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kränze stammen aus dem XIX. Jahrhundert.
Man wundert sich, wie das kleine Schaffhausen
dazu kam, solche Vorräte an Kriegszeug
anzuschaffen, zumal damals ein jeder
wehrhafte Mann verpflichtet war, eigene
Waffe mit Kraut, Loth, Pulver und Blei
zu halten.
Der Fassadenaufriss wurde mit Ein-
zeichnung einiger früherer Zustände (Fenstergitter
und alte Zeughaustüre) nach einem
Plane von alt Kantonsbaumeister J. Bahn-
maier vom Jahre 1887 angefertigt.
Das Kaufhaus am Herrenacker
(Tafel 42).
Das städtische Kornhaus oder Kaufhaus
wurde 1679 erbaut, da sich die offene
Bogenhalle unter dem Rathaus für den öffentlichen
Kornverkauf als zu klein erwiesen
hatte. Dem neuen Gebäude am Herrenacker
musste allerdings ein anderes öffentliches
Gebäude Platz machen: „Der Stadt Werk-
hus", das bis zur Fertigstellung des oben
beschriebenen neuen Zeughauses hier das
Rüstzeug zu bewahren hatte. Unter diesem
Rüstzeug figurierten nach einem Inventar
von 1479 auch zwei Schlangenbüchsen mit
der besonderen Bemerkung: „kamen von
Granse, als sie dem Hertzogen von Bur-
gunden angewunnen wurden".
Das Kaufhaus präsentiert sich mit zwei
durchaus gleichen Fünfachsenfassaden nach
zwei Seiten. Die grossen Rundbogenportale
sitzen in der Mittelachse, über ihnen das
Stadtwappen: der Bock in Steinrelief mit
Steinmetzzeichen. Zwei kleinere Türen flankieren
und zwischen den drei Portalen erhellen
grosse Bogenfenster die geräumige
Erdgeschosshalle. Die beiden Erdgeschosse
sind in kräftigen Rusticaquadern aus Kalkstein
gehalten. Die übrige Fassade ist von
schöner, vornehmer Regelmässigkeit. Die
strenge vertikale Einteilung wird durch
kräftige Doppelgurten horizontal gemildert.
Die Fenstereinfassungen sind gekehlt. Im
Dache erhebt sich die Aufzuglukarne mit
Flaschenzug.
Sämtliche „Böden" im Innern sind mit
rauhen Balkendecken abgedeckt; die mächtigen
Unterzüge werden durch sechs starke,
gotisch profilierte Eichenholzsäulen gestützt.
Das Erdgeschoss war selbstredend gepflastert
. Die Halle ist sehr hoch und hell und
macht einen imposanten Eindruck, trotzdem
jeglicher Aufwand an Schmuck fehlt.
Das Haberhaus
an der Neustadt (Tafel 43).
Die Dreiaxenfassade gegen das Stadtinnere
ist von hervorragender Klarheit und
Symmetrie und durchaus im Sinne der Gotik
durchgeführt, sowie ganz dem Nutzzweck
des Gebäudes angepasst, das als Lagerhaus
für Hafer und Gerste diente. Der begüterte
Josua Baumann Hess es, wie eine Jahrzahl
und die Allianzwäppchen der Baumann und
Peyer am mittleren Torbogen erweisen, 1593
erbauen. Heute gehört es der Stadt. Die
Bogen im Erdgeschoss zeigen über festen
Holzgittertüren kräftige,eiserne Oblichtgitter
in Rautenform. Durch den äussersten Bogen
links geht heute ein öffentlicher Durchgang
zum ehemaligen Stadtgraben, der „Habergang
". Die zwei Geschosse über den Bögen
weisen in der Mittelachse schöne, gotisch
gefaste Kreuzstockfenster, links und rechts
starke, rundbogige Aufzugstüren auf.
Unsere zeichnerischen Aufnahmen präsentieren
uns den Grundriss des Gebäudes
ohne den Durchbruch des Haberganges. Wir
treten in eine grosse dreiteilige Halle mit
zwölf Gewölbekappen, die von vier Steinsäulen
getragen werden. An der vordersten
entdecken wir nochmals die Allianzwäppchen
mit der Jahreszahl 1593. Genau in der
Mitte der Halle steht der kreisrunde Treppenturm
von ansehnlichem Durchmesser. Drei
spätgotisch gefaste Steintüren führen zur
Wendeltreppe. Die oberen Böden weisen
nichts Besonderes auf; es seien denn im
zweiten Boden die Spuren des alten Wehrganges
zu erwähnen, der von Tor zu Tor,
durch die Häuser hindurch, die Verbindung
zu vermitteln hatte. Eine Stockmauer führt
quer durch die Mitte des Hauses und hoch
über das Dach hinaus. Die zwei Dachhälften
lehnen sich als Pultdächer an. Der
Keller, heute nunmehr von der Grabenstrasse
zugänglich, ist besonders berühmt;
hiess doch das Haus lange Zeit „zum tiefen
Keller". Er weist ein prächtiges Tonnengewölbe
auf und war früher direkt durch
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