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wohnung unter dem Dachgesimse. Für das
Schaffhausen dieser Zeit auffallend ist die
vornehme, fast klassizistische Strenge der
Fassade.
Im Erdgeschoss rechts betreten wir den
früheren Versammlungssaal für freudige
und Traueranlässe mit zwei Stützsäulen.
Den Eintritt zum innern Hause schliesst im
Hausflur ein schönes, schmiedeisernes Gitter
ab. Noch ist das vormals vornehme, stille
Höflein zu erwähnen mit dem Mansardendach
auf dem Schöpfe an der Nordseite,
dem schönen, heute nicht mehr vorhandenen
Hartholzportal mit geschnitzten Blumen-
kränzchen in der Gartenmauer gegen das
„Tunnelgässli". Jetzt ist hier die Maschinenhalle
eingerichtet.
Das Treppenhaus ist geräumig und hell.
Im ersten Stock vornehinaus befindet sich
der Fest- und Tanzsaal, von einer reizenden
Rokokodecke mit zierlichem Blumenkranz
in Stuckantrag überspannt. Diesmal lächeln
keine Göttinnen, keine Helden herab. Nur
ein zartes, luftiges Gewebe von Linien und
Formen, Blumen und Blüten, die an Mozart
und Haydn denken lassen. Aber die Spiegel
und Konsoltischchen, die Leuchter und
Lambris sind verschwunden. Vorbei das
zärtliche, empfindsame Zeitalter!
Gegen die Hofseite liegt der gewöhnliche
Versammlungssaal, kenntlich an der
Wappenreihe der Obherren in der starken
Hohlkehle über dem Hochgetäfel. Im schmalen
Hoftrakte, direkt vom Treppenhause aus
zugänglich, lag die Küche. Der grosse Saal
im zweiten Stock ist in zwei Räume abgeteilt
. Im dritten Stock ist der weite Vorraum
vor der Wohnung zierlich durch
hölzerne Doppelbogen abgeteilt.
weichen musste. Vom Eingang unter diesem
Porticus gelangte man in das geräumige
Vestibül, das links und rechts von je zwei freistehenden
Säulen flankiert war. Ein weiterer
Umbau im Jahre 1911/12 räumte dann dieses
Erdgeschoss aus. Doch blieb die grosszügige,
rückwärts liegende Treppenanlage mit der
imposanten Lichtfülle aus drei grossen
Fenstern in der Hinterwand glücklicherweise
verschont. Der breite Mittellauf der
Treppe führt vorerst zum breiten Podest
und von hier in zwei Läufen, den Hauswänden
entlang, zum ersten Stock. Den geräumigen
, mit Steinfliessen eingedeckten
Vorplatz durchschreitend, betreten wir den
grossen Zunft- und Festsaal vornehinaus.
Vier ausnehmend hohe Fenster, die tief zu
Boden reichen, vermitteln das Licht. In den
hohen Füllungen der Saal wände sind reizende
Gruppen von Musik- und Kunst-
emblemen, zierlich mit Lorbeerzweigen
durchflochten, in weisser, vornehm klassizistischer
Antragarbeit angebracht, ganz im
Geschmack der Wende des XVIII. zum
XIX. Jahrhundert. Die Decke ist in ähnlichem
Stil gehalten. Wieder führen ein
breiter Mittellauf und zwei schmale Seitenläufe
zum zweiten Stock, wo sich ein weiterer
Saal, diesmal mit Rokokodecke, befindet;
in den vier Ecken der Decke Stuckmotive.
Der Saal ist mehrfach abgeteilt und in
Hotelzimmer eingerichtet. So kommt es, dass
zwei reizende, blassblaue Rokoko-Öfen durch
diese Einteilung in finstere Winkel verbannt
worden sind, ohne je ihren Standort gewechselt
zu haben. Das Hauszeichen des
„Rüden" beherrscht heute noch in Reliefarbeit
die Fassade.
Das Haus zum Rüden
in der Oberstadt (Tafel 36).
Das schöne Zunfthaus wurde 1780 von der
Innung der Krämer erbaut, nachdem ihre
Zunft schon seit dem XV. Jahrhundert hier
gewohnt hatte. Die Fassade hat zwar beim
Umbau der Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts
eine empfindliche Einbusse erlitten,
indem der schöne, auf zwei Säulen vorgeschobene
und vom Balkon überdachte
Porticus dem Baulinienwahn unserer Zeit
Die Gasthäuser.
Das Gasthaus zum goldenen Ochsen
Vorderstadt Nr. 17 (Tafeln 37 und 38).
r\er „goldene Ochsen" wird schon im
XVI. Jahrhundert als Gastherberge
genannt. Hans Ulrich Hageloch zog aber
1608 den Wirtshausschild ein und baute
einen Erker. Aus dieser Zeit stammt wohl
auch die Fassadenmalerei. Es folgen dann
Hagelochs Enkel und Urenkel und im
XVni. Jahrhundert die Klingenfuss. (Ein
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