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waschbare Tapete mit Haustierdarstellivngen
gibt dem einen Zimmer etwas traulich
Heimeliges.
Das Haus zum Generalengut
heute das Pfarrhaus der Steiggemeinde (Tafeln 53, 54
und 77).
Ein ansehnliches Ölbild in der „Sonnenburg
" stellt unser Haus zum Generalengut
von der Strasse gesehen dar. Die
kostümlichen Anhaltspunkte, welche die
Staffage des Bildes liefert (eine herrschaftliche
Karosse, ein Trüppchen Kinder und
Gaffer um einen Bärenführer etc.) lassen
das Bild in die Jahre um 1780 datieren.
Das schöne Steinportal rechts vom Hause
in der Gartenmauer existiert auf dem Bilde
noch nicht, dafür trägt die Südfassade
reiche, ornamentale Bemalung über den
Fenstern, die inzwischen verschwunden ist.
Das Innere des Hauses zeigt klassizistischen
Charakter. Als Erbauer wird jener
General Pfister genannt, dem auch die Erstellung
des Seitenflügels im „Grossen Haus"
zugeschrieben wird. Von ihm leitet sich
auch die Bezeichnung des Hauses „zum
Generalengut" ab. Lange Jahre wohnte sein
Grossneffe, der bekannte Bürgermeister von
Meyenburg, Politiker und Tagsatzungsmann
der Mediationszeit, hier.
Das Haus ist grosszügig angelegt: Nach
aussen einfach, aber vornehm, nach Innen
geräumig und hell. Die Hauptzimmer liegen
naturgemäss gegen Süden an der Hauptfassade
. Sie weisen alle hochangelegte, an
Hohlkehlen gesetzte Decken mit den klassizistischen
Bordüren auf.
Die Balustertreppe zum ersten Stock
setzt mit einem artig geschweiften Treppenpfosten
ein, und führt in halbrunder Wendung
zum Vorplatz des ersten Stockes, der
mit Sandsteinfliesen eingedeckt ist. Wir
betreten zuerst den grossen Saal gegen Osten.
Die einfache Decke trägt in der Mitte in
schönem Oval das Sonnenmotiv, welche
geometrische Form sich übereinstimmend
im tannenen Boden in dunklen Hartholzfriesen
wiederholt. Noch steht der elegante
Louis XVI.-Ofen mit hübschem Puttchenmedaillon
. Der Saal ist erst seit kurzer Zeit unterteilt
. An der Südfront entlang wiederum
schöne hohe Zimmer, an der Nordseite das
Sekret, ein Luxus für jene Zeit; denn erst in
dieser etwas verfeinerten Epoche fing man an,
diesem Örtchen in den Landhäusern einen
bestimmten Raum anzuweisen. Vordem wurden
sie ausserhalb des Hauses erstellt. Noch
ist des geräumigen Dachraumes Erwähnung
zu tun, der vorne gegen Osten zwei hübsche
Mansardenzimmerchen eingebaut erhielt. Im
Zimmerchen rechts hängt noch die weiss
und grün gestreifte Empiretapete am Wändchen
. Das schöne Walmdach mit koketten
Rundlukarnen verleiht dem Hause überhaupt
seinen vornehmen, abgeschlossenen
Charakter, den der Besucher lebhaft empfindet
, wenn er ins gepflästerte Vorplätzchen
hinter dem Gartentor tritt, wo der
kleine Brunnen plätschert, und der Blick
sich wohlig im kühlen, dunkeln Buchsbaumgang
verliert. — Leider ist auch der Garten
vor wenig Jahren arg vernüchtert worden.
Das Haus zum Engelgut
auf der Steig (Tafel 55).
Dieser Sitz ist ein vorzügliches Beispiel
der Anwendung des Mansardendaches.
Das Äussere des Hauses entbehrt eigentlich,
vom Wappen über der Türe abgesehen, des
Schmuckes. Dennoch wirkt es, dank seinem
würdigen Mansardendache, so eindeutig
vornehm, dass nicht einmal die moderne
Veranda an der Ostseite dagegen aufkommen
kann. Der prächtige Terrassengarten
hoch über der Stadt, sowie die herrlichen
Kastanienbäume tun ihr Übriges, um das
an sich bescheidene Haus zum Herrschaftssitz
vor der Stadt zu stempeln. Ein Schalch,
der „Bordeaux-Schalch" genannt, wird als
Erbauer genannt. Sein Wappen sitzt über
der Haustüre und zeigt die Jahrzahl 1782.
Er soll sich am Hause „überbaut" haben.
Ein Zunftmeister Schalch nahm es ihm ab,
bis es 1836 durch den bekannten Kunstfreund
und Kunstförderer Schaffhausens,
Bernhard Keller aus dem „Engel" erworben
wurde. Er gab dem heutigen Terrassengarten
die Gestalt, hauptsächlich durch Einbezug
und Abbruch des fröhlichen, kleinen
Häuschens an der Steigecke, das „Hoch-
mütli" genannt. Auf älteren Plänen sehen
wir noch deutlich die Einfahrt mit den
XXXII
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