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früher offene Bogen befanden, noch sichtbar
. Der frühere Hausflur wird auch hier
gepflastert gewesen sein. Ein kleines Ge-
lass im Hintergrund des heutigen Ladenlokals
wird von der Überlieferung das Haus-
knechtstüblein genannt. Der Erker gegen
das Kronengässli ist von Holz. Wahrscheinlich
trug die rassige Steinmaske an dessen
Fuss früher einen steinernen Erker. Der
zweite Stock birgt den grossen Saal mit sehr
schöner Stuckdecke auf breitausladender,
breitflächiger Hohlkehle. Die Gesamtkomposition
lässt auf einen tüchtigen Künstler
schliessen. Leider ist sein Name nirgends
vermerkt. Der Saal ist heute in vier Zimmer
abgeteilt. Auch im dritten Stockwerke zeigt
der Raum vornehinaus eine wenn auch
kleinere, so doch recht anmutige Stuckdecke,
die ungeteilt betrachtet werden kann. In
einem kräftigen, in den Ecken verkröpften
Stuckrahmen schwebt Pallas Athene mit
Speer, Schild und Eule; zu Füssen alle
Attribute der Wissenschaften und der schönen
Künste. Auf der Hohlkehle sitzt ein
zierlicher Fries, in den Ecken je einen der
beliebten vier Vögel weisend.
Die kommunalen Gebäude und
Lagerhäuser.
Die Helferei am MUnsterplatz; das Zeughaus;
die Kauf- und Lagerhäuser.
Die Pfarrhelferei am Münsterplatz (Tafel
40) wurde 1526 nach Einführung der
Reformation zur Unterbringung der beiden
Pfarrhelfer am Münster und am St. Johann an
Stelle einer frühromanischen „Liebfrauen"-
Kapelle errichtet. Ein Eckpfeiler dieses verschwundenen
Gebäudes in der Südfront
entspricht mit seinen roten und grauen
Quadersteinen genau dem Pfeiler der gegenüberliegenden
Urständ- oder Eberhardkapelle
. Damit ersteht vor dem Auge das
alte, nach dem Modus der Benediktinerklöster
des XI. und XII. Jahrhunderts von
Kapellen flankierte Münsterportal (Wüscher).
Im Verlauf des XVIH. und auch im
XIX. Jahrhundert, bis zur Aufhebung der
Klosterpflegerei in den Fünfzigerjahren, war
hier der Klostervogt untergebracht. Jetzt
ist die westliche Hälfte wieder einem Geistlichen
, die östliche dem Organisten am
Münster eingeräumt. Das Haus ist nämlich
scharf in zwei Teile geteilt, die sich im
Grundriss und in der Ausstattung vollständig
gleichen. Beidseitig betreten wir durch
je ein Rundbogentörli zuerst die geräumige,
gepflästerte Flurhalle, deren Unterzug durch
eine Holzsäule gestützt ist. Im östlichen
Teil ist hier noch ein getäfelter, ansehnlicher
Wohnraum eingebaut, mit Stuckleistendecke
. Die Wohnräume in den zwei
Stockwerken sind sehr einfach gehalten.
Die Getäfel, mit Hohlkehlen versehen, stammen
wahrscheinlich von einem späteren
Umbau im XVIH. Jahrhundert. Sie sind
ausserdem nüchtern und kalt gestrichen.
Äusserlich präsentiert sich das Gebäude am
Nordwesteingang zum Münsterareal sehr
kraftvoll und in bewusster Breite. Es wird
von zwei stattlichen Zinnengiebeln überhöht
und von starken Eckpfeilern flankiert.
Das ehemalige Zeughaus, heute Regierungsgebäude
an der Beckenstube (Tafel 41).
Eine lateinische Inschrift am Hause meldet
ausdrücklich, dass das Gebäude als
„Armamentarium" (Zeughaus) errichtet und
1617 vollendet worden sei, durch Oberbaumeister
Joh. Jak. Meyer, den wir vom Hause
zum „Turm" und vom „Ochsen" her kennen.
Das Gebäude überrascht durch seine Ausdehnung
. Drei mächtige „Böden" ohne
weitere Ausschmückung erheben sich übereinander
. In der Südostecke des Blockes
befand sich der runde Treppenturm mit
Schnecke bis zum Umbau von 1913—14. Die
einfache, grosse Fassade gegen das Münster
hinunter zeigt in jedem Stockwerke vier
gekuppelte Doppelfenster mit Rundböglein.
Etvvelcher Monumentalschmuck ist auf die
Fassade gegen Norden beschränkt. Über
dem vornehmen, mit polychromen Reliefwerk
ausgestatteten Steinportal sitzen auf
steinernen Gurten wieder die schönen,
gekuppelten Doppelfenster, diesmal mit
Schmuckgitterchen. Im zweiten Stock folgt
der Wappenbock in architektonischem Rahmen
. Die Zinnen am Treppengiebel tragen
kleine Ziervoluten. Die aufgemalten Frucht-
XXVI
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