http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_06_1918/0032
seite des grossen Hofplatzes, die Rebmannwohnung
, sowie andere Ökonomiegebäude
rücken auf der Westseite, an der Stelle,
wo früher zur Zeit der Mauerumfassung ein
Schlupftörchen in die Felder führte, wieder
näher an den Hauptkomplex. Die Fenster
der Fassaden sind noch ziemlich die alten:
Doppelfenster und gotisch gefast. Der Querbau
gegen Norden ist nur einstöckig. Dicht
neben dem heutigen, hochgelegten Portalvorbau
, in der Ecke von Hauptgebäude und
Querflügel, führte die gepflästerte Durchfahrt
durchs ganze Haus hindurch bis zum
Brunnen im Garten, wo mit den Wagen
„geränkt" werden konnte. Der Brunnen
ist hübsch; die reichgeschmückte Säule
trägt die Jahrzahl 1683. Von dieser Durchfahrt
aus gelangte man vor Erstellung des
neuen Einganges an der Nord-Fassade zuerst
in den Vorplatz, wo die Treppe zum oberen
Stockwerk ansetzt. 1907 wurden hier Freskomalereien
(wahrscheinlich aus dem Anfang
des XVI. Jahrhunderts, den Ritter St. Georg
in spätgotischem Rankenwerk weisend) entdeckt
und neu aufgefrischt. Zum grossen
Erdgeschossaal im Osten, dem Prunkstück
der Sonnenburg und der ganzen reichbürgerlichen
Wohnkunst Schaffhausens, führt
ein elegantes, säulenflankiertes Stuckportal
mit den erwähnten Wappen der Peyer und
v. Ziegler. Hier breitet sich die überaus reiche
Stuckdecke aus, die zusammen mit den
geschmackvoll aufgestellten alten Möbeln
den Geist der früheren Bewohner in der Vorstellung
zurückzurufen vermag. Die Decke
misst 8.70 m in die Länge und 7.60 in in die
Breite. Ein plastisch ornamentierter Unterzug
teilt sie in zwei Hälften und jede derselben
besteht wieder aus drei Hauptmotiven. »So
entstand ein ausserordentlich reiches, geometrisches
Linienspiel, abgesehen vom Reichtum
des die Nebenflächen füllenden Rankenwerkes
. Bei der Ausführung der figürlichen
Plastik hat der Künstler religiöse Themata bevorzugt
. Sie beziehen sich alle auf tiofreligiöse
Grundgedanken und die beigegebenen, lateinischen
Sentenzen bekräftigen sie. Das
vor ein paar Jahrzehnten geübte Experiment
, der Stuckdecke mittelst einer braunen
Lasur „Holzfarbe" zu verleihen, kann nicht
als glücklich bezeichnet werden. Die Formen
würden sich im Weiss des Stuckes
viel klarer abzeichnen.
Im ersten Stock besitzt die Sonnenburg
in der Wohnstube ein prächtiges, pilaster-
geschmücktes Getäfel mit eingebautem
Büffet, sowie einen vorzüglich erhaltenen,
polygonen, reichfarbigen sog. Pfauofen mit
Aufsatz und Ofensitz, datiert mit 1675 und
geschmückt mit den Allianzwäppchen der
Peyer und v. Ziegler. Im dahinter liegenden
Zimmer sind die schönen Türeinfassungen
und Eckkästen zu erwähnen. Weniger reich
ausgestattet ist der zweite Stock. Man erkennt
in der westlichen Hälfte den Saal mit
Stuckbalkendecke, heute mehrfach unterteilt
. In einem kleineren Zimmer an der
Südfassade sind lustige Landschaften auf
die hölzernen Brüstungstäfer gemalt. Auf
dem gleichen Boden lag die Küche und zwar
gegen Süden, gegen die Gartenseite. Sie war
nur klein, wie man dem in grossen Häusern
oft begegnete.
Ein hübsches Aquarell der Sonnenburg
aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts
ist im Besitz des Hauses und zeigt den
Landsitz von Süden, vom Garten her. Er
muss inmitten des reichen Kulturlandes und
der herrlichen Bäume ein wirklicher Sonnensitz
, eine rechte Sonnenburg gewesen sein.
Das Haus zum Weissturmgut
Stokarbergstrasse 62 (Tafel 50).
Das nur mittelgrosse Landhaus ist dicht
an die Strasse gebaut, und sein grosser,
stiller Garten, der unauffällig in die frühere
Rebhalde übergeht, ist durch eine Mauer mit
Eingangstörlein gegen die Aussen weit abgeschlossen
. Der Hauseingang mit spätgotischem
, steinernem Türgericht liegt in der
Mitte der Nord-Fassade und führt über die
schmale Stiege direkt in den ersten, früher
jedenfalls mitFliessen eingedeckten Vorraum
oder Vorsaal des ersten Stockes. Eine andere
Auffassung verlegt die ursprüngliche Treppe
an die Westwand des Hauses, als Freitreppe.
Eine schöne Stuckdecke mit kräftigem
Rankenwerk in wohl verteilten Feldern
weist in diesem Vorsaale auf die Art von
S. Höscheller hin. Stilvolle Möbel und alte
Bilder an den Wänden vervollständigen
die Stimmung des Raumes glücklich.
Die ehemalige Stuckbalkendecke über
der Wohnstube und dem Schlafzimmer an
XXX
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_06_1918/0032