XVIII. Jahrhundert
erbaut haben. Das Erdgeschoss ist heute
durch die umfassende Umbaute der Neunzigerjahre
in ein Warenhaus umgewandelt,
Es besteht von der alten Eleganz höchstens
noch der Treppenansatz mit dem Balustergeländer
. Die breit angelegte Treppe führt
in zwei Podestabsätzen bis hinauf in das
dritte Stockwerk, überall an den Treppenläufen
Stuckornamente weisend. Wieder
sind es die Vorräume, die durch ihre Grösse
auffallen; vielleicht weist das „Grosse Haus"
die weitläufigsten Vorplätze unter allen
Patrizierhäusern der Stadt auf.

In der Erkerstube nach vorne hinaus
teilen zwei reiche Säulen die grosse Fensterreihe
in zwei Gruppen; an den Säulen die
Wäppchen der Trüllerey und v. Ziegler mit
dem Baudatum von 1685 und darüber eine
einfache Rokokostuckdecke. Im darüber
liegenden Saale des zweiten Stockes begegnen
wir einer Deckenplastik, die schon
in ihrer Grösse von 7.30 m Länge und 6.50 m
Breite hervorragend ist. Im Mittelfeld ist
der Kampf Jakobs mit dem Engel und in
den Eckstücken sind die Vorgänge in der
Natur — Sintflut, Gewitter, Regenbogen,
Zerstörung durch Gottes Hand — dargestellt
. Der Stil weist auf Hans Jakob
Schärrer hin.

Im Saale nebenan ist der plastische
Schmuck im reinsten Rokoko gehalten. Der
Künstler ist leider unbekannt. Das Mittelfeld
, ein in eleganten Windungen mehrfach
gebrochenes Oval, ist vertieft. Die Putte
in der Mitte, die Seiten-Mittelstücke, sowie
die Eckkartuschen sind von feinstem Ge-
schmacke und erlesener Zartheit. Ein polychromer
Versuch in Rosa und Blassblau
kann nicht als durchaus gelungen bezeichnet
werden.

Eine schöne Stuckdecke, die die Initialen
des Künstlers S. H. (S. Höscheller) trägt,
befindet sich auf gleichem Boden im Zimmer
gegen den Hof. Das Mittelfeld zeigt die
Darstellung eines Bauern, der ruhig zwischen
züngelnden Schlangen schreitet. Die

XIX


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