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steinerne Stufen vom oberen Erdgeschoss
aus zugänglich. Die Treppe ist bis zu einem
Podestabsatz, von wo sie wahrscheinlich in
einem zweiten Abschnitte weiterlief, heute
noch sichtbar.
Auch hier in diesem Keller vermutet
man in einer heute vermauerten Bogentüre
an der Ostseite den Anfang eines unterirdischen
Ganges zu Kloster und Kastell.
Härder berichtet, dass alte Leute zu seiner
Zeit vorgaben, in diesem Gange bis zur
Beckenstube vorgedrungen zu sein.
Das Lagerhaus
Ecke Repfergasse-Rosengässchen (Tafel 44).
Es ist ein typisches Stapelhaus aus dem
XVII. Jahrhundert, vermutlich den
Beyern gehörig (ein steinernes Allianzwappen
an einem Törlein der Giebelseite weist
die Wappen der Peyer und v. Ziegler und
ein weiteres am Tor im ersten Stock das
der Peyer und Stokar auf). Hierauf war
es längere Zeit städtisches Stapelhaus und
ist heute im Besitz der Weinhandlung
Gebrüder Siegrist. Auf der Seite der Repfer-
gasse liegt das grosse Einfahrtstor in Rustica-
quadern; in der nämlichen Axe zwei weitere
Einfahrtstore und darüber eine besonders
grosse, malerische Aufzugslukarne.
Der mächtige Giebel geht auf das Rosen-
gässchen. Die in den fünf Fenstergesehossen
regelmässig verteilten ovalen „Ochsenaugen"
geben ihm ein für Schaff hausen ungewohntes
Aussehen, das direkt an die grossen Fruchtspeicher
in Ulm und Augsburg, die grossen
Handelszentren, mit welchen Schaffhausen
in direktem Verkehr stand, erinnert. Das
Innere ist das bei diesen Stapelhäusern
übliche: Geräumige Geschosse, die Balkendecken
mit Unterzügen, durch Holzsäulen
gestützt. In der Zeichnung ist die kleine,
aber gut proporzionierte Bürgerhausfassade
des Nachbarhauses hinzugefügt.
Die Patriziersitze vor der Stadt.
Durch den Zusammenschluss der kleinen
Städterepubliken zu gegenseitigen
Schutzbündnissen und zu grösseren Landesverbänden
hatte die öffentliche Sicherheit
auch ausserhalb der Stadtmauern erheblich
zugenommen. Die Lustbauten auf den
Weinhügeln rings um die Städte mehrten
sich. Gleichzeitig mit der Renaissance war
der neue Lebensstil, das ländliche, seig-
neuriale Sommerleben, auch in unserm
Himmelsstrich aufgekommen. Zudem erlaubte
diese Mode den Begüterten, sich der
Bewirtschaftung ihrer Weinberge und Gärten
viel lebhafter und energischer zu widmen
, als das bei der manchmal beträchtlichen
örtlichen Entfernung aus der Stadt
herauf möglich gewesen wäre. Immer finden
wir daher bei diesen Landsitzen Trotten
und mächtige Kellerbauten — und ein
Türmli mit heller Glocke auf dem First, als
zweckmässiges Vorrecht für junkerliche
Sitze. Die Namen dieser Sitze, wie Engelgut
, Gloggengut, Kronengut, Weissturmgut
und Korallenbaumgut u. a. erweisen anschaulich
ihren Zusammenhang mit dem
ursprünglichen Stammsitz in der Stadt.
Im Gebiete von Neuhausen.
Der Aazheimerhof
(Tafeln 45 und 46).
Der Hof war der Sommersitz der Äbte von
Rheinau, in einem kühlen, gegen Süd
geöffneten Waldwinkel gelegen, mit Blick
auf das Kloster. 1598 durch Abt Wehrlin
von Greifenberg, einem gebürtigen Frauenfelder
, erbaut, präsentiert sich das stattliche
Haus mit mächtigen Staffelgiebeln ganz als
spätgotisches Junkerhaus geistlicher Observanz
. Über dem Rundbogenportal in der
Mitte der Fassade ist ein schön erhaltenes
Relief spätgotischer Arbeit (zwei Stifterfiguren
links und rechts von Rheinauerwappen
), eingelassen. Kräftig unterstreicht
ein Steingurt die Fenstergruppen im Ober-
geschoss; Sonnenuhr und Wasserspeier vervollständigen
das währschafte Bild.
Das Innere des Hauses ist schon vom
Keller auf in zwei gleiche Teile geteilt,
links in den Pächterteil, rechts in die Försterwohnung
. Wertvolle Innenausstattungen
sind indes hauptsächlich im zweiten Stockwerk
zu sehen. So im Saal der Südost-Ecke
eine sehr schöne, schwere Kassettendecke
mit geschnitzten und buntbemalten Wap-
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