http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_06_1918/0039
Auch das kleine Blumengärtlein am westlichen
Ende gegen die Beckenstube fehlt
nicht. Es liegt genau an der Stelle, wo es
sich heute noch befindet. — Die beiden Sääle
an der Ostseite, heute vereinigt, weisen
schön eingelegte Getäfel auf, die heute leider
arg mit Ölfarbe verstrichen sind.
Das langgestreckte, in einem rechten
Winkel gebrochene Gebäude ist durch ein
schön geschwungenes Walmdach mit breiter
Dachuntersicht abgedeckt. An dieser letzteren
soll, nach Mitteilung des verstorbenen Besitzers
, Herrn Mayer zum Thiergarten, bis in
die Fünfzigerjahre noch die aufgemalte Tierjagd
in Renaissanceart sichtbar gewesen sein.
Von dieser entlehnte das Haus wohl seinen
Namen. Eine andere Version behauptet,
dass hier die Verwaltung über den Thierbestand
des Klosters Sitz gehabt und dem
Hause seinen Namen verliehen habe. Bis
vor einem Jahrzehnt schmückte ein grosses
Gemälde (einen Thiergarten darstellend) von
J. J. Oechslin, dem Schaffhauser Maler und
Bildhauer, den Giebel zwischen den zwei
Erkertürmen. Bleibt noch im Erdgeschoss
des Südflügels zu erwähnen das kleine Lokal,
überdeckt durch ein Kreuzgewölbe mit steinerner
Säule in der Mitte. Man nannte es
die „Metzg".
Der Thiergarten ist seit der zweiten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts ein bekanntes
Bierhaus. Im schönen, gepflasterten
Höfchen, von Akazienbäumen überschattet,
ist die Gartenwirtschaft eingerichtet.
Das Haus zur Hoffnungsburg
Neustadt Nr. 40 und Ackergässli (Tafeln 72 und 73).
Die Gesamtanlage des Hauses mit Hof
und Hoftor, Garten und Gärtnerhaus
veranschaulicht eine kleine Seigneurie inmitten
der Stadt. Der eine Erker gegen
den Herrenacker, ein schöner, zweigeschossiger
mit zierlichem Helm ist datiert mit
1726 und trägt den vormaligen Hausnamen
„Zum Ackergässli". Der andere gegen die
Neustadt zeigt die Jahrzahl 1764. Wir haben
es also mit zwei Häuserteilen zu tun, von
welchen der westliche der neuere, elegantere
ist und mit dessen Baudatum wohl die
heutige Gesamtanlage von Hof und Garten
zusammenfällt.
Im XVI. Jahrhundert wohnten bis 1613
die Peyer hier; um 1520 Bürgermeister
Hans Martin Peyer, dessen Konterfei wir
durch Tobias Stimmers Hand kennen; nach
ihm seine Erben. Von 1613 an dann die
v. Ziegler. Das XVIII. Jahrhundert bringt das
Haus in den Besitz derer von Mandach.
Sie sind es vermutlich, die dem Hause die
heutige Gestalt gaben. Vor allem dem Kriegsherrn
Johann Conrad von Mandach, Obherr,
dürfen wir wohl die Gesamtanlage zuschreiben
. Seine Ehefrau, geb. Kath. Peyer
blieb im Haus bis 1833. Seit 1892 ist Besitzerin
Frau Vetterli-Habicht. Das Haus
ist heute unter ihrer und ihres Sohnes verständnisvoller
Obhut.
Zwei tiefe Keller mit Tonnengewölben,
ein vorderer und ein hinterer, weisen wieder
auf das Herauswachsen eines neueren, westlichen
Hausteiles aus dem hinteren, älteren
Kerne hin. Wir betreten von der Neustadt
her den neuen Teil durch das schöne Portal
dicht unter dem Erker und gelangen zuerst
in den Flur, dessen Decke durch einen
kräftigen Unterzug geteilt, bereits hübsche
Antragarbeit im Rokokostile zeigt. Dem
nämlichen Motiv begegnen wir in der Folge
in fast allen Räumen und an den Treppenläufen
. Ein hüsches Rokokogitter teilt den
Flur in einen vorderen und in einen hinteren,
von welch letzterem aus dann ein paar
Stufen, hübsch von zwei Gittern flankiert,
in den Hof und Garten führen. In der Tiefe
des Flurs stossen wir auf den ältereren
Hausteil, der heute eine Reihe von Schreibstuben
und Magazinräumen mit Stuckdecken
enthält. Von diesem Hausteile aus führt
ein grosser Rundbogen zum Hof, vermutlich
der Rest des ehemaligen, gepflasterten Hausflurs
vom alten Kaufmannshause. Der kleine,
gepflasterte Hof ist von der Neustadt her
durch ein besonderes Hoftor extra zugänglich.
Das Haus mit seinen zwei Flügeln präsentiert
sich von hier aus besonders vornehm
und geschlossen, mit Ausnahme der modernen,
zweigeschossigen Veranda am Ostflügel.
Hinter dem Hofe beginnt der Garten, durch
eine mannshohe Mauer mit einem Holzgittertor
in der Mitte gegen den ersteren abgeschlossen
. A.uf der Mauer thronen vier keck
gearbeitete Büsten in Ton, die vier Jahreszeiten
darstellend. Die vierte (der Winter) ist
leider dem Veranda-Anbau zum Opfer ge-
XXX VTI
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_06_1918/0039